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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons
Autoren: Arcana Moon
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sich. 
    „Ah!“ Im ersten Moment brannte es und ging dann in ein Jucken über, als habe sie eine Mücke gestochen. Dann glaubte sie, er habe ihre Hand in Eis gepackt. Und schließlich war nur noch ein Pochen zu spüren, das angenehm wärmte. Vorsichtig öffnete und schloss sie ihre Hand. Sie war schmerzfrei. Celice konnte es kaum glauben.
    „Ich denke, jetzt können wir es wagen.“
    „Was?“ Verwirrt starrte sie in die Richtung, wo sie ihren Retter vermutete.
    „Öffnet jetzt vorsichtig Eure Augen.“
    „Aber ich habe sie doch ...“ Celice biss sich auf die Zunge. Warum war sie sich da so sicher? Sie tastete nach ihren Wimpern.
    „Alles ist gut. Beruhigt Euch.“ Er drückte ihre Hand bestimmend nieder. „Solange Ihr tut, was ich sage, wird nichts zurückbleiben. Versucht es. Nur Mut.“ 
    Hatte sie etwa verlernt, ihre Lider zu öffnen? Es schienen Minuten zu vergehen, aber dann ziepte es und sie fühlte etwas über ihre Augäpfel kratzten. Die Welt war nicht besonders hell und das Bild noch unscharf. Jades Konturen malten sich direkt vor ihr ab.
    „Ich werde die Reste der Nähte jetzt ziehen. Das wird nochmals unangenehm für Euch werden.“ 
    Sie nickte und verschränkte ihre Finger ineinander. Der Schmerz ließ ihren Atem stocken. Im nächsten Moment spürte sie ein nasses Tuch über ihre Augenpartie tupfen. Sie biss die Zähne zusammen. 
    „Wie heißt Ihr?“ Er sprach so vertraut.
    „Celice.“ Sie blinzelte. Noch immer hatte sie das Gefühl, als hätte sie etwas im Auge.
    „Nun gut, Celice. Ich bin vielleicht der Einzige, der Euch helfen kann. Auch wenn Ihr von edler Herkunft und als politische Gefangene hierhergekommen seid, für die da draußen seid Ihr nur Schlachtvieh. Deshalb müsst Ihr beweisen, dass Ihr es wert seid, dass Euer Leben bewahrt wird. Versteht Ihr?“ 
    Celice atmete rasselnd ein und nickte zögerlich. 
    Der Strich, der wohl sein Mund war, verzog sich. Er schien zu lächeln. „Hört zu. Sie erwarten, dass Ihr einen Verführungstanz für die Männer aufführt, die morgen in die Reihen der Krieger aufgenommen werden. Erst danach darf ich über Euer Schicksal entscheiden.“ Er legte ihr seine Hand auf die Schulter.
    „Ihr entscheidet über mein Schicksal? Aber warum habt Ihr ...“
    „Glaubt mir, ich konnte es nicht verhindern, dass man Euch derart misshandelt. Der König ist ein blutrünstiger Krieger. Er erwartet, dass seine Wünsche ohne Gegenrede erfüllt werden. Ich bin in der Lage Euch die Freiheit zu schenken, doch Ihr müsst tun, was er verlangt.“ Der Gedanke daran, vor fremden Männern zu tanzen, drückte Celice die Kehle zu. Wie viele mochten dort sein? Würden sie über sie herfallen? Ihr Herz pochte bis in die Zehenspitzen.
    „Beruhigt Euch. Ich bin ein Ehrenmann und halte mein Wort. Ihr habt nichts zu befürchten – wenn Ihr tut, was ich sage.“ 
    Konnte er ihre Gedanken lesen? Sie nickte. 
    Nochmals tupfte Jade ihr Gesicht mit dem Lappen ab. „Ich weiß, dass es schwer ist, sich vor Fremden so hinzugeben. Aber glaubt mir, Ihr würdet eine Weigerung bereuen. Die Letzte haben sie an den Füßen aufgehängt und bei lebendigem Leibe ausgeweidet.“ Jade richtete sich wieder auf und verschloss das Fläschchen mit der Tinktur. 
    Die Konturen der Welt wurden scharf.
    Celices Blick fiel auf einen verwesenden Körper, der von der Decke hing. Man konnte nur noch an den Resten der Brüste erkennen, dass es sich um eine Frau handelte. Die Tote war skalpiert. Ihre vor Schmerz aufgerissenen Augen starrten sie an. Der Kiefer war verschoben, als hätte man ihn ausgehakt. Die Bauchwunde gab den Blick auf ihre Wirbelsäule frei. Und noch immer tropfte eine gelbliche Flüssigkeit zu Boden, die aus ihrer Nase zu kommen schien.
    Panik stieg in Celice auf. Sie musste hier raus! Entsetzt kroch sie auf dem Hinterteil rückwärts. Ihrer Kehle entwich ein leises Gewimmer, während ihr Blick einen Platz zu finden versuchte, an dem sie dieses schreckliche Bild nicht sehen musste. Doch vergeblich. Dieser Ort schien mit Leichen ausgeschmückt zu sein. Sie waren an Decke und Wände gekettet. In den Ecken stapelten sich Skelette und faulende Leiber. Der Kies bestand aus zertrümmerten Knochenteilen. Aus jedem Winkel blickte Celice der Tod entgegen. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Sie wollte all das nicht sehen. War sie etwa in der Hölle gelandet? Ja, das musste die Hölle sein! Sie hatte nie daran geglaubt. Und nun sollte sie offensichtlich für ihre Verblendung zahlen.
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