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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann
Autoren: Burgess Gemma
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Französischnotizen borgte, und wir wurden Freundinnen, als sie mit einem Freund von Peter zusammen war. Die Beziehung hat nicht gehalten, aber unsere Freundschaft schon. Plum hatte einen viel größeren Freundeskreis als ich, während ich in der Beziehung mit Peter nicht viele neue Leute kennenlernte… Ich frage mich, ob das der Grund ist, warum ich manchmal unsicher in Gesellschaft bin.
    Hm.
    Plum hatte schon immer ein sonnigeres und unbekümmerteres Gemüt als ich, obwohl die Männergeschichten sie in den letzten Monaten– oder waren es Jahre?– heruntergezogen haben. Plum ist sehr hübsch und hat ein perfektes Lächeln, fast amerikanisch. Ich musste jahrelang eine Spange tragen, und meine Zähne sehen trotzdem noch ein wenig schief aus.
    » Jedenfalls«, fährt Plum fort in lässigem Ton, während sie ihre hellbraunen Haare mit den Fingern nach hinten kämmt und einen Schmollmund im Spiegel zieht, » habe ich ihr gesagt, dass das dumm war. Ich meine, vielleicht hat er sein Handy verloren. Oder er hat ihre Nummer nicht richtig eingegeben. Es könnte hundert Gründe geben, warum er sie nicht anrufen konnte. Das sage ich mir jedenfalls immer in so einer Situation.«
    Ich nicke, unsicher, was ich erwidern soll. Als ich noch kein Single war, habe ich diese Seite von ihr nie bemerkt– die Männerbesessenheit.
    » Vielleicht sollte ich einfach nach Yorkshire zurückgehen«, murmelt sie traurig. » In London gehen mir allmählich die Männer aus. Meine Mutter wäre sicher begeistert.«
    » Sei kein Idiot«, sagt Sophie sanft. Sie ist der einzige Mensch, den ich kenne, der zu anderen » Idiot« sagen kann, ohne unfreundlich zu klingen.
    Sophie ist, wie ich schon sagte, zwei Jahre jünger als ich. Als Kinder waren wir beide sehr schüchtern und verbrachten viel Zeit mit Lesen und Zeichnen in intensivem, kreativem Schweigen. Aber mit zwölf entwickelte Sophie diese ruhige Zuversicht, während ich leise blieb und anfällig für innere Panik. Ein paar Jahre lang war ich neidisch auf sie– sie wurde viel öfter zu Partys eingeladen, und egal, was sie tat, sie war nicht fähig, platonische Freundschaften mit Männern zu pflegen, während ich deprimierend gut darin war–, aber das legte sich bald. Und inzwischen liebe ich sie über alles. (Ein Glück, sonst hätte es problematisch werden können, dass ihre Verlobung mit meiner Trennung zusammenfiel.) Wir sehen uns sehr ähnlich: glatte dunkelbraune Haare, schlank, aber total unsportlich, blaue Augen. Sophie hat wie Plum schönere Zähne als ich.
    » Scheiße, du hast leicht reden, schließlich bist du diejenige, die mit fünfundzwanzig heiratet«, sagt Plum.
    Sophie erwidert nichts darauf. Sie hat mir einmal erzählt, dass es ihr peinlich ist, dass sie vor uns beiden heiratet. Das ist typisch Sophie. Sie ist der liebste Mensch, den ich kenne.
    Plum probiert nun selbst den Trench an und betrachtet ihr Spiegelbild mit diesem objektiv-kritischen Blick, den Frauen beim Einkaufen haben, zum Beispiel wenn sie das Obst im Supermarkt mustern. » Scheiße, ich sehe aus wie Inspektor Clouseau«, sagt sie. (Plum muss in ihrem Job voll da sein, was wohl einer der Gründe ist, warum sie flucht wie ein Matrose mit Tourette-Syndrom, wenn sie mit uns zusammen ist; ein anderer Grund ist, dass sie einfach gut im Fluchen ist.)
    Ich nehme ein dunkelblaues Minikleid in die Hand. » Das hier vielleicht? Mit einem Gürtel?«
    » Ich habe meine Gürtelphase hinter mir«, sagt Plum. » Und auch meine Kleiderphase. Die sind so unflexibel. Heute kombiniert man Einzelteile. Aber das Kleid ist okay, in Kombination mit Tropfenohrringen und schicken Ballerinas.«
    » Ich besitze weder Tropfenohrringe noch schicke Ballerinas«, sage ich traurig. » Wie kann ich mein ganzes verdammtes Leben lang shoppen gehen und trotzdem nichts zum Anziehen haben?«
    Ich hole mein Notizbuch hervor und schreibe » Ballerinas, Ohrringe« auf eine Seite, die speziell für Modetipps reserviert ist.
    » Wie findet ihr das?«, fragt Sophie, die aus der Umkleidekabine kommt. » Das ist nicht offenherzig, sondern informativ.« Ihr Kleid ist ausgeschnitten bis unter die Brust.
    » Wann zum Teufel gehen wir eigentlich mal los und suchen für dich ein Brautkleid?«, fragt Plum, plötzlich munter geworden.
    » Wir?«, entgegnet Sophie zweifelnd.
    » Du brauchst mich. Ich bin deine andere große Schwester«, erklärt Plum entschlossen, legt den Arm um Sophie und führt sie zurück in die Umkleidekabine. » Ich lasse die
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