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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache
Autoren: Marcus Schneider
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war‘s nicht. Ich war mit meinem Freund hier und wir haben uns fürchterlich gestritten und er ist dann schon vor mir geflogen. Das kann einem den ganzen Urlaub versauen.” Tim seufzte unhörbar. Typisch Deutsche, die waren einfach nicht in der Lage ein paar ungezwungene fröhliche Sätze zu wechseln. Er kannte die Frau doch gar nicht und schon hatte sie ihm ihre Probleme um den Hals gehängt. Davon hatte er selbst genug, sie hätte doch auch einfach die herrliche Natur und die zutraulichen Tiere loben können. Aber gut, einen Versuch wagte er noch.
    “Das tut mir total Leid. Aber das kriegt ihr zu Hause schon wieder hin. Habt ihr denn wenigstens am Anfang der Reise eine gute Zeit gehabt? Vielleicht habt ihr zusammen ein paar wilde Tiere gesehen? Gemeinsame Erinnerungen führen doch wieder zusammen.” Er lächelte in den Rückspiegel.
    “Ja, wir haben ein paar Super Trails gemacht. Aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, hat er da schon ständig rumgenervt. Wir sollten doch lieber im Zelt schlafen und weitere Touren gehen und uns selbst verpflegen statt ständig essen zu gehen. Ich glaub wir sind einfach zu verschieden. Ich bin nicht wirklich für die Natur gemacht.” Tim gab‘s auf. Die Frau wollte nörgeln. Er drehte das Radio an.
    “Muss mal reinhören, wie der Verkehr so ist. Bei so einem Regen weiß man nie ob nicht irgendwo ne Straße überschwemmt ist.” Von vorne klang nun gedämpft erst Country und dann Western. Ella musste daran denken, dass sie noch vor ein paar Wochen die Sache genauso gesehen hatte wie Cindy, sich nun aber an Camping und Natur gewöhnt hatte und viel Spaß gehabt hatte - bis heute Morgen. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen.
    “Übrigens Ella, sorry, aber ich glaube wir zwei hatten einen schlechten Start und die Sache ist anders als du denkst.” Überrascht schaute Ella Cindy an.
    “Warum?”, schniefte sie.
    “Na, du denkst da war was zwischen Baldur und mir. Ist aber nicht wirklich so. Ich kenn Baldur ja aus der Uni. Er ist wirklich der Welt größter Anti-Frauenheld. Wäre ich Gestern nicht schon komplett angeschickert gewesen und hätte ihn nach allen Regeln der Kunst verführt, hätte der mich von sich aus nicht mal angesprochen.” Cindy schilderte den Abend in fast allen Einzelheiten und teilte auch die Radiogeschichte. Ella musste lächeln. Genauso hatte sie Baldur kennengelernt. Und doch war er in ihren Augen nicht mehr der unbeholfene junge Wissenschaftler.
    “Und nachdem er sich verabschieden wollte sah ich, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Also hab ich ihm angeboten, bei mir im Hotelzimmer zu übernachten. Wo sollte ich sonst auch schon hin mit ihm. Als ich ihn fragte, wo er schläft, faselte er nur immer von einer Höhle. Na klasse. Und auf dem Weg musste er sich auch noch übergeben. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie erotisch diese Szene war. Ich war heilfroh als wir im Bett lagen, ich selbst war ja auch hackedicht.” Ella glaubte ihr. Cindy war ihr sympathisch und der Verlauf des Abends klang ganz nach Baldur. Hatte sie überreagiert?
    “weißt du ,” begann Ella,
    “ich glaube ich hab mich ganz schön in Baldur verliebt. Wir sind zusammen unterwegs gewesen, sind weit gewandert, haben in Höhlen übernachtet und er ist einfach großartig. Er kennt sich mit unheimlich vielen Dingen aus, hat immer eine Idee, schaut immer nach vorne und denkt immer praktisch. Und er schaut auf das Wesentliche. Alles Oberflächliche ist ihm fremd. Ich hatte einen Drachen gesucht und meinen Traummann gefunden. Es war eine so schöne Zeit und dann haben wir uns über eine Nichtigkeit gestritten und das nächste, was ich sehe, ist er im Bett mit einer halbnackten hübschen Frau.” Ella lächelte. Cindy nickte.
    “Danke für das hübsch. Ich kann das schon nachvollziehen. Aber es ist echt nichts passiert, was du ihm übelnehmen müsstest. Er hat die ganze Nacht immer wieder deinen Namen gerufen. Ich glaube, er liebt dich auch.” Ella war es, als erwachte sie aus einem Albtraum. Wenn ihr Cindy nicht gerade die Geschichte vom Pferd aufgetischt hatte, hatte sie Baldur sehr, sehr Unrecht getan. Und dann, ja dann musste sie jetzt so schnell es ging zur Höhle zurück, um sich mit Baldur endlich auszusprechen und zu versöhnen.
    “Komm mal her, Cindy, ich muss dich mal drücken.” Die beiden nahmen sich fest in den Arm.
    “Ich hätte fast eine Dummheit gemacht. Danke, dass du mich davor bewahrt hast.” Tim hatte das Gespräch im Rückspiegel
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