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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall
Autoren: Gail Ranstrom
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gehören, die mit Sehern verkehren.“
    „Der ton ist der Überzeugung, Madame Zoe sei ein Phänomen, Mrs. Forbush. Vielleicht wird sie meine Zukunft vorhersagen.“ Seine Miene veränderte sich nicht, aber sein rechtes Auge zuckte kaum merklich. „Oder vielleicht ich ihre“, fügte er hinzu.
    Alethea versuchte, ihre Fassung zurückzugewinnen. Madame Zoe? Männer wie Lord Glenross konsultierten keine Wahrsagerinnen. Er spielte irgendein Spiel, und nach allem, was ihr über diesen Mann erzählt worden war, konnte nichts Gutes daraus werden. Sie warf einen Blick zu Grace und fragte sich, was sie wohl auf eine solche Bitte erwidern würde.
    „Ich werde mich darum kümmern, Mylord“, versprach Grace ihm schließlich. „Bis spätestens Montagmorgen werde ich die Information für Sie haben. Soll ich sie Ihnen ins Hotel schicken? Oder lieber in den Club?“
    Alethea unterdrückte eine unwillige Bemerkung, als Glenross triumphierend lächelte. „In mein Hotel. Ich wohne im Pultney’s am Piccadilly.“ Nachdem das geklärt war, schaute er fragend in Richtung von Alethea und sah dann wieder Grace an.
    „Oh, verzeihen Sie, Mylord“, rief sie. „Darf ich Ihnen meine Nichte vorstellen, Miss Alethea Lovejoy? Miss Lovejoy, dies ist Robert McHugh, Lord Glenross.“
    „Lord Glenross“, flüsterte Alethea. Mit einiger Anstrengung brachte sie einen kleinen Knicks zustande und reichte ihm die Hand, die er nahm und an seine Lippen führte. Sie spürte die Wärme seiner Finger, und als er mit den Lippen leicht ihre Haut streifte, fühlte sie auch seinen warmen Atem.
    „Miss Alethea Lovejoy?“, fragte er und wandte sich wieder an Grace. „Ich könnte schwören, dass es auf der Einladung hieß, Sie würden das Fest zu Ehren einer Miss Dianthe Lovejoy veranstalten.“
    Grace winkte Dianthe zu, die gerade mit einem neuen, sehr stolz wirkenden Partner vorübertanzte. „Dianthe ist Aletheas Schwester.“
    Lord Glenross warf Dianthe nur einen flüchtigen Blick zu, dann lächelte er Alethea an. „Miss Lovejoy, ich bin entzückt“, sagte er. „Sind Sie gerade erst in die Stadt gekommen?“
    Aletheas Lippen waren vor Aufregung ganz trocken geworden. „Ich bin seit sechs Monaten in London, Mylord. Als Gesellschafterin von Mrs. Forbush.“
    Wieder erhob Grace das Wort. „Seit sie in die Stadt ist, hat Alethea die Öffentlichkeit gemieden, Mylord. Sie bezeichnet sich als meine Gesellschafterin, aber sie ist meine angeheiratete Nichte und außerdem eine sehr liebe Freundin.“
    „Ich freue mich, dass Sie sich heute in Gesellschaft aufhalten, Miss Lovejoy. Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie mir den nächsten Walzer schenkten.“
    Aletheas Herzschlag drohte auszusetzen. Wenn sie mit ihm tanzte, würde er dann ihre Verkleidung durchschauen, sobald sie ihm als Madame Zoe begegnete? Das konnte sie nicht riskieren. „Ich habe den nächsten Walzer bereits versprochen, Mylord“, schwindelte sie.
    Sein Lächeln verdüsterte sich ebenso wenig wie seine Miene, doch sie merkte, dass sich irgendetwas geändert hatte. Er weiß, dass ich lüge .
    „Ich verstehe“, murmelte er. „Ein andermal, Miss Lovejoy.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verneigte er sich und entfernte sich in Richtung des Spielzimmers.
    Es irritierte Alethea, dass sie eine Mischung aus Erregung und Furcht empfand bei der Vorstellung, Lord Glenross wiederzusehen. Sie seufzte ratlos. „Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, ihn loszuwerden.“
    Grace blickte sie zweifelnd an. „Wenn du möchtest, sage ich ihm, ich hätte nicht herausgefunden, wie man mit Madame Zoe in Kontakt tritt.“
    Das wäre Zeitverschwendung. Wenn Glenross das Gewünschte nicht von Grace erfuhr, würde er diese Information von anderer Stelle einholen. Quälend langsam beruhigte sich Aletheas Herzschlag. Sie schüttelte den Kopf. „Schicke Glenross die Adresse meines Agenten, und ich werde Mr. Evans anweisen, sobald wie möglich einen Termin zu vereinbaren. Wie Shakespeare schon sagte: „Wär’s abgetan, so wie’s getan, dann …“
    „… wär’s gut, man tät es eilig“, vollendete Grace das Zitat und nickte dann. „Eine ausgezeichnete Idee. Mr. Evans soll das übernehmen. Er ist die personifizierte Diskretion.“
    Alethea atmete einmal tief durch und bedachte ihre Tante mit einem kleinen Lächeln. „Ich werde Lord Glenross einfach ein glückliches Schicksal vorhersagen, und damit hat sich die Angelegenheit dann hoffentlich erledigt.“

2. KAPITEL
    Jemand war in seinem Zimmer – jemand,
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