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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons
Autoren: Arcana Moon
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abwenden. Ihr Mund verzog sich zu einem schmalen Strich. Ein kleiner Ausflug in andere Welten ist gar nicht so schlecht. Du suchst Ablenkung, oder nicht? Am Telefon musst du niemanden ansehen oder dich vor anderen entblößen! , wisperte es in ihren Gedanken. Wie konnte man diese Stimme nur abstellen? Aber eigentlich hatte sie Recht. Celice seufzte. Sekundenlang starrte sie auf das unverbrannte Stück in der Asche. Schließlich pulte sie es heraus. Nur eine Telefonnummer war noch vollständig vorhanden.

    Wählen Sie 0190/58741232 für das besondere Erlebnis mit unserem Dämonenbändiger Jade. 

    Celice schnaufte. Ein „Dämonenbändiger“? Das Pochen in ihrem Hals war wieder da. Die Vorstellung, diesen „Bändiger“ anzurufen, reizte sie. Nein! Sie würde das nicht tun! Oder doch? Sie hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde, aber was hatte sie schon zu verlieren außer ein paar Euros? Celice verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und tippte mit einem Finger an die Unterlippe. Das Verlangen war größer als die Furcht.

    Minutenlang starrte sie auf das Display bevor sie die Nummer wählte. Celice konnte das Telefon kaum ruhig an ihrem Ohr halten. Unruhig wippte sie mit den Beinen. Als das Freizeichen erklang, bohrten sich ihre Zähne in die Unterlippe. Sie zuckte heftig zusammen, als es im Hörer klackte. Ein Band mit ruhiger Musik setzte ein, die direkt aus der „Herr der Ringe“-Trilogie stammen konnte.
    „Hallo und willkommen in Ihrem süßen Traum. Jeder Anruf kostet 66 Cent pro Minute. Bevor wir Sie mit unserem Dämonenbändiger verbinden, möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie sich mit dem Zustandekommen des Gespräches innerhalb eines Rollenspieles befinden. Es gibt von unserer Seite aus keine Grenzen für Ihre erotischen Fantasien. Wir schaffen für Sie eine Ausgangssituation.“ 
    Eine tiefe weibliche Stimme. Es lag etwas Beruhigendes in ihrem Klang. Celice atmete tief durch und lehnte sich zurück. Von der anfänglichen Nervosität war nichts mehr zu spüren.
    „Sie können zwischen mehreren Varianten wählen. Wenn Sie gerettet werden wollen, dann drücken Sie die Zwei. Wenn Sie selbst auf der Jagd sind, dann drücken Sie die Vier. Für okkulte Rituale wählen Sie die Sechs. Wenn Sie bereits angerufen haben und Ihr Rollenspiel fortsetzen wollen, dann drücken Sie die Neun.“
    Automatisch wählte Celice die Zwei. So verlassen wie sie sich im Moment fühlte, erschien ihr der Gedanke von einem Fremden gerettet zu werden als romantisch. Ein Ziehen machte sich in ihrem Bauch bemerkbar. 
    Die Stimme fuhr fort: „Setz dich jetzt in eine gemütliche Position und lausche meinen Worten. Du brauchst keine Furcht zu empfinden. Sei dir gewiss, dass du keinen Schaden erleiden wirst. Ich geleite dich in Welten, die keinerlei Gesetzen unterworfen sind. Alles, was du dir wünschst, ist dort möglich.
    Schließ jetzt deine Augen und atme tief ein und aus. Mit jedem Atemzug wirst du ruhiger und entspannter. Öffne dich. Jeder Herzschlag führt dich tiefer und tiefer. Du fühlst dich, als könntest du schweben. Entspanne dich.“ 
    Celice sank tiefer in die Sofaecke. Ihre Beine hatte sie angewinkelt und seitlich gelegt.
    „Dunkelheit hüllt dich wie ein Mantel ein. Alle negativen Gefühle deines Alltags fließen nun aus dir heraus und verschwinden in der Bedeutungslosigkeit. Nichts von alledem kann dich während deines Traumes beeinflussen. Du wirst vergessen, dass du in einem Rollenspiel bist. Du wirst vergessen, dass dies nur ein Telefonat ist. Du stellst die Dinge, die du siehst, nicht in Frage. Es gibt für dich keine Grenzen mehr zwischen Traum und Realität. Erst wenn das Signal ertönt, wirst du von deinem Traum gelöst sein. Nun folge mir.“

    Celice schreckte auf. Um sie herum war es dunkel und still. Spitze Steine drückten ihr in die Unterschenkel und das Gesäß. Ihr Gesicht schmerzte, als hätte man ihr eine Ohrfeige gegeben. Ein ekelhaft süßlicher Geruch drang in ihre Nase und legte sich wie Honig auf ihre Zunge. Sie versuchte ein Würgen zu unterdrücken.
    Mit der Angst zog ihr kalte Feuchtigkeit auf die Haut. War sie etwa nackt? Nein. Sie spürte etwas wie Stoff an ihrem Körper.
    „Wo bin ich? Und wie zum Teufel bin ich hierhergekommen?“ Ihre Stimme erzeugte ein dumpfes Echo. Celices Finger krallten sich in den steinigen Boden.
    Tausend Nadeln stachen ihr in die nackten Fußsohlen, als sie sich aufrichtete. Sie gab einen gequälten Laut von sich. Schließlich spannte sie
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