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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord
Autoren: Arnold Kuesters
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Kollege seine Chance.
    »Na endlich. Das Gejammere war ja nicht auszuhalten.« Demonstrativ legte Hauptkommissar Eckers eine seiner gefürchteten Selbstgebrannten CDs neben die Tüte mit dem Rest Nußschleife, die noch vom Vortag auf dem Armaturenbrett lag.
    Teilchen, am liebsten Hefeteilchen mit viel klebrigem Zuckerguß und Marzipan, waren neben Stefanie Hertel und Co. Eckis zweite Leidenschaft. Trotz seines unglaublichen Teilchenkonsums hielt Ecki schon seit Jahren sein Idealgewicht. Dafür beneidete Frank seinen Freund und Kollegen. Ecki war ein drahtiger, kompakter Typ, der verdrücken konnte, was er wollte, ohne ein Gramm zuzunehmen. Dazu machte er regelmäßig Kraftsport und ging Kegeln. Für Ecki war es sehr praktisch gewesen, als vor Jahren gleich neben der Dienststelle ein Sportpark aufgemacht hatte. Seit neuestem spielte er dort mit einigen Kollegen jeden Mittwochabend Beachvolleyball. Frank dagegen brauchte sprichwörtlich nur an einem Stück Kuchen vorbei zu gehen, und schon hatte er ein Kilo mehr auf den Rippen. So gesehen war sein regelmäßiges Joggen nicht viel mehr als Schadensbegrenzung.
    Frank betrachtete den handgeschriebenen Titel auf dem Aufkleber der CD: Neue Hitparade. Die schönsten Schlager und die schönsten Melodien der Volksmusik, präsentiert von Dieter Thomas Heck. Das kann ja heiter werden. Musik, schlimmer als Karies, stöhnte Frank innerlich. Ecki dagegen war zufrieden, das konnte man ihm ansehen, er hatte für die Rückfahrt sein Feld frühzeitig abgesteckt. Beim Aussteigen brummte er daher vergnügt: »Mal sehen, was die Kollegen diesmal für uns haben. Hoffentlich eine saubere Leiche.«
    Seit Ecki im Sommer vergangenen Jahres bei dem Versuch, einen Selbstmörder von einem Balken auf dem Speicher eines Mietshauses im Mönchengladbacher Ortsteil Dohr abzuschneiden, von dem bedauernswerten Verblichenen angerülpst worden war, hatte er seinen eher unbeschwerten Umgang mit Leichen aller Art verloren. Der Gerichtsmediziner hatte ihm später zwar erklärt, daß der Tote nicht wirklich gerülpst hatte, als Ecki ihn beim Abnehmen auf dem Arm hatte. Aber allein die Vorstellung, daß beim Lockern der Schlinge lediglich übelriechende Luft aus dem schlaffen Körper entwichen war, ließ Ecki seither bei Einsätzen einen respektvollen Abstand zu Toten halten.
    Die beiden Beamten vom KK 11 der Polizei in Mönchengladbach ließen ihren Dienst-Mondeo am Café Schluhn stehen und näherten sich gespannt dem Flatterband, mit dem der Tatort abgesperrt war. Ein Polizeiwagen und ein Rettungswagen standen mit eingeschaltetem Blaulicht außerdem so, daß die wenigen Schaulustigen, die sich zu dieser frühen Stunde auf dem Marktplatz eingefunden hatten, nicht sehen konnten, was zwischen den Wagen und dem Bauzaun am Lambertiturm passierte. So sehr sie sich auch reckten.
    Ecki schüttelte den Kopf. Einige der Neugierigen standen doch tatsächlich im Bademantel an der Absperrung, oder hatten in einem Anflug von Scham notdürftig einen Mantel über den Schlafanzug gezogen. Auf jeden Fall wollte niemand von ihnen auch nur die geringste Kleinigkeit verpassen. Die Ankunft des Autos mit Mönchengladbacher Kennzeichen und die beiden Ermittler wurden von ihnen mit vielsagendem Kopfnicken und einem aufgeregten Raunen quittiert. Hoffentlich kam endlich wieder etwas Bewegung in die Sache.
    Frank und Ecki wären fast mit Richard Leenders zusammengestoßen, der sich auf dem Weg zum Notarztwagen gedankenverloren die Einmalhandschuhe von den Händen zog. Leenders war der zuständige Gerichtsmediziner. Sie kannten Leenders mit grauem Dreitagebart und deutlichem Bauchansatz von früheren Einsätzen als einen eher finsteren Mediziner, den jede Frage schon zu nerven schien, bevor sie überhaupt ausgesprochen wurde. Er hatte bei den beiden Ermittlern daher den Spitznamen Mad Doc weg.
    Ehe Frank und Ecki auch nur ansatzweise »Guten Morgen« sagen konnten, ging Richard Leenders schon in die Offensive. »Ich kann noch nicht viel sagen. Vor allem Kopfverletzungen. Todeszeitpunkt vermutlich gegen Eins, also vor«, er schaute auf die Uhr, »etwa fünf, höchstens sechs Stunden. Hier, das haben wir gefunden. Steckte in der Jeans der Kleinen.« Der Mediziner hielt den beiden ein Handy hin, eingepackt in eine durchsichtige Plastiktüte.
    »Leichenfledderer«, meinte Ecki mit einem flüchtigen Blick auf das Mobiltelefon und versuchte dann an Leenders vorbei einen Blick auf die Szene am Kirchturm zu werfen.
    »Keine Angst, da rülpst
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