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Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Titel: Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
Autoren: Varg Gyllander
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vorne geschleudert wurde.
    Vier schwarzgekleidete Gestalten traten mit gezogenen Waffen aus den Schatten. Rasch hatten sie Ann-Sofie Jensen erreicht. Einer presste ihr den Lauf eines Gewehrs zwischen die Schultern und drückte sie dann mit dem Stiefel nach unten.
    Sie stöhnte und lag dann still.
    Eine Kugel hatte sie in der rechten Schulter erwischt.
    Akazia hätte beinahe wieder das Bewusstsein verloren.
    Ulf Holtz erging es genauso.

E r zog die Nase kraus und blickte etwas gequält drein.
    »Lass den Unsinn, probier wenigstens mal.«
    Nahid Ghadjar reichte ihm das kleine dickwandige Glas, das bis zum Rand mit schwarzem Kaffee gefüllt war.
    Holtz zögerte, führte es dann aber doch langsam an die Lippen, schlürfte ein paar Tropfen und stellte es wieder auf den Kaffeetisch.
    »Gut, nicht wahr?«
    »Willst du meine ehrliche Meinung hören?«
    Holtz versuchte, keine Miene zu verziehen.
    Sie nickte erwartungsvoll.
    »Überbewertet«, sagte er und trank noch einen winzigen Schluck.
    Nahid Ghadjar schüttelte den Kopf, als hätte sie es mit einem ungehorsamen Kind zu tun. Das schwarze Haar bewegte sich wie ein dünner Vorhang. Sie nahm ein paar Strähnen zwischen die Finger und strich sie dann hinters Ohr.
    Holtz hielt ihren Blick fest.
    Sie sah ihm tief in die Augen.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie nach langem Schweigen.
    »Gut. Sogar ganz ausgezeichnet. Warum?«
    »Ich frage mich nur, wie man sich fühlt, wenn man in den Lauf einer Pistole starrt und glaubt, sterben zu müssen. Das muss ein Schock sein, eine Vorahnung des Todes.«
    Eine Weile sagte er nichts. Nahid Ghadjar wollte sich gerade noch einmal wiederholen, da hob er die Hand.
    »Ich denke noch darüber nach, wie ich es ausdrücken soll.«
    Er stellte das leere Glas auf den Tisch, biss sich auf die Unterlippe und sah ihr in die Augen.
    »Ich dachte, was für ein Pech, was für ein Pech, ausgerechnet zu sterben, kurz nachdem ich dich kennengelernt habe. Es ist lange her, dass es jemanden gab, mit dem ich mich richtig unterhalten konnte … einen Freund.«
    »Ich bin sehr froh, dass du noch lebst«, sagte sie und lächelte voller Herzlichkeit.
    Holtz wusste nicht, was er sagen sollte, und lächelte ebenfalls.
    »Weshalb hat sie die Morde begangen?«, fragte Nahid Ghadjar.
    Der Zauber war gebrochen.
    »Irgendwie hat sie ihr eigenes Versagen mit dem ihres Bruders vermengt. Sie sah es als ein Versagen der Familie und suchte nach einer Art Genugtuung. Die Graffitimaler verkörperten den Feind, den es zu bekämpfen galt«, sagte er.
    »Aber warum?«
    »Das frage ich mich auch.«
    Holtz sah fast gequält aus.
    »Tatsache ist, dass ich sehr viel darüber nachdenke, ich kann einfach nicht anders. Die Psychologen werden aus ihr nicht schlau. Sie reden von Projektionsrache.«
    »Projektionsrache? Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Nahid Ghadjar.
    »Wenn die Gerichtspsychiater erst mal loslegen, dann lässt sich alles erklären. Eine der führenden Rechtspsychiaterinnen hat übrigens eine eigene Erklärung. Sie hat behauptet, Ann-Sofie Jensen leide an einer unspezifischen psychischen Störung mit militärisch gefärbten Überzeugungen von psychotischer Wertigkeit, an Verstimmungssyndrom und Identitätsproblemen«, sagte er kopfschüttelnd. Nahid Ghadjar begann zu lachen, laut und befreiend.
    »Wie hieß das noch gleich?«, fragte sie, nachdem sie sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte.
    »Ach, vergiss es«, sagte Holtz, stand auf und nahm ihren Arm, als sie gingen.
    Ann-Sofie Jensen wurde einer ausführlichen rechtspsychiatrischen Untersuchung unterzogen, die zu dem Ergebnis kam, dass sie an einer ernsten psychischen Störung litt. Aber da das Amtsgericht meinte, ein weiteres Gutachten zu benötigen, erhielt der Juristische Rat der Sozialbehörde den Auftrag, eine noch gründlichere Beurteilung vorzulegen.
    Der Juristische Rat kam zu einem gegenteiligen Ergebnis. Ann-Sofie Jensen leide nicht an einer ernsten psychischen Störung und sei daher voll straffähig. Das Amtsgericht ließ sich überzeugen und verurteilte sie für drei vorsätzliche Morde zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe.
    Laut Urteil hatte sie die Morde mit großer Rücksichtslosigkeit geplant und begangen. Die Spuren von den Tatorten sowie ihr Geständnis und ihre Kooperation ermöglichten einen zügigen Prozess. Ihr Verteidiger setzte dann trotzdem eine Revision durch, da er der Meinung war, dass man sie zur Unterbringung in einer Anstalt und nicht zu einer Gefängnisstrafe
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