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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann
Autoren: Burgess Gemma
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handelt.
    » Cool, distanziert…«, überlege ich laut, während ich ihn beobachte. » Muss ich das für immer sein? Eines Tages werde ich mich wieder verlieben, hoffe ich jedenfalls, und dann werde ich über so was nicht mehr nachdenken müssen… richtig? Beispiel: Muss ich an meiner Hochzeit daran denken, cool zu sein und distanziert?«
    Sein Handy summt wieder. Die nächste SMS . Er liest sie und zieht eine Augenbraue hoch, bevor er den Kopf wieder zu mir dreht und meine Frage verarbeitet.
    » Denk nicht daran, dich zu verlieben. Du darfst nicht einmal dieses Wort benutzen. Liebe und Dates sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Und denk nicht an Hochzeit. Nie«, entgegnet er und schnappt sich vom Couchtisch seine Brieftasche und seinen Schlüsselbund. Er wirft mir die Fernbedienung zu, und ich fange sie sicher auf. Ja! Zwei gehalten von zwei. » Ich muss weg. Hab eine Verabredung.«
    » Habe ich mir gedacht«, sage ich. » Heißt das, meine Lehrstunde in Wie verhalte ich mich bei einem Date? ist beendet?«
    » Ein Date ist nach ein paar Stunden vorbei.« Robert nimmt seine Jacke aus dem Dielenschrank. » Das ist keine große Sache, also mach nicht mehr draus, als es ist.«
    » Aber was, wenn ich nicht distanziert sein kann? Beziehungsweise nicht cool bin?«
    Robert bleibt kurz in der Tür stehen, dreht sich zu mir um und grinst.
    » Dann tu so, als ob.«

Kapitel 3
    Als ich am nächsten Morgen das Büro betrete, wird mir klar, dass Robert wirklich recht hatte. Ich bin mir sicher, Sie sind bereits zu demselben Schluss gekommen: Es war kein gutes Date. Ich werde versuchen, es als Erfahrung abzuhaken, statt darin meine » Dann-werde-ich-wohl-einsam-und-verlassen-enden«-Theorie bestätigt zu sehen, weil das in den Wahnsinn führen kann.
    Mein Büro liegt sehr zentral, an der Grenze zu dem Stadtteil Blackfriars. Ich arbeite als Finanzberaterin in einer Investmentbank. Als solche muss ich alles über den Börsenmarkt wissen, um unseren Wertpapierhändlern und Kunden zu helfen, Geld zu verdienen.
    Anfangs liebte ich meinen Job. Ich liebte es, an Informationen zu kommen, die niemand besaß. Ich kam mir vor wie ein kleines Trüffelschwein, das nach Prachtexemplaren stöberte. Dann kam die Wirtschaftskrise, und es gab keine Trüffel mehr, was es mir schwer machte, meinen Enthusiasmus beziehungsweise meine Motivation aufrechtzuerhalten. Und dann wurde mir klar– erst ziemlich spät, was mir recht oft passiert–, dass mein Job nichts mit Recherche zu tun hat, sondern nur damit, reiche Leute noch reicher zu machen. Was mich nicht wirklich kickt. Aber wer weiß, vielleicht soll Arbeit gar keinen Spaß machen?
    Großes Geständnis: Ich habe damals nur in der Bank angefangen, weil sie auf der Jobmesse an der Uni einen Stand direkt neben der Bar hatte.
    Das ist kein Scherz. Ich habe ein schwieriges und im Grunde unnützes Diplom in Altfranzösisch. Die Jobmesse war stressig und irgendwie demütigend. Plum und ich setzten uns an die Bar in der Happy Hour, die beiden Investmentbanker am Stand daneben wurden auf uns aufmerksam, und nach unserer zweiten Flasche Wein zum halben Preis kamen sie zu uns herüber und sprachen unsan.
    Ich wusste damals nicht, was ich sonst hätte anfangen sollen mit meinem Leben, und die Verdienstmöglichkeiten klangen ziemlich gut, also bewarb ich mich für das Trainee-Programm, wurde zugelassen, erwarb ein paar Qualifikationen, und nun bin ich Finanzberaterin. Ich stecke mitten auf der Karriereleiter, von deren Existenz ich nichts ahnte, bis ich sie erklommen hatte, fest.
    Mein Arbeitsplatz ist in einer ruhigen Ecke eines sehr großen, sehr grauen Großraumbüros in der sechsten Etage. Meine Chefin, Suzanne, ist Geschäftsführerin und hat ihr eigenes Büro (mit Glasfront, damit sie uns im Auge behalten kann). Ich arbeite in einem kleinen Team, das auf Luxusanleihen spezialisiert ist, mit zwei weiteren Beratern, Alistair und Charlotte. Um uns herum sitzen die anderen Teams: Pharma, Autoindustrie, Banken, Bau, blablabla.
    Heute Morgen, es ist noch nicht mal sieben, bin ich die Erste unseres Teams im Büro. Der Arbeitstag beginnt für Finanzberater sehr früh. Das ist nur eines der Dinge, die ich an meinem Job nicht mag.
    Ich setze mich an meinen Schreibtisch, schalte den Laptop ein und seufze. Oh, Neonlicht, wie ich dich hasse. Ich schwöre, die Leuchte über mir flimmert und brummt anormal laut. Wenigstens braucht unser Team nicht an dem Sales Meeting um 7:15 Uhr teilzunehmen. Stattdessen muss ich nur
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