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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder
Autoren: Jo Jansen
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Plastiktüte, nimmt mich fest an die Leine und schaut mich ernst an. »Rikarda!«
    Oh je, wenn Jule mich mit vollem Namen anredet, ist es sehr, sehr ernst.
    »Versprich mir, dass du nicht noch einmal wegläufst!«
    Das hatten wir heute schon einmal. Doch natürlich würde ich Jule jetzt alles versprechen. Statt wie am frühen Morgen zum Einverständnis zu bellen, setze ich mich ganz aufrecht hin und schaue ihr tief in die Augen. Wenn sie jetzt auch in meine Augen blickt ... Oh, sie tut es! Mein kleines Hundeherz hüpft vor Glück, wenn Jule mir so tief in die Augen guckt! Dann ist alles gut.
    Es sieht ziemlich wichtig aus, wie wir so in Richtung Polizeigebäude marschieren. Vorneweg Carla im knallroten engen Kostüm. Hinter ihr Karoline, die große Eulentasche eng an sich gepresst. Dann kommt Jule, die in einer Hand die Tüte mit der Jacke trägt, quer vor dem Bauch hängt ihre Umhängetasche, und in der anderen Hand führt sie mich an der kurzen Leine.
     
    Patullek ist überrascht, uns zu sehen. »Ich hoffe, Sie haben einen wichtigen Grund für diesen Überfall.« Grummelnd begrüßt er uns auf seine für ihn typische Art. »Nehmen Sie Platz und machen Sie’s kurz. Ich hab zu tun.«
    Da die Tür zum Nebenzimmer einen Spalt offen steht, kann ich den kleinen netten Kriminalobermeister Weißmüller dort am Schreibtisch arbeiten sehen. Bei Patulleks Worten rollt er mit den Augen, bleibt aber im Nebenraum sitzen.
    Karoline beginnt die Sache mit dem Erbe und dem Verdacht gegen ihren Neffen, Rolf Krumm, zu schildern. Jule zieht das Testament mitsamt der Klarsichthülle aus ihrer Handtasche und berichtet, wo sie es gefunden hat. Carla sitzt die ganze Zeit nur da, schaut von einem zum anderen und hält tatsächlich einmal den Mund.
    Ich liege brav unter dem Tisch, bis zu dem Moment, als Jule die Tüte mit der Jacke auf den Tisch legt.
    »Herr Hauptkommissar, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ich glaube, Rika möchte, dass Sie das hier bekommen.«
    Zur Bekräftigung lasse ich das freundlichste
Wuff
hören, zu dem ich in der Lage bin.
    »Sagen Sie das noch mal.«
    »Ähm, ich glaube ...«
    »Stop. Ich hab Sie schon verstanden. Bis auf die Sache mit dem Hund und seinen Wünschen werden wir Ihre Informationen selbstverständlich überprüfen.«
    Ich beginne zu bellen. So einfach lasse ich mich nicht abschütteln. Soll denn die ganze Mühe, die Flocke und ich hatten, umsonst gewesen sein?
    »Rika, aus!« Jetzt ist auch noch Jule sauer, weil ich belle.
    Die Tür zum Nebenraum wird nun ganz geöffnet, und, angelockt von dem Lärm, kommt Kriminalobermeister Weißmüller herein.
    »Darf ich mal?« Interessiert beugt er sich über die Jacke. »Hm, das müsste natürlich das Labor untersuchen, aber es könnte sein. Es könnte sein!«
    »Weißmüller!«, fährt Patullek ihn an. »Was könnte sein?«
    »Nun, diese Art von Pelzkragen. Die werden in China aus Hundefell gefertigt. Das könnte eventuell die Schäferhundhaare am Tatort erklären. Ich bring das gleich mal ins Labor.«
    Und schon ist Weißmüller mit der Jacke verschwunden, bevor sein Chef auch nur ein Wort des Widerspruchs äußert, oder ich ihm, vor Freude darüber, dass er mich verstanden hat, einen feuchten Hundekuss geben kann.
    Jule und Karoline müssen noch ein Protokoll unterschreiben, und dann scheint Patullek sehr froh zu sein, dass wir wieder gehen. An der Tür stoßen wir mit Weißmüller zusammen, der ein breites Grinsen nicht unterdrücken kann und mir anerkennend den Kopf streichelt.
    »Hat sich irgendjemand von Ihnen die Jacke schon genauer angesehen?«, fragt er, sowohl an uns als auch an seinen Chef gewandt. Alle schütteln den Kopf und sehen ihn so gespannt an, wie Welpen in der Hundeschule, wenn die Hundekuchen verteilt werden.
    »Da steckte eine Brieftasche drin – mitsamt Ausweis, Führerschein usw. Ausgestellt auf den Namen Rolf Krumm.«
     
    Auf dem Weg durch den langen Flur nach draußen lobt Carla mich, und ich blicke dankbar zu ihr auf. »Das mit der Jacke hast du wirklich prima gemacht.«
    »Ja, Rika, ich bin auch ganz stolz auf dich!« Jule schaut so, als ob ihr trotzdem etwas auf der Seele läge. »Jetzt musst du uns nur noch sagen, wo Flocke ist«, seufzt sie.
    Im nächsten Moment summt ihre Handtasche. Das passiert immer, wenn sie ihr Handy stumm schaltet, weil sie nicht gestört werden möchte. Dann vibriert es und gibt diesen leisen Summton von sich, den Jule meistens nicht hört.
    Also belle ich. Jule schaut mich kurz an und
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