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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen
Autoren: Leo P. Ard
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Titel. Nur vegetarische Scheiße. Er schaltete den Computer aus.
    Es war drei Uhr in der Früh. Bastian hatte noch keine Lust ins Bett zu gehen. Wozu auch? Er hatte frei.
    Er stand auf, holte sich aus dem Kühlschrank eine Dose Bier und ging zum Bücherregal, in dem auch die DVDs standen. Sein Zeigefinger glitt an den Titeln entlang, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Mitschnitt Polizeifest 2006.
    Er legte die DVD ein und öffnete die Bierdose. Der Vorspann erschien auf dem Fernsehbildschirm. Das große Fressen mit Michel Piccoli und Marcello Mastroianni. Bastian spulte zu seiner Lieblingsszene vor. Ein riesiger Schweinebraten wurde mit bloßen Händen auseinander gerissen und verspeist.
     

5.
     
    Der Morgen graute. Der Himmel über Berlin war wolkenlos. Es würde ein heißer Tag werden.
    In einem Industriegebiet am Rande der Stadt wurden die Tore einer Fabrikhalle geöffnet und ein schwarzer Mercedes fuhr hinein. Ein Schild besagte, dass hier die Firma chemicalindustrial productions ein Lager hatte. Der Wachmann, der das Tor wieder verriegelte, trug eine großkalibrige Pistole unter seiner Fantasieuniform.
    Boris Wollweber stieg vom Fahrersitz des Daimlers und hievte den weißen Rollstuhl aus dem Kofferraum. Routiniert half er seinem Vater vom Beifahrersitz.
    Ein Mittvierziger in einem weißen Kittel eilte herbei und begrüßte die Ankömmlinge mit sorgenvoller Miene. »Ich bitte tausendmal um Entschuldigung für die Störung um diese Zeit, aber das sollten Sie sich ansehen!«
    Er führte die beiden zu einem Lastwagen, der in der Mitte der Halle parkte. Auf der Ladefläche lagen zwei Männer. Sie waren tot.
    »Was ist passiert?«, fragte Boris.
    »Der Lastwagen sollte gestern Abend eintreffen. Mit Schweinehälften. Am frühen Nachmittag überquerte er die polnische Grenze. Alles lief soweit nach Plan. Als er um zehn noch nicht hier war, begannen wir, uns Sorgen zu machen. Ich habe ein paar Cops angerufen, die auf unserer Gehaltsliste stehen. Die wussten von nichts. Erst um zwei haben wir einen Anruf erhalten. Der Lastwagen war auf einem Parkplatz südlich von Berlin gesehen worden. Ein paar Leute von uns sind hin und haben den Wagen hergebracht.«
    »Die Ladung?«, fragte Boris.
    »Weg.«
    Günther Wollweber positionierte seinen Rollstuhl neben der Ladefläche und musterte die Gesichter der beiden Toten. Junge Männer in der Blüte ihres Lebens. Offenbar waren sie erwürgt worden. Spuren der Strangulation waren deutlich am Hals zu erkennen. Die Augen waren geöffnet und blickten ins Leere. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt.
    »Wir haben fest mit der Lieferung gerechnet«, sagte der Mann im weißen Kittel. »Wir kriegen Probleme mit unseren Abnehmern. Das ist schon das zweite Mal in dieser Woche.«
    »Nun verbreiten Sie mal keine Panik«, sagte Boris. »Wir finden eine Lösung.«
    Günther Wollweber hob die Hand und winkte die beiden Männer zu sich. »Was hat der Mann in seinem Mund?« Er deutete auf den toten Lkw-Fahrer.
    Boris und der Kittelmann nahmen die Leiche in Augenschein. Boris ließ sich ein Paar Haushaltshandschuhe bringen und öffnete gewaltsam den Mund des Toten. Sekunden später präsentierte er den Fund seinem Vater.
    Ein Stück Kohle.
    »Der Bergmann!«, entfuhr es dem Kittelträger.
    »Jetzt ist er zu weit gegangen!« Boris’ Gesicht färbte sich puterrot. »Das bedeutet Krieg!«
     

6.
     
    Sarah räumte ihren Schreibtisch und packte ihre persönlichen Sachen in einen Karton. Drei Tage waren seit ihrer Suspendierung vergangen. Sie war die meiste Zeit in der Wohnung geblieben, Telefon und Handy in Reichweite. Aber das Telefon hatte erst gestern geklingelt. Hinrichs war dran gewesen und sehr verlegen. Es würde keine neuen Erkenntnisse geben. Die KTU hatte ihren Wagen untersucht und lediglich ihre Fingerabdrücke sicherstellen können. Außerdem war ein Dealer vorübergehend festgenommen worden, der gestanden hatte, einer Frau eine Kiste Hähnchenschenkel verkauft zu haben. Seine Beschreibung der Käuferin traf leider auf sie zu.
    Als sie vor einer halben Stunde das Präsidium betreten hatte, begann der Spießrutenlauf.
    »Sieh mal, unser Huhn steht auf Hähnchen!«, hatte jemand in ihrem Rücken gespottet. In den Blicken der Kollegen, die ihr in den Dienstbesprechungen stets beigepflichtet hatten, wenn sie einen energischen Einsatz gegen die Fleischmafia forderte, lag Schadenfreude.
    Petersen hatte es heute vorgezogen, seine monatlichen Schießübungen zu absolvieren, das
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