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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Giusi Marchetta
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geklaut?«
    »Nein«, beteuert er und legt sich die Hand aufs Herz. »Der Stiefsohn-Schrägstrich-Musiker-Schrägstrich-Masseur-Schrägstrich-Habenichts hat es sich unter den Nagel gerissen. Wir haben ihm lediglich eine kleine Entschädigung rübergeschoben.«
    Ich denke kurz darüber nach.
    »War das deine Idee, Savarese?«
    Er legt wieder die Hand aufs Herz.
    »Nicht schlecht«, sage ich. »Das hast du gut gemacht.«
    Er versucht zu widersprechen und schafft es nicht. Damit hat er nicht gerechnet. Als Margherita plötzlich abbiegt, muss ich zurückweichen, die Hände auf die Lenkstange legen, als genüge das, sie zum Anhalten zu bringen.
    »Es ist einfach toll. Versuch es mal.«
    »Nein, nein. Ich bin schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gefahren.«
    Savarese seufzt verzweifelt.
    »Na los. Ich opfere mich.«
    Er übernimmt Margheritas Platz und gibt mir ein Zeichen, aufzusteigen.
    »Ich denke nicht mal dran.«
    Margherita schubst mich zum Sitz. Den beiden bin ich nicht gewachsen.
    »Fertig?«
    Savarese katapultiert uns in die Mitte des Hofes, beschleunigt und dreht eine Kurve vor dem Garagentor, dann fädelt er sich durch die offen stehende Einfahrt und schießt hinaus auf die Straße.
    »Wir haben keine Helme!«, schreie ich.
    »Na und?«
    Der Motor erzeugt einen ohrenbetäubenden Lärm. Ein akustischer Alptraum. Ein antikes Fundstück, das wieder unterwegs ist, um Hunden und Menschen den letzten Nerv zu rauben.
    Wir überqueren den Po, fahren auf die Bürgersteige hoch und im Zickzack zwischen den Alleebäumen hindurch, die zum Palazzo Nuovo führen.
    »Gib Gas«, brülle ich.
    »Bist du sicher?«
    Ich klammere mich um Savareses Hüften. Es weht ein Lüftchen, es ist toll. Wir sind schnell.
    »Nein.«
    Savarese lacht, dreht sich um, kann aber nicht mehr rechtzeitig antworten. Ein kleiner Knall zwischen den Radspeichen schleudert uns nach vorn und bringt uns ins Schlingern. Er versucht zu bremsen, wodurch wir in Schräglage auf einen Parkplatz für Fahrräder schlittern.Wir streifen sie zwar nur, aber sie sind zerbrechlich und kaum befestigt: Eines fällt auf das andere und lässt sämtliche Fahrradbesitzer im Umkreis eines Kilometers herbeieilen.
    »Da sind wir«, meint Savarese und vergewissert sich über den angerichteten Schaden. Der Motor ist abgesoffen, hat durchgehalten, so lange er konnte.
    »Verfluchte Scheiße«, sagt jemand hinter uns.
    »He, tut mir leid«, entschuldigt sich Savarese. »Sie hat mir nur gerade gesagt, dass sie schwanger ist.«
    »Mann, was für 'ne Scheiße«, wiederholt der Besitzer des dritten Fahrrads in Folge.
    Andere kommen hinzu.
    Ich lasse ihn die Sache allein erledigen und entferne mich, um den Anruf auf dem Handy anzunehmen. Es ist ein Wunder, dass ich meine Tasche nicht verloren habe.
    »Tut mir sehr leid, Emma«, sagt De Lucia. »Sie haben ihn durchfallen lassen. Mirandas Test ist schlecht gelaufen, Nicolini hat sie unterstützt, und die Konferenz hat sich angeschlossen.«
    Hinter meinem Rücken gibt Savarese allen einen aus. Es regnet Glückwünsche, Schulterklopfen.
    »Tut mir sehr leid, Petar ist intelligent«, fährt De Lucia fort. »Nächstes Jahr wird es sicher besser laufen.«

20
    Margherita öffnet die Tür zu meinem Zimmer. Sie weiß nicht, dass sie riskiert, auf die über den Fußboden verstreuten Schlangennester zu treten, sie kommt einfach herein und schließt die Tür hinter sich.
    Das macht sie immer, wenn sie in mein Zimmer kommt, als ob es in der Wohnung noch eine Person gäbe, vor der wir uns verstecken müssten, ehe wir reden können.
    Auf dem Bett ist kein Platz für sie, da liege bereits ich und muss mich kleinmachen, wegen all dieser Köpfe, all dieser Schwänze, all dieser Augen, die mich bedrängen.
    »Schläfst du?«
    Das fragt sie, weil es hier so dunkel ist, dass sie zum Fenster geht, um eine Spur der Junisonne zu suchen. Aber an dieser Finsternis sind die Schlangen schuld: Seit Tagen bedecken sie alles mit ihrer rauen Haut.
    »Darf ich?«
    Sie wartet die Erlaubnis nicht ab, schiebt mich zur Wand, raubt mir die Hälfte des Kissens und streckt sich neben mir aus. Schweigend blicken wir zur Decke. Sie ist dunkel.
    »Lass es dir gesagt sein: Du scheinst nicht außer dir zu sein vor Freude.«
    »Ach nein?«
    Sie kichert hämisch. »Entweder will man etwas zu sehr oder man will es eigentlich gar nicht.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was ist es dann?«
    Es ist das Geschlängel um Beine und Arme. Sie sind auf der Lampe, auf dem Schrank, auf dem
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