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Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Titel: Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
Autoren: Varg Gyllander
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verhindern, wenn es so weit ist.«
    »Kann sie nicht gefährlich sein?«
    »Nein, meiner Meinung nach nicht …«
    »Aber …«
    »Hier ist es«, sagte sie abweisend. Sie standen vor einer geschlossenen Tür am Ende des Korridors.
    Sie klopfte. Eine Stimme rief »Herein«, und sie traten ein.
    Ulf Holtz betrachtete die Frau am Schreibtisch in dem kleinen, aufgeräumten und spärlich möblierten Zimmer. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe ihm klar wurde, dass es sich um Ann-Sofie Jensen handelte. Sie trug das dunkle Haar in einer Pagenfrisur und sah munter aus. Ihre Wangen wiesen eine gesunde Farbe auf, und sie war fülliger, als er sie in Erinnerung hatte. Kaum etwas erinnerte an die drahtige Frau mit Bubikopf, hohen Wangenknochen und düsterem Blick, die in einer schwülen Nacht vor mehreren Monaten eine scharf geladene Pistole auf ihn gerichtet hatte.
    »Hallo«, sagte sie mit herzlicher Stimme.
    »Hallo«, erwiderte Holtz und konnte ein Gefühl der Unwirklichkeit nicht ganz abschütteln.
    Nachdem sie sich begrüßt hatten, fragte Beatrice Lind, ob sie sie allein lassen sollte, was beide bejahten.
    »Rufen Sie einfach in den Korridor, oder drücken Sie auf einen der roten Knöpfe an der Wand, wenn Sie etwas brauchen«, sagte sie und ging.
    »Wollen wir einen Spaziergang machen? Hier drin ist es so warm«, meinte Jensen.
    »Natürlich«, antwortete Ulf Holtz. Er war sich zwar etwas unschlüssig, versuchte aber, seine Unruhe nicht zu zeigen.
    »Müssen wir nicht Bescheid sagen? Ich meine, dass wir das Gebäude verlassen?«, fragte er, um etwas Zeit zu gewinnen. Er hoffte von ganzem Herzen, dass sich die Klinik in ihrer Einschätzung der Patientin nicht getäuscht hatte.
    »Nein. Kommen Sie, wir gehen zum See.«
    Sie verließen das Klinikgelände und folgten einem Weg, der von den Häusern wegführte. Ulf Holtz bemerkte einen sehr niedrigen Zaun, der in etwa drei Meter Entfernung parallel verlief.
    »Was ist das?«
    »Wir dürfen den Zaun nicht überqueren. Dort verläuft die Grenze.«
    »Was passiert, wenn Sie es doch tun?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe es nie versucht«, erwiderte sie und zuckte mit den Achseln.
    »Das ist ja kein ernstzunehmendes Hindernis. Haben Sie nie Lust, einfach abzuhauen?«
    »Nein. Ich will hier sein, verstehen Sie. Hier bin ich geborgen, und außerdem wüsste ich auch nicht, wo ich sonst hinsollte.«
    Er glaubte, sie zu verstehen.
    Der Herbst hielt den Wald in seinem Griff, und die Bäume hatten fast alles Laub verloren. Der Waldgeruch und die kühle Luft munterten ihn auf. Er entspannte sich, und es gelang ihm, den Gedanken abzuschütteln, dass er neben einer Frau herging, die drei unschuldige junge Menschen getötet hatte und die ihn vermutlich ebenfalls umgebracht hätte, wenn das Einsatzkommando nicht aufgetaucht wäre.
    »Wir können uns da hinsetzen«, sagte sie und deutete auf eine Bank am See.
    Sie setzten sich und genossen die Stille.
    »Hören Sie«, sagte sie, »wenn ich glaubte, dass es einen Sinn hätte, würde ich Sie um Verzeihung bitten. Aber ich weiß nicht, ob es etwas bedeutet.«
    »Warum sollte es keinen Sinn haben?«
    »Ich weiß, dass ich schreckliche Dinge getan habe. Aber eigentlich war ich das nicht. Die Person, die das getan hat, existiert nicht mehr.«
    Holtz wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er wählte sorgsam seine Worte und probierte sie erst im Kopf aus, bevor er sie aussprach.
    »Ich weiß, dass Sie krank waren oder vielleicht immer noch sind, aber man ist doch wohl trotzdem für seine Taten verantwortlich?«, sagte er und fürchtete sofort, zu weit gegangen zu sein. Wie sollte er wissen, wie sie reagieren würde?
    Sie antwortete nicht, sondern schien sich in eigenen Gedanken zu verlieren.
    Ulf Holtz sah sich um. Er wollte sie nicht unter Zeitdruck setzen. Zwei große Pilze sprossen ein Stück von der Bank entfernt aus dem Laub. Der eine schien bald umzufallen und hatte ein großes Loch in seinem dicken Hut. Der andere stand aufrecht und stattlich da. Er fragte sich, ob man sie wohl essen konnte. Wieder einmal streifte ihn der Gedanke, dass er mehr Zeit in der Natur verbringen müsste, statt immer nur mit dem Auto zwischen seinem Haus und seiner Arbeit hin- und herzufahren. Die teuren Kleider, die er immer wieder in den Outdoor-Läden kaufte, zog er viel zu selten an.
    »Der Befehl kam, nachdem die Motoren angelassen worden waren«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Der Befehl zum Rückzug kam, nachdem die Motoren angelassen worden waren. Wissen Sie, wie es
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