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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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mir kam. Julien lehnte sich ein Stück näher zu mir, ohne meine Hand loszulassen. Anstelle seiner zerfetzten, blutigen Kleider trug er frische, die allerdings aussahen, als seien es nicht seine eigenen. »Wenn ich ehrlich bin: Ich weiß es nicht genau. Der Kellerraum brannte, als ich dich nach oben brachte ...«
    »Brannte?« Verständnislos schaute ich ihn an. Es fiel schwer, die Augen offen zu halten.
    Er wich meinem Blick aus. »Samuel hatte ein paar von diesen altmodischen Feuerbecken aufstellen lassen. - Frag mich nicht weshalb. Vielleicht wollte er seinen Anhängern das entsprechende Ambiente bieten, ich weiß es nicht. - Sie waren mit Öl gefüllt. Ein Kanister von dem Zeug stand neben dem Kamin. Ein Feuerbecken ist umgekippt, als ich versuchte Samuel von dir wegzureißen und seine Brut mich festgehalten hat. Das Feuer hat sofort um sich gegriffen. Die Teppiche, die Gemälde, die Bücher, alles stand unglaublich schnell in Flammen. Ich habe dich nach oben gebracht, aber ich habe es auch nicht weiter als bis zur Auffahrt geschafft. Gleich darauf ist das Haus in die Luft geflogen. Weder Samuel noch einer seiner Freunde oder einer seiner Brut konnten entkommen. - Den Rest kennst du.«
    »Warum sind sie nicht auch ins Freie geflohen?«
    Julien schwieg und fixierte den Infusionsschlauch mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ich schluckte. »Julien?«, fragte ich nach einem Moment vorsichtig und hob schwach den Kopf.
    Langsam wandte er mir den Blick zu. »Es ist besser, wenn du manche Dinge nicht weißt.« Obwohl er leise sprach, klangen die Worte entschieden.
    Bedächtig atmete ich ein paarmal ein und aus. Was auch immer Julien getan hatte - wir wären nicht hier und am Leben, wenn er es nicht getan hätte. Ich drückte seine Hand, um ihm zu sagen, dass es okay war. Er schien sich ein Stück weit zu entspannen.
    »Die Feuerwehr geht davon aus, dass es eine Gasexplosion war. Das Feuer hat auf die Heizung übergegriffen und deshalb ist alles in die Luft gegangen.«
    Ich schluckte entsetzt. »Die Feuerwehr?« Warum nur tat mir der Hals auch innen so weh?
    Ein freudloses Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich hätte es auch vorgezogen, wenn sie nicht aufgetaucht wären - ebenso wenig wie die Polizei -, aber das Feuer war nicht zu übersehen.«
    »Und was hast du ihnen gesagt?«
    »Zuerst gar nichts. Ich hab mich auf einen Schock rausgeredet. - Ich war auch ziemlich durch den Wind, weil ich wahnsinnige Angst hatte, du könntest noch immer sterben, auch nachdem ich das Loch an deinem Hals wenigstens zum Teil geschlossen hatte.« Er streichelte meine Hand. »Die müssen geglaubt haben, sie hätten einen Irren vor sich.«
    Wenn man bedachte, wie wir beide ausgesehen hatten - zumindest, soweit ich mich erinnern konnte -, war es ein Wunder, dass Julien hier neben mir saß und nicht im Gefängnis auf den Richter wartete.
    »Und was hast du ihnen später gesagt?«
    Erneut wich er meinem Blick aus und räusperte sich leise. »Die Polizei geht davon aus, dass Samuel Mitglied eines fanatischen Satanskultes war, der dich als
    >jungfräuliches Opfer< auserwählt hatte. Ich - dein Freund
    - war zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder auch nicht, denn sonst hätte ich dich nicht retten können. Bei ihrer Zeremonie ist irgendwie ein Feuer ausgebrochen, das zu schnell um sich gegriffen hat. Und dann ist die Gasheizung explodiert.«
    Ich dachte darüber nach. Die Müdigkeit machte meine Gedanken träge, trotzdem drängte sich mir eine Frage auf.
    »Und wieso sind wir entkommen, wenn die anderen es nicht geschafft haben?« Plötzlich hatte ich Angst. »Julien, wenn die Polizei Nachforschungen anstellt, werden sie herausfinden, dass du gelogen hast.« Ich klammerte mich an seine Hand. Das Piepen beschleunigte seine Frequenz.
    »Nein, das werden sie nicht!« Julien stand hastig auf.
    »Beruhige dich, Dawn. Niemand wird irgendetwas merken. Es wird keine Untersuchung geben und du musst auch keine Aussage machen. Es ist schon alles geregelt. Der Fall ist offiziell bereits abgeschlossen.«
    Verwirrt versuchte ich zu begreifen, wie das möglich sein konnte. Hatte ich wochenlang im Koma gelegen?
    »Wieso?«, fragte ich schwach und fiel auf mein Kissen zurück. Das Piepen sank nur langsam wieder auf seine alte Geschwindigkeit herab.
    »Weil wir die Opfer sind! Zumindest was die Polizei angeht. Glaubst du, sie hätten mich nicht schon verhört?
    Ich habe ihnen erzählt, dass ich zu dir wollte, um mit dir nach unserem Streit zu reden.
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