Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Druide (German Edition)

Der letzte Druide (German Edition)

Titel: Der letzte Druide (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
in den Korridor fallen.
    Oh, nein, dachte Bastian. Ausgerechnet jetzt. Auf den Fußballen eilte er zum Ende des Ganges. Ein bisschen knarrte der Parkettboden, aber es war unwahrscheinlich, dass außer ihm jemand darauf achtete.
    Die Treppe hinunter schaffte er nicht mehr, denn in diesem Augenblick wurde die Tür des Elternschlafzimmers aufgemacht.
    Bastian konnte gerade noch hinter den altmodischen Schrankkoloss flüchten, auf den er sonst immer schimpfte, weil er den Flur so eng machte, der ihm in dieser Situation jedoch sichere Deckung garantierte.
    Puh, dachte Bastian, als er hörte, wie sein Vater ins Badezimmer schlurfte und die Tür hinter sich schloss. Gerade noch geschafft...
    Dumm war nur, dass er die Schlafzimmertür offen gelassen hatte. Und seine Mutter musste auch wach sein, denn auch ihre Stimme hatte er kurz herausgehört.
    Bastian überlegte, ob er warten sollte, bis sein Vater aus dem Bad zurückkehrte und die Tür wieder hinter sich schloss. Aber das konnte dauern, und es kribbelte den Jungen vor Spannung in Händen und Füßen.
    Nein, entschied er, und dann war er auch schon unten am Fuß der Treppe, wo alles etwas einfacher war. Vom Schlüsselbrett nahm er seinen persönlichen Haustürschlüssel, der an einer dicken Kordel befestigt war, steckte ihn ins Sicherheitsschloss und drehte dreimal, bis alle Riegel zurückgeschnappt waren. Noch einmal lauschte er nach oben, um zu hören, ob niemand aufmerksam geworden war. Dann zog er den Schlüssel ab und hängte ihn um den Hals.
    Er drückte die Klinke und trat wenig später nach draußen in die Nacht.
    Es regnete zwar immer noch nicht, doch es war nasskalt.
    Bastian zog die Tür hinter sich ins Schloss und machte ein paar Probeschritte über den mit bunten Pflastersteinen ausgelegten Weg, der durch einen kleinen Vorgarten zur Straße führte.
    Noch konnte er umkehren. Noch hatte er die Möglichkeit, zurück in sein Bett zu schleichen, einzuschlafen und alles nur als besonders wirklichkeitsgetreuen Traum abzutun.
    Bastian überlegte es sich ernsthaft. Er liebte jede Art von Abenteuer, solange es sich überschauen ließ.
    Diese Situation war neu für ihn. Hier ließ sich nichts mit Bestimmtheit vorhersagen. Hier, das ahnte er, spielte eine durchaus reale Gefahr mit...
    Er wollte sich die Worte des Mannes in der goldenen Rüstung in Erinnerung rufen, Worte, die sich wie Feuer in sein Gedächtnis gebrannt hatten, aber er musste zu seiner Verwunderung feststellen, dass er sich plötzlich nur noch an jenen Teil erinnern konnte, der mit dieser Nacht zu tun hatte. Mit seinem Ziel.
    "Seltsam", murmelte er, ohne zu merken, dass er laut sprach.
    Dann ging er los.
    Nicht zurück zum Haus, sondern zur Straße und dann im trüben Schein der Laternen zum Ende des Wohngebietes, wo sich der Weg gabelte. Von dort war es noch eine gute Stunde Fußmarsch, bis er dort anlangte, wo er den Ort vermutete, den ihm der Goldene beschrieben hatte.
    Brachliegendes Gelände, von einem hohen Maschendrahtzaun abgeriegelt. Hier wollte die Stadt ein zusätzliches Industriegelände anlegen. Bisher hatte sich außer dem Zaun allerdings noch nicht viel getan. Das Gebiet war ziemlich verwildert. Hier und da ragten Ruinenreste aus dem dichten Gestrüpp von ehemaligen Gebäuden, die noch nicht vollends niedergerissen und abgetragen worden waren.
    Eine Landschaft, die gespenstisch wirkte in dieser Sturmnacht. Es gab auch keine Beleuchtung. Die letzte Straßenlaterne lag etwa hundert Meter hinter Bastian. Jetzt half nur noch die Taschenlampe und die Erinnerung. Denn das Gelände kannte der Junge wie seine Westentasche. Erlaubt war es nicht, doch mit Rolf und Hendrik zusammen hatte er hier den idealen Abenteuerspielplatz vorgefunden. Kaum ein Nachmittag, an dem sie nicht gemeinsam hierher aufbrachen und jeden Stein umdrehten. Manchmal fanden sie Verwertbares aus dem Hausrat jener Leute, die früher hier wohnten, ehe die Stadt das Viertel sanierte. Dinge, die man vergessen hatte oder einfach, nicht mitschleppen wollte in die neuen Wohnungen. Damit rüsteten die Jungen ihr Clubhaus aus.
    Unwillkürlich musste Bastian an all dies denken, als er den Zaun erreichte. Es war ganz normal, dass er flüchtig mit dem Gedanken spielte, erst seine Freunde einzuweihen, ehe er sich weiter auf die Suche machte. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass der Goldene unmissverständlich erklärt hatte, dass das, was zu tun war, nur diese Nacht möglich war. Bis zur nächsten Gelegenheit konnten Jahre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher