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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache
Autoren: Marcus Schneider
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verfolgt. Auch wenn er kein Wort Deutsch verstand, er hatte schon gemerkt, dass es ein typisches Frauengespräch gewesen war. Als er die beiden sich umarmen sah war er sich der Sache sicher. Nur gut, dass er sich aus dem Gespräch gewunden hatte, das wäre nichts für schwache Männernerven gewesen. Er musste an seine Freundin denken und war in diesem Moment sehr zufrieden, dass sie noch an der Uni in Calgary weilte und wegen eines Kurses erst in einer Woche nachkommen würde.
    “Tim, neuer Plan: Fahren Sie bitte die nächste rechts.” Ella dirigierte das Taxi so nah zur Höhle, wie es straßentechnisch möglich war. Die letzten paar hundert Meter war der Weg nur noch Schlamm, dann hörte er ganz auf. Ella bedankte sich überschwänglich bei Cindy und bei Tim, öffnete die Tür und verschwand laufend im strömenden Regen. Tim wendete das Taxi und brachte sie wieder auf feste Wege. Der Regen hörte nun auf und die Sonne kroch zwischen den Wolken hervor.
    “Aber du willst immer noch zum Airport, right?”, lächelte er Cindy an.
    “Yes, man. Gib Gas.”
    “Und du glaubst es war OK, das Mädel mitten im strömenden Regen im Wald auszusetzen? Ich meine, ich weiß ja, dass ihr Deutschen manchmal etwas crazy seid, mit organic und bio und nature und so.”
    “Ja, wunderbar. Sie übernachtet da im Wald in irgendsoeiner Höhle mit ihrem Freund. Das ist soooo eine romantische Geschichte.” Cindy seufzte. “Die werden bestimmt total glücklich, heiraten in Weiß und kriegen vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen.” Tim brach kalter Schweiß aus.
    “Oh Gott, wie kitschig. Meinst du das ernst?” Cindy erschrak, als hätte man sie beim Lesen eines Rosamunde Pilcher Romans erwischt.
    “Äh ja. Vielleicht werden es auch alles Jungs. Und dann hat sie noch von so einem Drachen erzählt, genau wie Baldur, ihr Freund. Wahrscheinlich macht der so Rollenspiele. Machen ja viele von diesen Uni Nerds. Das wird sie ihm noch austreiben müssen, das nervt ja nur.” Tim, den seine Freunde auch Lord Gandalf nannten, weil er am Wochenende einen gewaltigen Level 40 Zauberer spielte, zuckte schon wieder zusammen. Er hatte gefährliche Fracht an Bord und er würde sich besser beeilen sie loszuwerden. Unverfängliche Themen für diesen Typ Frau fielen ihm jedenfalls keine ein.
    “Oh, sie spielen ‘Ring of Fire’ von Johnny Cache”. Er drehte das Radio lauter und sang mit:
    “And it burns, burns, burns, the ring of Fire, the ring of Fire.”
    “Ach ja, kenn ich, das wurde doch vor einigen Jahren für sone Werbung für Hämoridensalbe benutzt.” Tim drückte das Gaspedal so tief durch wie er nur konnte.

43 Besinnung
    Ella lief so schnell sie konnte. Der Regen lief ihr durchs Gesicht, es machte ihr nichts. Immer wieder trat sie in Pfützen, Matsch spritzte zur Seite, es machte ihr nichts. Der Regen ließ nach, die Sonne verdrängte die Wolken, sie registrierte es kaum. Jetzt machte sich das viele Joggen bezahlt, Ella hielt locker das Anfangstempo, auch ohne Designerhose von Tiger und die neuesten Laufschuhe von Midas. Bald müsste sie an die Stelle kommen, an der sie den Weg verlassen musste um zur Höhle zu gelangen. Ella konzentrierte sich und hörte auf einmal Fafnir. Doch der lustige Drache klang gar nicht lustig. Er war aufgeregt, irgendetwas war los in der Höhle und es war nicht gut. Sie fing nur Gedankenfetzen auf.
    “Ella, du kommst gerade richtig.”
    “Schnell, sie ist hier”
    “.. nicht viel Zeit..“
    “Sieh dich vor”
    Es waren kaum ganze Sätze aber Ella war sofort klar was passiert war. Die Dragon Slayer mussten Fafnir und Baldur gefunden haben. Ob es lokale, kanadische waren oder ob sie ihnen über das Portal gefolgt waren? Egal, die beiden waren in Gefahr, sie wurden bedroht und sie musste ihnen helfen. Noch während sie stoßweise atmend mit Puls 140 vorankam, überlegte sie fieberhaft, wie sie die Eindringlinge überwältigen könnte.
    “Fafnir, kannst du mich hören? Wieviele sind es? Sind sie bewaffnet?” Gut, die letzte Frage war töricht. Ohne Waffen hätte Fafnir sie längst aus der Höhle gefegt. Aber der Drache blieb eh stumm. Hörte er sie nicht? War er zu sehr mit den Eindringlingen beschäftigt? Schlimmere Möglichkeiten wollte Ella sich erst gar nicht vorstellen. Zwischen den Bäumen sah sie den Eingang zur Höhle und wurde nun sehr langsam. Sie musste aufpassen, sie konnte nicht wissen, ob nicht auch vor der Höhle Dragon Slayer waren. Aber soweit sie das von hier aus sehen konnte, war da
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