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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Giusi Marchetta
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Margherita.
    Ich kümmere mich nicht um sie. Das kann sie nicht verstehen.
    »Worauf warten wir denn eigentlich? Was sollen sie tun?«
    »Schau sie dir genau an«, antworte ich. »Meinst du, es sind dieselben wie im letzten Jahr?«
    Das nun folgende Schweigen weiß ich zu schätzen und auch die Art, wie Margherita es mit kurzen Blicken und Achselzucken füllt, wenn irgendein vorbeikommender Jogger oder Radfahrer ihre Aufmerksamkeit wert ist.
    »Ok«, sage ich, sobald ich bereit bin.
    Wir machen uns auf den Weg, meiden die Arkaden: Ich brauche Wärme und Straßen. Sie hat nichts dagegen.
    »Ich zahle dir das Zimmer bis September, falls du vorher niemanden findest«, sage ich.
    Margherita nickt, völlig hingerissen von einem Paar flacher Schuhe in einem Schaufenster, die uns eine gebührende Beachtung abverlangen.
    »Hast du ihn schon angerufen?«
    »Nein«, erwidere ich.
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich denke noch darüber nach.«
    Margherita kommentiert es nicht.
    »Wie heißt sie noch mal?«
    »Claudia.«
    »Blöde Tussi.«
    Wir verzichten auf die Schuhe, ohne ihnen nachzutrauern: Der schicke Schnitt passt nicht so recht zu unserem Kontostand.
    »Bist du sicher, dass du zu Gianni zurückkehren willst?«
    »Natürlich«, sage ich und meine es dann auch.
    Sie hakt nicht weiter nach, und als ich die Buchhandlung betrete, folgt sie mir, ohne zu protestieren. Wir schlendern zwischen den Regalen mit preisreduzierten Büchern hindurch.
    Claudia schreibt. Wenn ich jetzt nicht zu Gianni zurückkehren würde, würde ich in einigen Jahren hier vorbeikommen, mich umsehen und bei der Suche nach einem Schnäppchen ihr Buch entdecken. Und das täte weh.
    »Schau mal hier.«
    Der Katalog in Margheritas Händen ist amerikanisch. Der Umschlag teilt uns mit, dass die Fotografin Rachel Hutter aus einem kleinen Städtchen in Iowa stammt, wo sie den größten Teil der Motive aufgenommen hat, bevor sie, wie alle, nach New York ging. Sie ist neunundzwanzig Jahre alt.
    »Das da sieht genauso aus wie das Haus meiner Großeltern. Ein Gutshof, riesig und baufällig.«
    Rachels Gutshof hat vier Fenster, von denen drei eingeschlagen sind, und einen Traktor, der in der Sonne geparkt ist.
    Margherita blättert das Buch nach weiteren Ähnlichkeiten durch, die sie überraschen könnten.
    »Sie waren Winzer. Dann ist meine Großmutter Witwe geworden und meine Mutter weggegangen und so weiter und so fort.«
    Ich weiß nicht, was sie mit diesem »und so weiter und so fort« sagen will. Und so stelle ich mir all das vor, was gewöhnlich passiert, nachdem man von zu Hause weggegangen ist.
    »Bist du noch mit Savarese zusammen?« Ich hätte gern, dass das die dem Kontext angemessenste Frage wäre. Ich starre weiter auf das Buch.
    »Nein. Und du?«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    Sie wartet ab.
    »Es hat da aber einen Kuss gegeben. Eine Art Kuss.«
    Margherita wird so heftig von einem Anfall tiefen Widerwillens überwältigt, dass ich lachen muss.
    »Es wurde ja auch Zeit. Und, wie war's?«
    »Nicht der Rede wert«, sage ich. »Das ist jetzt auch nicht mehr wichtig.«
    Margherita konzentriert sich wieder auf die Fotos.
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, murmelt sie. »Schade. Ab und zu ein bisschen Sport ist gut für die Gesundheit.«
    Wortlos nehme ich ihr den Katalog aus den Händen und kaufe ihn für sie. Beim Verlassen der Buchhandlung hält sie mich am Pullover fest.
    »Bist du wirklich sicher, dass wir hier fertig sind?«
    Vor einem Regal mit gebrauchten DVD s hält ein blonder junger Mann zwei Hitchcock-Klassiker vergleichend nebeneinander: ein bildhübscher Hamlet, der mit zwei Schädeln jongliert.
    Es ist Fabio.
    Ich dränge Margherita zum Ausgang, bevor er sich umdreht und sich zu fragen beginnt, wo er mich schon mal gesehen hat.
    Wir haben noch viel zu tun: Der Abend beginnt mit einem Einkaufsbummel, da die Geschäfte früh schließen, dann ist da die Nacht in San Salvario in einem Lokal, das so überfüllt ist, dass wir uns lieber auf dem Bürgersteig gegenüber niederlassen, wo wir etwas trinken, Rachels Katalog herausholen und uns ausmalen, wie es sein muss,in einer Farm in Iowa aufzuwachsen und auf Fotos zu setzen, überzeugt davon, dass sie ausreichen werden, um abzuhauen.
    Beim zweiten Bier entscheiden wir, ja, sie reichen aus. Zumindest in Rachels Fall. Wir sagen uns, dass sie neu und faszinierend sind. Und ausdrucksvoll.
    »Wie ist es in Pavia gelaufen?«
    Margherita lächelt.
    »Wie es mehr oder weniger immer gelaufen ist: Er
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