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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder
Autoren: Jo Jansen
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gerade mit einem Buch auf dem Sofa gemütlich gemacht, ich liege zu ihren Füßen, ebenfalls auf dem Sofa.
    Allerdings hält dieser Zustand nicht lange an, denn kaum ist Clara eine halbe Stunde fort, klingelt es an der Haustür. Mit der Ruhe ist es nun vorbei, denn Franco steht vor der Tür! Er hat die Polizeiuniform gegen Jeans und T-Shirt getauscht und strahlt Jule unternehmungslustig an.
    »Na, ihr zwei Hübschen, habt ihr Lust auf einen Waldspaziergang?«
    Jule nickt begeistert. So verliebt, wie sie Franco anschaut, wäre die Begeisterung wohl genauso groß gewesen, wenn er sie zum Hausputz eingeladen hätte – Hauptsache, gemeinsam etwas unternehmen.
    Ich persönlich ziehe natürlich den Waldspaziergang vor und springe aufgeregt durchs Haus.
Geht es endlich los? Hallo Jule, du musst deine Haare nicht kämmen, du siehst wirklich hübsch aus. Können wir dann?
     
    Endlich sitzen wir in Francos Auto. »Ich wusste gar nicht, dass du einen Alfa Giulietta fährst.« Es fällt Jule schwer, ihre Begeisterung für dieses Auto zu verbergen. Aus Gesprächen mit Mara weiß ich, dass es Jules Traumauto ist. Mir ist das egal. Hauptsache, ich darf mitfahren und hinten aus dem Heckfenster schauen.
    »Das Auto ist Italiener, wie ich.« Franco lächelt.
    Dann wird er wieder ernst. »Wir haben übrigens heute Nachmittag Rolf Krumm verhaftet. Dank Rikas Einsatz konnten wir ihm nachweisen, dass die Haare auf der Leiche von seiner Jacke stammen.«
    »Und? Hat er gestanden?«
    »Nein, er streitet ab, Liane ermordet zu haben.«
    »Das werdet ihr ihm doch hoffentlich nicht glauben! Dieser Metzger ist gemeingefährlich! Er ging heute mit dem Beil auf den armen Flocke los.« Jule zählt auf: »Die Haare auf Lianes Leiche, das Testament, reicht das nicht als Beweis?«
    Franco schüttelt den Kopf. »Das sind nur Indizien. Selbst, dass wir seine Fingerabdrücke in Lianes Wohnung gefunden haben, beweist nicht, dass der Metzger der Mörder ist. Doch Patullek ist sicher, dass Krumm gestehen wird.«
    »Und du? Was glaubst du?«
    »Tja, das ist es ja. Er streitet gar nicht ab, bei Liane gewesen zu sein. Angeblich hat er das Testament gesucht. Sogar den späteren Einbruch im Tierheim hat er zugegeben. Liane hat ihn in ihrer Wohnung überrascht, es kam zum Handgemenge, als Krumm sich an ihr vorbeidrängen wollte. Liane hat sich ihm in den Weg gestellt, da bekam er Panik und hat sie gewürgt. Als sie bewusstlos zu Boden sank, wurde ihm klar, dass er zu weit gegangen war, und er flüchtete. Jedoch behauptet er steif und fest, dass Liane noch lebte, als er ging. Und außerdem sagt der Gerichtsmediziner ...«
    Franco räuspert sich mehrfach, als wolle er sich selbst daran hindern, noch etwas hinzufügen. Dann schüttelt er den Kopf und sagt nur: »Eigentlich hätte ich dir das gar nicht erzählen dürfen. Vergiss es am besten wieder.«
    »Ach was, ich glaub ihm kein Wort! Der will sich doch nur rausreden und gibt gerade so viel zu, wie ihr ihm auch nachweisen könnt.«
    Jule ist nun ehrlich empört. Franco lächelt und streicht beruhigend über Jules Hand. Das hilft tatsächlich, denn sie lächelt nun auch, schluckt einmal kurz, als wolle sie ihren Ärger hinunterschlucken, und sagt: »Okay, davon lassen wir uns nicht den schönen Abend verderben. Du wirst das schon aufklären.«
     
    Wir tauchen in den Schatten des Waldes ein. Die Fenster sind einen Spalt breit geöffnet, und der Wind strömt herein. Oh, was es hier alles zu schnüffeln gibt! Es riecht nach Bäumen, Holz, frischem und altem Laub, Fuchs, Hase, Reh und Waschbär ...
    Bevor ich in Gedanken all diese herrlichen Düfte der Natur durchgehen kann, bringt Franco den Alfa zum Stehen, springt heraus und läuft hinten ums Auto herum, wobei er mit einer Hand die Kofferraumklappe öffnet, sodass ich hinausspringen kann. Eine Sekunde später hält er den Griff der Beifahrertür in der Hand und bittet Jule, auszusteigen.
    Als sie vor ihm steht, tritt er nicht etwa einen Schritt zurück, wie Menschen das sonst machen, wenn sie anderen aus dem Auto helfen. Nein, Franco bleibt einfach ganz dicht vor Jule stehen, sieht ihr in die Augen, ergreift ihre rechte Hand und führt sie sanft an seine Lippen!
    Ein Handkuss, ach, du meine Güte! Ich muss lange in meinem Hundehirn kramen, bis mir einfällt, wo ich diese zärtliche Geste das letzte Mal gesehen habe. Es war irgendein alter Film im Fernsehen, eine von den Schnulzen, wie Jule sie nennt, bei denen ich neben ihr auf der Couch liegen und mitgucken
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