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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder
Autoren: Jo Jansen
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Damen hier aus, ehrenamtlich und aus Mitleid mit den Tieren.
    Jule gab sich mit dieser Auskunft nicht zufrieden und fragte, welcher junge Mann denn den Anrufbeantworter des Tierheims besprochen hätte.
    An der Stelle grinst Nino und erzählt, dass auch Paula diese Frage mit einem Lachen beantwortet hat. Sie sagte: »Das passiert immer wieder. Da sind Sie nicht die Ersten. Den Spruch hat Liane aufgenommen. Sie hat so eine tiefe, rauchige Stimme, dass sie am Telefon immer für einen Mann gehalten wird. Uns ist es nur recht, wenn man uns nicht als einen reinen Weiberverein abstempelt. Liane ist unsere gute Seele. Sie liebt Tiere über alles und ist sogar in ihrer Freizeit noch für das Tierheim unterwegs. Ständig auf der Suche nach Sponsoren oder Menschen, die eines der Tiere aufnehmen.«
     
    Nun weiß ich, warum Jule und Mara so enttäuscht aussahen, als sie zum Auto zurückkamen. Schmerbauch ist gar kein Mann, sondern eine Frau!
    Viel mehr Aufregendes hat Nino nicht zu berichten. Da Liane heute nicht hier ist, hatte es wohl keinen Zweck, Paula mit der Geschichte zu belästigen. Am Ende des Gesprächs hatten beide Freundinnen, vor lauter Verwunderung über das, was sie gerade erfahren hatten, vergessen, dass sie eigentlich Frieda hier abgeben wollten.
    Ich danke Nino für diese wichtigen Informationen, und er verspricht mir, die Ohren offen zu halten und mich mit allen weiteren Neuigkeiten zu versorgen.
     
    Schnell flitze ich Jule und Flocke hinterher, die inzwischen fast den Stadtpark durchquert haben. Jule ist so in Gedanken versunken, dass sie vergisst, mich an die Leine zu nehmen, und einfach nur sagt: »Ach, Rika, schön, dass du wieder da bist.«
    So marschiere ich voller Stolz und in Freiheit auf unser Haus zu und hoffe, dass mich die kleine zickige Chihuahuadame sieht, die drei Häuser vor uns wohnt und die immer auf den Arm genommen wird, wenn ein anderer Hund auf der Straße ist. Von dort aus versucht sie dann, mit ihrem Piepsstimmchen wütend zu bellen, doch es klingt eher wie eine hustende Maus. Eine Schande ist das! So benimmt sich doch kein echter Hund!
     
    Von Weitem schon sehe ich Mara mit dem Katzenkäfig in der Hand vor unserem Haus stehen. Sie sieht unglücklich aus. Kein Wunder, denn neben ihr steht die dicke Schmitz und erzählt ihr offenbar gerade ihre Lebensgeschichte. Ich höre nur
Darm
und
Galle
und merke sofort, dass es noch schlimmer ist, denn es handelt sich um die Krankengeschichte.
    Weil Mara Jules beste Freundin ist und gerade so traurig guckt, und weil ich die Schmitz nicht mag, laufe ich bellend auf sie zu.
    Sie kreischt sofort los: »Hilfe! Hilfe! Der Köter will mich beißen!« Das ärgert mich nun wirklich, schließlich bin ich eine Hundedame und lasse ich mich gar nicht gern Köter schimpfen.
    »Rika, aus!« Mara streicht mir beruhigend über den Kopf, und sofort kreischt die Schmitz wieder los: »Passen Se bloß auf, dass der Se nich beißt!«
    Hey, ich bin eine D-a-m-e und nicht DER! So höre ich zwar Mara zuliebe mit dem Bellen auf, aber knurre die Schmitz noch ein bisschen an und zeige ihr meine schönen Zähne. Auf die ich übrigens sehr stolz bin – acht Jahre alt und noch strahlend weiß, kein bisschen Zahnstein.
    Ob mein Knurren die Frau eingeschüchtert hat oder sie sich plötzlich des eigenen gelben Gebisses schämt, jedenfalls klappt sie endlich ihren großen Mund zu und ist still.
    Da kommt auch schon Jule angelaufen, den atemlosen Flocke an der Leine hinter sich herziehend, sodass er hoppeln muss wie ein Hase auf der Flucht.
    »Was ist denn hier los? Kann man euch nicht einen Moment allein lassen? Rika, dein Fressi gibt’s drinnen!«
    Sie sieht mich mit gespielter Entrüstung an, aber die kleinen Fältchen um ihre Augen verraten mir, dass sie das Schimpfen nicht so ganz ernst meint. Jule steuert direkt auf die Haustür zu, ohne die Schmitz eines Blickes zu würdigen, schließt auf, und schon huschen wir alle hinein: Mara mit dem Katzenkäfig, Jule mit dem heftig hechelnden Flocke und zuletzt meine Wenigkeit, die noch immer mit einem leisen Knurren beschäftigt ist.
    Zurück bleibt eine sprachlose Frau Schmitz.
     
    Kaum ist die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, fangen Jule und Mara an zu kichern und können gar nicht mehr aufhören. Mara stellt den Katzenkäfig ab und lässt die beiden Kleinen frei. Jule macht Flockes Leine ab, dann sinkt sie mit dem Rücken an der Tür zu Boden. Sitzt da, hält sich den Bauch vor Lachen und hat schon Tränen in den Augen –
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