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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker
Autoren: Agatha Christie
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Er sah sie erstaunt an. «Meinst du es im Ernst?»
    «Wieso nicht? Ich glaube, ich muss nochmal in Ohnmacht fallen.»
    «Liebling…» Bill zog sie wieder an sich. Er zitterte heftig. «Meinst du es wirklich ernst – ganz ehrlich? Du weißt ja nicht, wie sehr ich dich liebe!»
    «Oh Bill!»
    Es ist nicht notwendig, die Unterhaltung der nächsten zehn Minuten zu schildern. Sie bestand im Wesentlichen aus Wiederholungen.
    «Und du liebst mich auch?», fragte Bill ungläubig wohl zum zwanzigsten Mal, als er Bündel schließlich losließ.
    «Ja! Ja! Ja! Jetzt lass uns vernünftig sein! In meinem Kopf tobt und klopft es, und du hast mich fast zu Tode gedrückt. Ich möchte gern wissen, was los ist. Wo sind wir, und was ist passiert?»
    Zum ersten Mal begann sie, ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen. Sie waren in dem geheimen Versammlungsraum, stellte sie fest, und die grün bespannte Tür war zu und vermutlich verschlossen. Sie waren Gefangene!
    Bündels Blick kehrte zu Bill zurück. Völlig taub gegenüber ihren Fragen saß er da und sah sie hingebungsvoll an.
    «Bill, Liebling», sagte Bündel, «reiß dich zusammen! Wir müssen hier raus!»
    «Wie… Was? Ach, ja. Stimmt. Nicht schwierig.»
    «Das glaubst du nur, weil du verliebt bist. Mir geht es genauso. Als sei alles ganz leicht und einfach.»
    «Ist es auch», sagte Bill. «Jetzt, da ich weiß, dass du mich liebst…»
    «Hör auf», mahnte Bündel. «Wenn wir wieder damit anfangen, ist jede ernsthafte Unterhaltung unmöglich. Nimm dich zusammen und sei vernünftig! Sonst überlege ich es mir vielleicht anders!»
    «Das werde ich nicht zulassen. Du glaubst doch nicht, dass ich so dumm wäre, dich wieder laufen zu lassen?»
    «Du würdest mich doch hoffentlich nicht gegen meinen Willen festhalten», meinte sie würdevoll.
    «Nein? Nimm dich in Acht!»
    «Du bist wirklich ein Schatz, Bill. Ich hatte Angst, du seist ein bisschen zu nachgiebig, aber ich sehe, dass von daher keine Gefahr droht. Nach der nächsten halben Stunde wirst du mich schon rumkommandieren. Oh, Liebling, wir fangen wieder an, uns albern zu benehmen. Hör zu, Bill, wir müssen hier raus!»
    «Ich sage dir doch, das ist in Ordnung. Ich werde…»
    Er brach ab, weil Bündel warnend seine Hand drückte. Sie beugte sich vor und lauschte angestrengt. Ja, sie hatte sich nicht geirrt. Aus dem Nebenzimmer klangen Schritte. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und umgedreht. Bündel hielt den Atem an. Kam Jimmy, um sie zu retten – oder war es jemand anders?
    Die Tür öffnete sich, und der schwarzbärtige Mr Mosgorovsky stand im Türrahmen.
    Sofort stellte sich Bill vor Bündel. «Hören Sie», sagte er. «Ich möchte ein Wort unter vier Augen mit Ihnen reden.»
    Ein paar Sekunden lang antwortete der Russe nicht. Er stand einfach da, strich über seinen langen, seidigen schwarzen Bart und lächelte in sich hinein. «So ist das also», sagte er schließlich. «Gut. Die Dame wird sicher gern mit mir kommen.»
    «Ist in Ordnung, Bündel», erklärte Bill. «Überlass das nur mir! Geh mit! Niemand wird dir etwas tun. Ich weiß, was ich sage.»
    Gehorsam stand sie auf. Der befehlende Ton in Bills Stimme war ihr neu. Er wirkte sehr selbstsicher und schien überzeugt zu sein, mit der Situation fertig zu werden. Bündel überlegte, welchen Trumpf Bill wohl noch im Ärmel hatte – oder glaubte, im Ärmel zu haben.
    Sie ging vor dem Russen aus dem Zimmer. Er folgte ihr und schloss die Tür ab.
    «Hier entlang, bitte», sagte er.
    Er deutete auf die Treppe. Gehorsam stieg sie in den nächsten Stock hinauf. Dort wurde sie in ein kleines muffiges Zimmer geführt, von dem sie annahm, dass es Alfreds war.
    «Bitte, warten Sie hier ganz ruhig», sagte Mosgorovsky. «Es darf Sie niemand hören.» Dann ging er hinaus und sperrte sie ein.
    Bündel setzte sich auf einen Stuhl. Ihr Kopf tat noch immer sehr weh. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Bill schien die Situation im Griff zu haben. Früher oder später würde jemand kommen und sie hier herausholen.
    Die Minuten verstrichen. Bündels Uhr war stehen geblieben, aber sie schätzte, dass über eine Stunde vergangen war, seit der Russe sie allein gelassen hatte. Was war los? Was war geschehen? Endlich hörte sie Schritte auf der Treppe. Es war Mosgorovsky.
    «Lady Eileen Brent!», sagte er förmlich. «Ihre Anwesenheit wird auf einer Sondersitzung der Sieben Zifferblätter gewünscht. Bitte, kommen Sie mit.»
    Er ging voran, und Bündel folgte ihm. Dann
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