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DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS
Autoren: S. Landauer
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Sina zur Seite geschleudert.
    Doch statt von dem schrecklichen Anblick schockiert zu sein, dachte sie nur benommen: Das wurde aber auch Zeit.
    Sie drehte sich und brachte ihren geschundenen Körper aus der Kampfzone, um Les nicht im Weg zu sein, was immer er – oder sein Daimonn – auch gerade tat. Sehen konnte sie nicht viel, und das war wohl auch gut so, denn was sie hörte, reichte ihr. Lugo, der sich zuerst verbissen wehrte, obwohl er keine Chance hatte, stieß einen hohen, schrillen Schrei aus, der unvermittelt abriss. Dann war es totenstill.
    Sina wollte sich aufrichten. Sie wollte aufstehen, um nachzusehen, wie es Les ging, doch sie kam einfach nicht auf die Beine. Die Kraft hatte sie verlassen, sie fühlte sich wie eine leere Hülle ohne Knochen und Muskeln, ohne Kern.
    „Was ist mit mir?“, dachte sie noch erschrocken. Doch bevor die Panik sie überwältigen konnte, verlor sie das Bewusstsein.

10. KAPITEL
    Über dem Salzsee ging bereits die Sonne auf, als Sina wieder die Augen aufschlug. Als Erstes stellte sie fest, dass sie jämmerlich fror, dann spürte sie den kalten Sand unter ihren Händen.
    Immer noch am Noro-Lake, dachte sie, und im nächsten Moment standen ihr die schrecklichen Bilder wieder vor Augen.
    „Les!“, flüsterte sie.
    Obwohl ihr immer noch alles wehtat, schien sie keine schweren Verletzungen davongetragen zu haben und konnte sich schließlich mühsam aufrichten. Sie drehte sich auf Händen und Knien und schaute sich vorsichtig um.
    Ein Stück entfernt von ihr hatte der Kampf getobt, das erkannte sie an den dunklen Blutspuren im aufgewühlten Sand. Von Lugo war nichts zu sehen – doch auch Les konnte sie nirgends entdecken. War er dabei, die Leiche verschwinden zu lassen? Oder was machten Daimonn mit menschlichen Überresten? Sina schüttelte sich und verdrängte den Gedanken. Das musste sie nicht unbedingt wissen.
    An einer der Steinsäulen zog sie sich hoch und stellte fest, dass ihr leicht schwindelig war, ihre Beine sie aber trugen. Was war das vorher nur für ein seltsamer Schwächeanfall gewesen? Oder war der gar nicht von ihr gekommen, sondern von …
    „Les!“, rief sie entsetzt, als sie ein Stück weiter ein dunkles Bündel im Sand liegen sah.
    Sie vergaß ihre Schmerzen, den Schwindel, stieß sich von der Steinsäule ab und rannte darauf zu.
    Les lag auf der Seite, das Gesicht im Sand, die Beine gekrümmt, die Arme vorm Oberkörper gekreuzt. Halb verrückt vor Angst, kniete Sina sich neben ihn und berührte ihn an der Schulter.
    „Les? Les, was ist mit dir?“
    Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken, legte die Hand an seinen Hals – und schluchzte erleichtert auf, als sie seinen Puls fühlte. Auch seine Haut fühlte sich warm an.
    Sie knöpfte sein von getrocknetem Blut steifes Hemd auf und schrie leise auf, als sie die Wunden sah. Sie bluteten nicht mehr und schienen bereits zu heilen, doch es sah schlimmer aus, als sie erwartet hatte.
    „Blödes Ding, ich dachte, so was bringst du im Handumdrehen in Ordnung?“, schimpfte sie halblaut, während sie vom Saum ihres Kleides breite Streifen abriss, um die Wunden so gut es ging zu bedecken. „Mittlerweile könntest du deinen dämlichen Rachefeldzug mal abstellen und besser für ihn sorgen. Wie soll er uns von hier wegbringen, wenn er halb tot ist? Was für ein bescheuerter Daimonn bist du eigentlich?“
    „Beloved, mit wem redest du? Und warum zerreißt du dein schönes Kleid?“
    „Les! Oh Les!“ Beinah wäre Sina ihm um den Hals gefallen, hielt sich aber in letzter Sekunde angesichts seines Zustands zurück und beugte sich stattdessen vorsichtig über ihn.
    Er hob die Arme, um Sina festzuhalten, verzog dann aber das Gesicht und ließ sie wieder sinken.
    „Dauert das immer so lange mit der Heilung?“, fragte sie besorgt. „Deine Hand war doch innerhalb von einer Minute wieder ganz. Wieso unternimmt dieses Ding nichts?“
    Les schien lange über ihre Frage nachzudenken, schüttelte schließlich den Kopf und lachte leise. „Er ist nicht hier.“
    „Ja, hab ich gesehen. Hat dieses Ding ihn verspeist oder verbuddelt?“ Es fiel ihr leichter, mit dem Geschehen zurechtzukommen, wenn sie den Daimonn und Les als zwei getrennte Personen ansah.
    „Nein, nicht Lugo. Der Daimonn. Er ist nicht hier.“ Les strahlte über das ganze Gesicht und lachte immer wieder leise los.
    Verständnislos starrte Sina ihn an. Hatte der Blutverlust ihm geschadet, oder stand er unter Schock?
    Les nahm ihre Hand und drückte sie sanft.
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