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Der letzte Druide (German Edition)

Der letzte Druide (German Edition)

Titel: Der letzte Druide (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
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der Unterwelt, nicht solchen Aufwand darum getrieben.
    Oder kannte er die verborgenen Möglichkeiten dieses babyfaustgroßen, kantigen, stumpfgrauen Steines selbst nicht?
    Einiges sprach dafür, dachte Lihou. Warum sonst hätte er ihn verstecken sollen, statt sich seiner zu bedienen?
    Lange verharrte Lihou tief in Gedanken versunken vor der Wandöffnung.
    Erst als Gomb, der Troll, sich hinter ihr räusperte, murmelte sie einen Schließzauber und drehte sich zu ihm um.
    "Es war leicht, Herrin", meldete Gomb in einem Tonfall, in dem kaum verborgene Enttäuschung mitschwang. "Sie haben sich nicht einmal gewehrt."
    "Wo sind sie jetzt?“, fragte Lihou mit singender Stimme .
    "In meiner bescheidenen Sphäre."
    "Dann lass uns gehen." Die uralte und dennoch zeitlose Hexenmeisterin kicherte boshaft. "Ich bin wirklich neugierig auf unsere Besucher. Vielleicht können sie mir noch nützlich sein..."
     
     
    Immer wenn Gomb seine Sphäre in Begleitung der Hexe betrat, spürte er die atmosphärische Veränderung innerhalb der magischen Blase.
    Die Sphäre war eigentlich ihm und den anderen Trollen vorbehalten: ein unbegreifliches Gebilde, das wie eine überdimensionale Seifenblase einige Zentimeter über dem Boden im Zentrum des Festungshofes schwebte. Sein Durchmesser betrug etwa zwei Meter, im Innern der Sphäre gab es jedoch keine Beschränkung von Zeit und Raum. Eine vollständige Gnomenstadt lag dort zwischen sanft ansteigenden, grünen Hügeln in einem weiten Tal, durch das sich ein Bach mit kristallklarem Wasser schlängelte.
    Die Häuser, die sich rechts und links des Ufers erhoben, waren typische Trollhäuser. Sie waren ausnahmslos in den Wipfeln eigens dafür gepflanzter Bäume gebaut und nur über Strickleitern oder waghalsige Treppenkonstruktionen zu erreichen.
    Natürlich waren sie auf die Größe ihrer Bewohner abgestimmt, und Lihou wie jeder andere Besucher von Menschenstatur hätte sicherlich große Zerstörungen angerichtet. Aber die Sphäre selbst hatte ihren Schutzzauber, der bewirkte, dass alle Lebewesen, die nicht zum Volk der Trolle zählten, beim Passieren der unsichtbaren Grenze auf Trollgröße abgestimmt wurden.
    Das hieß im Falle der Hexe, dass sie verkleinert wurde, bei kleineren Geschöpfen des Zauberreiches konnte es aber ebenso gut eine Vergrößerung bedeuten.
    Gomb fragte sich, während er neben Lihou auf die Stadt zumarschierte, wie die Hexe es wohl verkraftete, dass sie für die Zeit ihres Aufenthaltes in der magischen Blase auf seine Größe geschrumpft war. Bestimmt war sie innerlich nicht ganz so ruhig und selbstbewusst, wie sie vorspiegelte.
    Gomb mochte die Hexe nicht sonderlich. Eine Art Zweckbündnis bestimmte ihr Leben. Arawn hatte es so gewünscht. Aber es verging kein Tag, an dem Lihou ihn und seine Leute nicht spüren ließ, dass sie über die weitaus größere Zauberkunst verfügte als alle Trolle zusammen. Ständig gebärdete sie sich als Herrscherin über die Festung, und Gomb hatte sich angewöhnt, ihr in scheinbar unterwürfiger Haltung gegenüberzutreten. Obwohl es oftmals in ihm kochte. Doch die meiste Zeit passierte in der Festung nichts Bemerkenswertes, sodass er ein geruhsames und durchaus angenehmes Leben in der Trollstadt führen konnte.
    Etwas wie das Auftauchen von Fremden war eigentlich noch nie passiert, seit die Festung auf ihre endlose Reise gegangen war.
    Möglicherweise fiel es ihm deshalb so schwer, eine echte Gefahr darin zu sehen.
    "Wir sind da."
    Sie hatten die Stadt erreicht und waren vor einem Baumhaus angelangt, das sich dadurch von den anderen
    unterschied, dass es ganz massiv errichtet worden war. Eine Art Gefängnisbaum also, der manchmal als Arrestzelle für einige Tage benutzt wurde, wenn Trolle untereinander über die Stränge schlugen und sich anders nicht beruhigen ließen.
    Gomb deutete auf die steil nach oben führende Treppe. "Ich hoffe, ihr schafft es..."
    Niemand hätte die Ironie in seinem mitfühlenden Ton wahrgenommen.
    Lihou fauchte trotzdem böse.
    "Natürlich!"
    Die alte Vettel wartete, bis sie sich soweit verjüngt hatte, dass sie den Aufstieg wagen konnte. Zweimal musste sie unterwegs pausieren. Gomb eilte schließlich voraus und gab der Türwache den Befehl, ihnen den Weg freizugeben .
    Im Haus war es fast dunkel, und es dauerte, bis sich die Augen daran gewöhnt hatten.
    "Warum ist es hier so finster wie in einem Mauseloch?“, beschwerte sich die Hexe.
    "Verzeiht!“, Gomb wieselte zu den Fenstern und riss die Tücher zurück, mit
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