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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord
Autoren: Arnold Kuesters
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begonnen, das Chaos aus Berichten und Zeitschriften zu ordnen. Er schob die auf billigem Recyclingpapier gedruckten Dienstanweisungen beiseite. Die Kollegen in der Verwaltung könnten sich zur Abwechslung mal mit dem wahren Polizeialltag beschäftigen, dann kämen sie schon auf andere Gedanken, als sich mit Fragen wie der Einsatz der Seifenspender in den Diensträumen zu beschäftigen. Frank hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als sein Blick auf einen aktuellen Zeitungsartikel fiel, der in der Umlaufmappe steckte.

    Jugendrichter soll Kinderpornos gesammelt haben
    MÖNCHENGLADBACH (ap) Ein Jugendrichter aus Mönchengladbach soll über Jahre Kinderpornos gesammelt haben. Die Polizei war dem 62 Jahre alten Richter bei Ermittlungen gegen Kinderpornographie im Internet auf die Spur gekommen. Schon im September vergangenen Jahres hatten die Fahnder bei ihrer groß angelegten Durchsuchungsaktion 38 kinderpornographische Zirkel im Internet gesprengt. Weltweit waren 26.500 tatverdächtige Internet-User in 166 Staaten von den Ermittlungen betroffen.

    Frank hatte vor zwei Wochen an der Durchsuchung der Wohnung des Juristen teilnehmen sollen, hatte sich an dem Tag aber krank gemeldet. Seine Kollegen hatten ihm erzählt, daß der Jurist äußerst höflich gewesen war und sie bei der großangelegten Aktion eilfertig unterstützt hatte. Als sei er froh, daß endlich eine Last von ihm genommen würde. Ein Verhalten, das bei solchen verdächtigen Straftätern immer wieder vorkam. Der 62jährige hatte bislang eher als unauffälliger und fleißiger Jurist gegolten, dessen Urteile sich oft am unteren Ende der möglichen Strafskala bewegt hatten. Als Frank von der bevorstehenden Durchsuchung erfahren hatte, mochte er zunächst an die Vorwürfe nicht glauben. Ein Mann des Gesetzes, der sich auch noch kraft seines Amtes Zugang zu Kinderpornos verschafft haben soll. Schon bei dem bloßen Gedanken wurde ihm schlecht.
    Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Er warf die Mappe auf einen Stapel.
    »Kann man nicht einmal am Tag seine Ruhe haben und wenigstens die Rundläufe lesen?«, fluchte Frank laut, als er zum Hörer griff.
    »Borsch!« Das klang nicht gerade freundlich.
    »Ach du bist’s, Hei … , äh, Heinz-Jürgen. Was kann ich für dich tun?« Franks Stimme klang jetzt wesentlich freundlicher. Der Archivar konnte ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen!
    »Nein, Heinz-Jürgen, ich weiß nicht, wo Ecki ist. Ich habe ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen. Vielleicht ist er noch in der Kantine oder zu einer Befragung draußen. Ich habe keinen Überblick über seine Termine. Vielleicht ist er auch nur mal kurz nach Hause. Was? Nein, er muß im Dienst sein. Frei hatte er erst letzte Woche. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    Frank suchte leise fluchend in dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch nach einem Kugelschreiber.
    »Was soll er? Dir und Gertrud Karten für die Kaiser-Friedrich-Halle besorgen? Gut, habe ich notiert.« Frank war neugierig. »Was wollt ihr euch anhören? Ist Herbert Knebel wieder in den Stadt?« Frank wußte, daß die Schrievers gerne ins Kabarett gingen. Das war ihre gemeinsame Leidenschaft.
    »Wen wollt ihr euch anhören?« Frank traute seinen Ohren nicht. »Wen? Vicky Leandros? Ich glaub’s ja nicht. Lebt die wirklich noch? Was sagst du, einfühlsame Lieder? Nee, nee. Ja, ist ja schon gut, hab’s notiert. Karten für das Konzert von Vicky Leandros zugunsten der ZNS-Stiftung von Hannelore Kohl.«
    Bevor er losprustete, konnte er so gerade eben noch den Hörer auflegen. Theo, wir fahren nach Lodz. Das sah den Schrievers ähnlich. Und Ecki.
    Noch Stunden später mußte Frank über das musikalische Highlight in der alten KFH grinsen. Er hätte Ecki gerne damit aufgezogen. Aber Ecki blieb an diesem Tag verschwunden, was eigentlich gar nicht seine Art war. Aber bestimmt gab es eine Erklärung dafür. Sicher gab es eine Erklärung dafür. Aber Frank hatte es nicht eilig damit, sollte sich Ecki ruhig seine Auszeit nehmen. Das hatte er sich ohnehin mehr als verdient, schob er doch wie alle anderen Kollegen einen Berg Überstunden vor sich her, den er in seinem Berufsleben nie mehr würde abbauen können. Morgen war auch noch ein Tag. Im Moment gab es keinen Fall, an dem sie dringend zu zweit arbeiten mußten.
    Theo, wir fahren nach Lodz – Frank konnte es immer noch nicht glauben. Auf dem Weg in seine Stamm-Pommesbude ertappte er sich dabei, wie ihm der
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