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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder
Autoren: Jo Jansen
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hätte wirklich kein Problem damit, wenn Jule zu Hause auch manchmal etwas Leckeres herunterfiele.
    Zum Tierheim reisen die Katzengeschwister gemeinsam im Katzenkäfig. Der Käfig kommt in den Kofferraum, Flocke und ich ebenfalls. Ich frage Flocke, was er von der Geschichte mit den Findelkatzen hält. Der alte Dackel gähnt nur und schläft sofort ein. Eine Weile schaue ich noch aus dem Heckfenster, zähle die vorbeihuschenden Bäume und Laternenpfähle und überlege, wie viele Hunde dort wohl schon ihre Botschaften hinterlassen haben mögen. Beim Bäumezählen werde ich immer schnell müde, und so beschließe ich, es Flocke nachzutun und ebenfalls etwas zu dösen.
    Mara fährt, Jule sitzt neben ihr, und sie haben das Autoradio voll aufgedreht. Da verpasse ich jetzt sowieso kein wichtiges Gespräch.
    In der Nähe des Stadtparks werde ich unruhig. Gleich sind wir am Tierheim, und dann werden wir ja sehen, wie Jule und Mara dem Schmerbauch die Hölle heißmachen. Aufgeregt beginne ich, zu winseln und mit dem Schwanz zu wedeln. Umso größer ist meine Enttäuschung, als Mara die Kofferraumtür öffnet, den Katzenkäfig herausnimmt und die Klappe gleich wieder schließt.
     
    Hallo?! Habt Ihr mich etwa vergessen? Ich fasse es nicht, ich darf nicht mit. Wie soll ich denn dann helfen, das Ganze aufzuklären?
    Meine Chance kommt nur kurze Zeit später. Mit enttäuschten Gesichtern und dem Käfig, in dem immer noch beide Katzen sitzen, kommen die Freundinnen zurück. Sie beschließen, bei uns zu Hause in Ruhe zu überlegen, wie es weitergehen soll, bevor wir aufs Land zurückfahren.
    Mara kutschiert die Katzen auf direktem Weg zu unserem Haus. Jule nimmt mit Flocke und mir zu Fuß den Weg durch den Stadtpark. Die Vögel zwitschern, und die Sonne fällt durch das Blätterdach der alten Bäume. Dabei malt sie leuchtende Kringel, die über den kurz geschnittenen Rasen tanzen. Eigentlich müsste ich versuchen, die frechen Sonnenkringel zu fangen, wie ich es sonst immer tue. Das verlangt meine Jagdhundeehre. Nur habe ich gerade Wichtigeres vor.
     
    Flocke ist so langsam auf seinen kurzen Beinchen, dass Jule immer wieder stehen bleibt, um auf ihn zu warten. Das muss ich ausnutzen! Ich renne zurück zum Tierheim und am Zaun des Außengeländes entlang. Nino ist nirgendwo zu sehen, also frage ich einen der Neuen nach ihm. Es ist Harry, ein kleiner, ängstlicher Beagle, der eifrig bemüht ist, alles richtig zu machen – in der Hoffnung, dann bald einen Menschen zu finden, der ihn zu sich holt. Harry flitzt sofort los und kommt kurz darauf mit Nino zurück.
    Wir begrüßen uns mit Hundeküsschen durch den Maschendrahtzaun, denn mein freudiges Schwanzwedeln kann Nino ja nicht sehen. Er verzieht verwundert die Nase und schnüffelt länger als gewöhnlich an meiner Schnauze. Da ist ein Geruch, der ihm irgendwie bekannt vorkommt – der Geruch von Frieda und Willy!
    Sie kommen tatsächlich hier aus dem Tierheim, wurden mit drei weiteren Geschwistern vor zwei Wochen von einer alten Dame hier abgegeben. Die Frau hatte sie auf dem Gelände der verlassenen Fabrik gefunden, ohne eine Katzenmutter in der Nähe. Hinter der alten Fabrik liegt die gefährliche Schnellstraße, die schon manche Katze das Leben gekostet hat.
    Nino geht es nicht so gut, sein Alter macht ihm zu schaffen. Darum liegt er bei der Wärme auch lieber im Büro des Tierheims als hier im Außengelände, wo es wenig Schatten gibt. Insgeheim danke ich dem Wetter, denn so kann Nino mir von dem Gespräch berichten, das Jule und Mara vorhin dort geführt haben. Und dieser Bericht macht alles nur noch verworrener.
     
    Im Büro hat heute Paula Dienst, ein Mädchen mit einer sehr angenehmen Stimme und sanften Händen, wie Nino erzählt, und dabei lächelt er ein bisschen und wedelt mit dem Schwanz. Paula mag Nino und streichelt ihn oft. Darum mag Nino Paula und liegt gern unter dem Schreibtisch, wenn sie arbeiten muss. Manchmal gibt sie ihm sogar ein Stückchen von ihrem Leberwurstbrot ab. Dann mag er sie noch mehr.
     
    Wie sie es ausgemacht hatten, fragte Jule nach Philipp. Und, wie erwartet, kannte man hier niemanden mit diesem Namen. Und auch keinen Manuel.
    Schmerbauch, der Mann mit den vielen Namen, denke ich still bei mir, während Nino fortfährt zu erzählen. Seltsam ist nur, dass überhaupt kein Mann im Tierheim arbeitet. Außer Paula gibt es noch Liane, die heute frei hat, und Erika, die hinten bei den Tieren arbeitet. Ab und zu helfen ein paar Jugendliche oder ältere
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