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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst
Autoren: Laura Beck
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Vielleicht – wenn du nichts dagegen hast . . . Wann ist sie gestorben?«
    Lara schaute sie mit leerem Blick an. »Vor sechs Wochen und zwei Tagen«, hauchte sie so leise, dass kaum jemand sie verstehen konnte.
    »Vor sechs Wochen«, wiederholte Simone für alle hörbar. »Das war furchtbar für dich. Es tut mir sehr leid.«
    Lara senkte den Blick.
    »Wenn du uns mehr über sie erzählen willst, kannst du das jederzeit tun«, fuhr Simone fort. »Das muss nicht heute sein.« Sie wartete eine Sekunde, aber Lara sprach nicht mehr. Sie starrte nur auf den Boden. Daher wandte Simone sich an die anderen. »Möchte irgendjemand etwas erzählen?«
    Die Stunde nahm ihren Fortgang, und manchmal streifte Fionas Blick Lara, die nur da saß und keinen Ton mehr sagte. Es war noch nicht einmal zu erkennen, ob sie zuhörte.
    Das erinnerte Fiona sehr an ihre eigene erste Gruppenstunde hier. Und manchmal war es noch heute so. Sechs Wochen. Das war genau die Hälfte der Zeit, die Anke tot war. Was hatte sie selbst vor sechs Wochen gemacht? Sie war bereits nach zwei Wochen hier in die Gruppe gekommen, also war sie vor sechs Wochen auch hier gewesen. Und vermutlich hatte sie genauso verloren gewirkt wie Lara.
    Heute war wieder einer dieser Tage, an denen sie sich kaum auf die anderen konzentrieren konnte. Drei Monate. Drei Monate war es her. Und es tat immer noch genauso weh wie am ersten Tag.

5
    » F rau Maur? Können Sie bitte zu mir kommen?«
    Die Gegensprechanlage auf Laras Schreibtisch krächzte ohne Vorwarnung los. Früher hatte ihr das nichts ausgemacht, aber jetzt zuckte sie jedes Mal zusammen. »Ja.« Sie drückte auf den Knopf. Schon wieder hatte sie es vergessen. »Ich komme sofort, Frau Stanitz.«
    Sie stand auf, ging zum Büro ihrer Chefin hinüber und klopfte an. Sobald sie die Aufforderung dazu gehört hatte, trat sie ein.
    Elisabeth Stanitz schaute auf. »Bitte.« Sie wies mit einer Handbewegung auf den Mandantensessel vor ihrem Schreibtisch. Normalerweise tat sie das nie. Lara blieb stehen, und die Rechtsanwältin gab ihr ihre Anweisungen.
    Verwirrt trat Lara auf den Sessel zu und setzte sich.
    Frau Stanitz lehnte sich zurück und schaute sie ernst an. »So geht das nicht weiter, Frau Maur.«
    Lara wusste nicht, was sie meinte. Sie schaute die Anwältin nur fragend an.
    »Sie wissen nicht, wovon ich spreche?« Frau Stanitz schob ihr eine Akte über den Tisch. »Davon.«
    Zuoberst in der Akte lag ein Brief, den Lara für Frau Stanitz beziehungsweise für einen Mandanten von Frau Stanitz geschrieben hatte. Er war über und über mit Korrekturen bekritzelt, so dass man den Originaltext kaum noch sah.
    »Ich –« Lara schluckte. »Das tut mir leid.«
    Elisabeth Stanitz nickte grimmig. »Mir auch.« Sie beugte sich vor, legte die Unterarme auf den Tisch und verschränkte die Hände. »Sie sind doch gerade erst aus dem Urlaub zurück, einem langen Urlaub, wie ich betonen möchte, der sehr überraschend für mich kam. Trotzdem habe ich ihn genehmigt, weil sie sonst immer sehr zurückhaltend mit Urlaub waren und sich nach meinem Terminkalender gerichtet haben.« Sie atmete tief durch. »Was natürlich selbstverständlich ist als meine Angestellte, aber ich habe unsere Zusammenarbeit immer sehr geschätzt. Sie waren eine wertvolle Mitarbeiterin.« Ihr Blick fixierte Lara scharf. »Das kann ich jetzt nicht mehr unbedingt behaupten.«
    Lara war für einen Augenblick wie gelähmt. Sie starrte Frau Stanitz an, die offensichtlich auf eine Antwort von ihr wartete.
    Ihre Chefin hob die Augenbrauen. »Haben Sie nichts dazu zu sagen?«
    »Ich –« Lara schluckte. »Es tut mir leid«, wiederholte sie.
    »Das sagten Sie schon.« Frau Stanitz lehnte sich zurück und begann mit einem Stift auf die Tischplatte zu trommeln. »Was ist los mit Ihnen?«, fragte sie. »Ich kenne Sie ja kaum wieder. Ich habe Sie immer als sehr verantwortungsbewusst empfunden. Im Gegensatz zu anderen waren Sie nicht nur damit beschäftigt, Party zu machen oder sich mit Ihren Freunden zu treffen, auf Facebook oder sonst wo. Ihre Freizeitbeschäftigungen über Ihre Arbeit zu stellen, wie das viele heutzutage tun. Aber im letzten Jahr –« Sie brach ab und musterte Lara misstrauisch. »Irgendetwas hat sich da geändert. Auf einmal schien Ihnen die Arbeit nicht mehr so wichtig zu sein.«
    Das war sie auch nicht, dachte Lara. Nur Maja war wichtig. »Ich habe mich immer bemüht, alles zu Ihrer Zufriedenheit zu erledigen«, antwortete sie steif.
    »Ja, das
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