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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall
Autoren: Gail Ranstrom
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dein Bruder“, begann er in dem Versuch, Roberts Aufmerksamkeit auf ein weniger empfindliches Thema zu lenken, „deine gesellschaftlichen Mängel wieder ausgleicht? Seit seiner Ankunft in London vor sechs Wochen beeindruckt er die ganze Stadt. Und weißt du, dass er im ‚Limmer’s‘ wohnt?“
    „Douglas ist in London?“ Das war in der Tat eine Überraschung. Während Roberts zweiwöchiger Befragung hatte das Außenministerium keine Nachrichten von außen durchdringen lassen.
    Ethan nickte. „Dein Anwalt schickte nach ihm, als wir erfuhren, dass der Dey dich zum Tode verurteilt hat und du nicht – nicht zurückkommen würdest.“
    „Ich hoffe, er bringt nicht die Erbschaft durch.“ Rob grinste. „Weiß er, dass ich am Leben bin?“
    „Noch nicht. Aber innerhalb der nächsten Stunde sollte ihn meine Nachricht erreichen. Sei gewarnt – er hat sich verlobt.“
    „Das hat er? Innerhalb eines Monats? Das ging aber schnell.“
    „Sie wird dir gefallen, Rob. Es ist das Barlow-Mädchen. Erinnerst du dich an Beatrice?“
    Während sie den Ballsaal der Forbushs anstrebten, nickte Rob. Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, dann war Beatrice „Bebe“ Barlow eine zierliche hübsche Blondine von einundzwanzig Jahren. Ungefähr zwei Minuten lang hatte sie seine Aufmerksamkeit erregt, bis er feststellte, dass sie ein wenig gewöhnlich war – etwas flatterhaft sogar. Doch diese leichte Oberflächlichkeit würde Douglas mögen, und Rob wünschte seinem Bruder alles Gute.
    Er bemerkte die kurze Stille, die sich über die Versammlung legte, gefolgt von neugierigen oder mitleidigen Blicken, als er eintrat. Wie es schien, hatten die Neuigkeiten über den Ausgang seiner Mission und seine Flucht den ton noch vor ihm selbst erreicht. Nicht einmal ein Lichtblitz bewegte sich so schnell wie der Londoner Klatsch. Wie bedauerlich, dass sich das Außenministerium diese Kraft nicht für seine Zwecke zunutze machen konnte.
    In der Nähe des Kamins blieb er stehen, um sich umzusehen. Nie konnte er sich in einem Raum aufhalten, ohne ihn nach Gefahren abzusuchen, nach Feinden oder Fallen, nach Ausgängen und Fluchtwegen – dafür hatte er zu lange mit dem Außenministerium zu tun gehabt und zu lange in einem ausländischen Gefängnis gesessen. Ethan klopfte ihm ermutigend auf die Schulter, ehe er davonging, um sich zu seiner Frau zu gesellen.
    Und da, auf der anderen Seite des Raumes, in ein Gespräch mit einer bezaubernden Frau mit rötlichem Haar vertieft, stand seine Gastgeberin, Mrs. Grace Forbush, eine schöne Witwe Anfang dreißig – und genau die Frau, die ihm bei seiner Suche helfen konnte. Mrs. Forbush mir ihrem beliebten Freitagnachmittagssalon wusste alles, was im ton geschah. Jedenfalls alles Wichtige. Er setzte ein freundliches Lächeln auf und rief sich seine besten Manieren ins Gedächtnis, dann begab er sich in den Kampf.
    Grace senkte die Stimme zu einem Flüstern. „Ich habe Angst um dich, Alethea. Du hast nur noch ein wenig mehr als zwei Wochen. Wenn du danach noch als Madame Zoe auftrittst, dann fürchte ich, dass etwas Schlimmes passieren wird.“
    „Ich kann jetzt nicht aufhören, Tante Grace. Ich habe Mama und Papa verloren, und jetzt auch noch Tante Henrietta“, flüsterte Alethea zurück. Kaum vermochte sie noch zu sprechen, als sie daran dachte, wie viel auf dem Spiel stand. „Ich kann nicht noch jemanden verlieren. Ich glaube, das würde ich nicht überleben.“
    Sie warf einen Blick zur Tanzfläche, wo sich ihre jüngere Schwester Dianthe am Arm eines heiratsfähigen jungen Lords im Walzertakt drehte. Ihr blondes Haar schimmerte im Kerzenlicht, und ihr hellblaues Kleid passte wunderbar zu ihren blauen Augen. Dianthe war in jeder Hinsicht eine außergewöhnliche Schönheit. Wenn sie sich vorteilhaft verheiratete, dann hatte Alethea eine ihrer Verpflichtungen erfüllt. Eine Angelegenheit weniger, um die sie sich kümmern musste. Dann war sie ihrem Ziel einen Schritt näher, die Familie gut versorgt zu wissen, wie sie es ihrem Vater auf dem Sterbebett versprochen hatte. Eine Aufgabe, die zu lösen er nicht in der Lage gewesen war.
    Graces Besorgnis rührte sie, brachte ihre Entschlossenheit jedoch nicht ins Wanken. „Wenn der Mörder mich umbringen wollte, dann hätte er es längst getan. Lady Annicas Gerücht, dass Madame Zoe unter einem Gedächtnisverlust leidet, muss seine Befürchtungen zerstreut haben.“
    Grace erstarrte, als sie über Aletheas rechte Schulter blickte. An ihrem Gesichtsausdruck
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