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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons
Autoren: Arcana Moon
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Übelkeit erschütterte sie.
    Plötzlich fühlte sie warme Hände auf ihren. Sie blinzelte Jade durch die Zwischenräume ihrer Finger an. Er war eindeutig ein Edelmann und doch trug er die schwarze Lederrüstung eines Kriegers. Sein samtener Umhang legte sich federweich über ihre Knie. Einige Strähnen seines schwarzen Haares waren ihm ins Gesicht gefallen. Trotz seines Spitzbartes wirkte er fast weiblich. Seine Augen waren Höhlen, von denen jegliche Gefühlsregung verschluckt wurde. Er umfasste ihr Gesicht und sah sie eindringlich an.
    „Ihr müsst tanzen. Sonst werdet Ihr schneller ein Teil dieser Sammlung sein, als es Euch lieb ist. Ich kann Euch nicht zwingen. Aber ich werde Euch keine Träne nachweinen, wenn Ihr den Tod anstatt das Leben wählt. Nehmt meine Hand und Ihr werdet es nicht bereuen.“ 
    Celice atmete tief durch und nickte. Doch das Gefühl, dass sie sich falsch entscheiden würde, egal welchen Weg sie wählte, ließ sich nicht abschütteln.

    Jade führte sie durch einen unterirdischen Gang an eine Wendeltreppe.
    „Geht dort hinauf. Es erwartet Euch eine Kammerzofe, die Euch einkleiden wird. Ihr dürft kein Wort mit ihr sprechen. Und Ihr dürft sie auch nicht ansehen. Hört Ihr?“
    „Aber ... wieso lasst Ihr mich jetzt allein?“ Sie hatte Angst.
    „Ich darf Euch nicht folgen. Frauen dürfen nur von ihren Verlobten, Ehemännern oder Gebietern begleitet werden. Ihr seid Kriegsbeute. Würde ich an Eurer Seite verweilen, würde ich nicht nur dem König meine Treue verweigern, sondern mich auch gegen den Kodex der Senarya stellen.“
    „Der Kodex der Senarya?“
    „Wir sind Krieger. Unser Leben ist der Kampf. Wir werden nicht geliebt – und wir lieben niemanden. Es ist uns verboten, uns mit den Frauen des Volkes zu vereinigen. Wir könnten nicht mehr für unsere Sache einstehen, wenn es uns berühren würde, dass sich jemand in Gefahr befindet oder gar stirbt. Jeder Tag trägt den Tod mit sich. Würden wir Schmerz durch unser Ableben hinterlassen, könnte das gesamte Gefüge der Front zusammenbrechen.“ Faszinierend. 
    Er war ein Krieger. Dabei wirkte er eher wie der Prinzgemahl, der sich in langen Studien auf seine Königswürde vorbereitete. Oder wie der geheimnisvolle Einsiedler, der fernab von allem den magischen Künsten nachging.
    „Sagt, warum habt Ihr mich vorhin geküsst?“
     Jade schüttelte lächelnd den Kopf. „Es ist immer noch das beste Mittel, den Widerstand in euch Weibern zu brechen.“ Der Prinzgemahl war ein Flegel! Unerhört!
    „Dann ...“ Sie blickte zu Boden und biss die Zähne zusammen.
    „Es war Hochverrat. Sollte der König davon erfahren, wäre das mein Ende.“ 
    Sie starrte ihn entsetzt an. Er hatte diesen Satz mit einer emotionslosen Stimme gesagt, als würde der Tod ihn nicht berühren.
    „Ich verstehe.“ Ihre Stimme war nur noch ein leises Seufzen.
    „Tut das nicht, Celice.“ Er hatte sie durchschaut!
    „Was?“ Ihre grünen Augen wurden feucht.
    „Eure Gefühle an mich verschwenden.“ Jade hatte die Hände hinter seinem Rücken verschränkt und den Blick zu Boden geneigt.
    „Verschwenden? Wie könnt Ihr so etwas sagen?“ Sie klang gequält.
    „Es ist eine hoffnungslose Liebe. Ihr würdet daran zerbrechen.“ Er sah sie ernst an. 
    Warum kümmerte es ihn, dass sie seine Ablehnung schmerzte? „Was wisst Ihr denn schon davon, Jade? Habt Ihr je so gefühlt?“ 
    „Ja. Deshalb habe ich diesen Gefühlen abgeschworen. Ihr müsst nicht denken, dass wir über Emotionen nichts wissen, nur weil wir sie nicht leben.“ Sie trat näher. „Aber wieso? Was ist geschehen?“ 
    Er wandte sich ab. Fast berührte sie ihn an der Schulter. Die Kälte, die er ausstrahlte, ließ sie jedoch zurückzucken.
    „Es gibt darüber nichts zu berichten. Geht jetzt. Man erwartet Euch“, sagte er distanziert und starrte gegen die Wand. 
    Ein Schaudern überkam Celice. Zögernd betrat sie die Treppe. Vor der Wendung blieb sie stehen und blickte hinab auf Jade, der sich ihr wieder zugewandt hatte.
    „Warum soll ich für die Männer tanzen?“
    „Dies ist der Test, den jeder Senarya vor seiner ersten Einberufung bestehen muss. Wenn sie Euch widerstehen können, dann werden sie auch siegreich aus der Schlacht gegen die Galpyre zurückkehren.“
    „Was sind denn Galpyre?“
    „Die Galpyre sind eine Gruppe betörender Frauen, die sich in den nordöstlichen Wäldern unseres Landes angesiedelt haben. Man nennt sie auch die Blutfeen des Morgenwaldes, oder die schwarzen
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