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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall
Autoren: Gail Ranstrom
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Buchhaltung für Madame Zoe?“
    Mr. Evans errötete. „Ich treffe Terminvereinbarungen für die Beratungen bei Madame Zoe. Ich bin ein Agent, kein Buchhalter. Sie ist außerordentlich beschäftigt, nun, da sich der gesamte ton während der Saison in der Stadt befindet.“
    „Ich nehme jeden Termin an, den sie frei hat.“
    Der Mann räusperte sich. „Bezahlung im Voraus.“
    „Bezahlung im Voraus?“, wiederholte Rob, nur um sicherzugehen, dass seine Verärgerung nicht unbemerkt blieb. Welch Unverschämtheit – Bezahlung im Voraus zu verlangen für ein paar Lügen!
    „Jawohl, Mylord. Ohne Ausnahme“, bekräftigte Mr. Evans.
    „Und wenn sie mir nun nichts zu sagen hat?“
    „Es gibt keine Garantien, Mylord. Und keine Erstattungen.“
    Rob ließ den Mann nicht aus den Augen, wohl wissend, dass es irritieren musste, auf solche Weise beobachtet zu werden. Diese Technik benutzte er gelegentlich, wenn er jemandem ein Geständnis entlocken wollte. Der Feind fürchtete stets, sein Schweigen würde bedeuten, dass er etwas verheimlichte.
    „Ein Termin wurde abgesagt“, erklärte Mr. Evans, nachdem er in dem kleinen Kalender aus Leder geblättert hatte. „Sie könnte Sie um drei Uhr heute Nachmittag treffen“, fügte er nach einem kurzen Moment des Schweigens hinzu. „Soll ich Sie in das Buch eintragen, Mylord?“
    „Ja“, erwiderte Rob etwas schroffer, als er eigentlich beabsichtigt hatte.
    Der Agent tauchte eine Feder ins Tintenfass und schrieb etwas auf. „Fünf Pfund bitte.“
    Fünf Pfund! Obwohl es ihm widerstrebte, auch nur einen halben Penny zu zahlen, reichte Rob dem Mann die verlangte Summe und erhielt im Tausch dafür die Adresse.
    Alethea stieg die steile Treppe hinauf, die von einer versteckten Tür im La Meilleure Robe zu einer Kammer in Madame Zoes Wohnung im zweiten Stock führte. Sollte ihr jemand gefolgt sein, so würde es aussehen, als hätte sie Madame Marie wegen einer Anprobe aufgesucht.
    Oben auf der geheimen Treppe, dem Dienstbotenaufgang, der noch aus der Zeit stammte, da das Gebäude ein Privathaus gewesen war, und der nicht benutzt wurde, lauschte sie einen Moment lang, das Ohr an die Holzvertäfelung gelegt. Sie hatte immer ein wenig Angst, dass einer ihrer Kunden zu früh gekommen sein und sich mit Gewalt Zutritt verschafft haben könnte in dem Versuch, ihre wahre Identität aufzudecken. Oder schlimmer noch – dass der Mörder zurückgekehrt, in die Wohnung eingebrochen war und auf sie wartete. Diese Möglichkeit hatte Grace dazu veranlasst, darauf zu bestehen, dass Alethea einen kleinen, aber sehr scharfen Dolch bei sich trug. Beruhigt, als sie nichts hörte, öffnete Alethea die Geheimtür und schlüpfte hindurch in Zoes Salon.
    Sie hob den schweren Vorhang, der das Hinterzimmer vom Hauptraum trennte, und trat zum Kamin, um ein Feuer zu entfachen. Danach machte sie den Schrank auf, in dem ihr Handwerkszeug aufbewahrt war: Ein Tarotkartenspiel, ein gewöhnliches Kartenspiel, eine Kristallkugel, eine Schüssel, um im Wasser zu lesen, astrologische Karten, Runen, Kerzen, Weihrauch und eine Reihe anderer Gegenstände, von denen sie nicht wusste, wozu sie gut waren. In der Annahme, dass Lord Glenross nichts Ungewöhnliches verlangen würde, nahm sie ein Kartenspiel und legte es auf den runden Tisch, der mitten im Zimmer stand.
    Lord Glenross, Robert McHugh. Obwohl Eleganz und ein schlanker Wuchs gerade als schick galten, gefielen Alethea muskulösere Männer besser, und genau zu jenen zählte Glenross. Er war beinahe zu muskulös, um als gut aussehend zu gelten. Als sie ihm auf dem Fest ihrer Tante begegnet war, hatte sich die schmal geschnittene Jacke über seinen Schultern und seiner Brust in außerordentlich beunruhigender Weise gespannt. Die Aussicht, mit ihm allein zu sein, und sei es auch in Verkleidung, verursachte ihr kein geringes Unbehagen. Er kam ihr überlebensgroß vor. Er erfüllte einen Raum, beanspruchte ihn ganz für sich und benötigte dafür nicht mehr als ein Lächeln. Und seine Augen! Diese kühlen grauen Augen, die durch sie hindurchzusehen schienen. Wie gut, dass sie ihre Schleier hatte!
    Ein Blick auf die Uhr, die auf dem schmalen Frisiertisch stand, trieb sie zur Eile an. Sie war zuvor bei einer Teegesellschaft gewesen. Es hatte eine lebhafte Diskussion über Byrons letzte Heldentaten gegeben, und Alethea war in der letzten Sekunde aufgebrochen, um sich nicht zu ihrem Termin zu verspäten. Sie zog sich aus und legte die Witwenkleidung aus schwarzem Crêpe de
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