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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen
Autoren: Leo P. Ard
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Fleischkonsum wüsste. Das hatte Bastian gespürt, als er vor drei Wochen bei einer Durchsuchung eine Frikadelle hatte verschwinden lassen. Seitdem beobachtete ihn Rippelmeyer auffällig und Bastian war clean geblieben.
    »Den nehmen wir.« Rippelmeyer riss Bastian aus seinen Gedanken und schnappte sich die Kelle vom Rücksitz.
    Bastian fuhr los und setzte den Dienstwagen vor einen Kleinlaster, zwang ihn zum Halten. Die beiden Polizisten stiegen gemächlich aus und gingen auf den Wagen zu.
    Hinter dem Steuer saß ein südländisch aussehender Mann mit einem Schnurrbart und starrte sie überrascht aus seinen dunklen Augen an.
    Rippelmeyer klopfte mit dem gekrümmten Zeigefinger gegen die Scheibe, bis der Mann das Fenster öffnete. »Routinekontrolle. Führerschein und Fahrzeugschein bitte!«
    Während der Fahrer im Handschuhfach kramte, ging Bastian um den Kleinlaster herum. Die Plane war nur locker befestigt. Bastian schaute in das Innere des Wagens, konnte aber nur gestapelte Kisten erkennen.
    »Was haben Sie geladen?«, wollte er wissen, als er sich neben seinen Kollegen stellte, der die Papiere in Empfang nahm.
    »Tomaten. Gurken. Salat«, sagte der Fahrer mit leicht türkischem Akzent. »Mein Onkel hat einen Supermarkt in Kreuzberg.«
    Bastian wollte es dabei bewenden lassen, aber Rippelmeyer ließ den Streber raushängen. »Guck doch mal nach, ich check die Papiere!«
    Bastian seufzte. Er ließ den Fahrer aussteigen und die Plane zur Seite klappen. Rippelmeyer setzte sich in ihren Dienstwagen und machte sich am Funk zu schaffen.
    Bastian warf nur einen gelangweilten Blick auf die Tomatenkisten, aber der Fahrer starrte ihn an, als warte er auf sein Todesurteil.
    Im gleichen Augenblick roch Bastian >es<. Seine Nase konnte sich nicht täuschen, dieser Geruch war einzigartig. Wer einmal in seinem Leben eine Hausschlachtung mitgemacht hatte, würde ihn nie vergessen. Es roch nach frischer Wurst.
    Bastian hob eine Tomatenkiste an. Da lagen sie: frische Leberwürste in Naturdarm.
    Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Der Fahrer vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
    »Interessante Tomaten. Fleischtomaten?!« Bastian grinste über sein Wortspiel.
    »Es tut mir leid«, jammerte der Fahrer. »Ich habe nur einem Freund meines Onkels einen Gefallen getan.«
    »Sie verstoßen gegen § 431 des Strafgesetzbuches. Wer mit Fleisch oder fleischhaltigen Produkten handelt oder sie in Umlauf bringt, wird mit Gefängnis bis zu vier Jahren bestraft!«
    »Das ist das erste Mal«, flennte der Mann. »Ich habe Frau und drei Kinder. Machen Sie mich nicht unglücklich. Ich werde es nie wieder tun.«
    In diesem Moment knurrte aus ersichtlichem Grund Bastians Magen. Es war ihm peinlich. Dem Türken offenbar nicht, er ahnte seine Chance. »Können wir das nicht irgendwie anders regeln?«
    Bastian warf einen Blick auf Rippelmeyer. Der saß noch immer im Wagen und sprach per Funk mit der Zentrale. Als Bastian sich wieder dem Fahrer zuwandte, hatte der bereits eine Leberwurst in ein Stück Zeitung gedreht. Er hielt sie ihm hin.
    »Bitte!« Die Augen des Fahrers füllten sich mit Wasser.
    Der Duft der Leberwurst kitzelte in Benneckes Nase. In seinem Kopf wurde noch das Für und Wider abgewogen, doch seine Hand schaffte bereits Tatsachen. Die Wurst verschwand in der Jackentasche.
    Im gleichen Moment tauchten hinter den Kisten auf dem Laster zwei Männer auf. Sie hielten Pistolen in ihren Händen.
    »Usgelik, Interne Ermittlung«, sagte der Fahrer und präsentierte seinen Dienstausweis. Er wirkte überhaupt nicht mehr jämmerlich, griff unter die Kiste und holte Handschellen hervor. »Hauptkommissar Bennecke. Ich verhafte Sie wegen Bestechlichkeit im Dienst.«
    Als die Handschellen um seine Handgelenke klickten, fiel Bastians Blick auf Rippelmeyer. Der stand neben dem Dienstwagen und schüttelte den Kopf. In seinen Augen war kein Mitleid zu lesen, nur Verachtung.
     

4.
     
    Sarah weinte. Aus Scham. Aus Enttäuschung. Aus Wut. Wie eine Schwerverbrecherin war sie von den beiden Beamten abgeführt worden. Die anschließende Hausdurchsuchung in Imogens und ihrer Wohnung hatte zwar nicht zu weiteren Funden geführt, aber sie war vom Dienst suspendiert worden und hatte Waffe und Dienstausweis abgeben müssen.
    Imogen reichte ihr ein neues Papiertaschentuch. »Willst du einen Cognac?«
    Sarah schüttelte den Kopf.
    »Ich nehm einen. Auf den Schrecken.«
    Imogen stand von der Couch auf und ging durch
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