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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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Tränen in die Augen. Es war, als hätte mir jemand glühende Messer in den Hals gestoßen. Meine Schreie wurden gellender, mischten sich mit einem zweiten, wilderen. Etwas stürzte krachend zu Boden. Die anderen brüllten durcheinander, während jeder Schluck Samuels meine Adern ein wenig mehr verdorren ließ. Jemand heulte auf. Wieder ein Krachen. Etwas schlug schwer auf den Boden. Beißender Rauch hing in der Luft. Seine Lippen schienen auf meiner Haut zu brennen. Ich wand mich, stemmte die Hände gegen seine Schultern und schrie, schrie, schrie. Dunkelheit zog sich um mich zusammen, verschlang die Welt. Plötzlich war sein Mund an meinem Hals verschwunden. Blut rann über meine Haut. Ich wurde gepackt und von dem Diwan heruntergerissen. Ein harter Ruck, wieder krachte es. Feuer brüllte auf. Ein fürchterliches Heulen erklang und Flammen tanzten an mir vorbei. Arme legten sich um mich. Ein Keuchen direkt neben meinem Ohr, dann schwebte ich.
    »Alles wird gut! Halt durch!«, beschwor Juliens Stimme mich durch die Dunkelheit. Ich versuchte ihm zu antworten, doch mein Kopf sank nur schwer gegen seine Schulter. Warme Nässe breitete sich von meinem Hals immer weiter aus. Mein Shirt klebte feucht auf meiner Haut. Kühle wehte mir entgegen. Hinter uns war die Hölle. Ich konnte ihr Feuer ganz deutlich spüren. Plötzlich ein Stoß. Julien taumelte und fiel. Ich hörte ihn fauchen, dann stürzte Schwärze auf mich ein.

    »Nein, bitte, Dawn ... nein ... Dawn, bitte, komm schon! Tu mir das nicht an! Bitte nicht!« Juliens Stimme klang in der Finsternis so voller Angst, dass ich mich fragte, was ihn so erschreckte. Ich spürte seine Arme, die mich festhielten. Immer wieder rief er meinen Namen, während er mich wiegte. Ein sanfter Lufthauch strich über mein Gesicht. Er trug Brandgeruch mit sich. Mein Hals tat weh. Ein bitterer Geschmack war in meinem Mund, als hätte ich mich übergeben. »Halt durch! Bitte ... Dawn«, flehte er hilflos. Seine Hand drückte auf meinen Hals. Trotzdem spürte ich, wie es weiter warm und nass über meine Haut rann. Mir war kalt.
    Ein mörderisches Donnern erklang irgendwo ganz in der Nähe. Seine Wucht drückte mich zu Boden, presste mir den letzten Rest Luft aus den Lungen. Ich spürte Julien über mir. Um uns herum prasselte es auf dem Boden, als würde es plötzlich hageln. Feuer knisterte und knackte. Dann war das Prasseln vorbei und Julien zog mich wieder an sich. Seine Arme hielten mich an seiner Brust.
    »Dawn, bitte, stirb nicht.« Es klang, als würde ihm das Herz brechen.
    Ich runzelte die Stirn. Ich hatte nicht vor zu sterben. Ich musste ihm das sagen. Meine Lider waren unendlich schwer, doch ich schaffte es, sie einen kleinen Spalt zu öffnen. Über mir war der Himmel. Er war wunderschön. Ein Farbenspiel aus Violett, Blau und Gold. Sonnenaufgang. Ich hatte wieder das Gefühl zu schweben. Neben mir rief Julien meinen Namen, immer und immer wieder. Ich runzelte die Stirn ein bisschen mehr. Ich war so müde. Ich wollte nur schlafen und weiterschweben.
    Es gelang mir, den Kopf ein kleines Stück zu ihm zu drehen und die Hand zu heben, auch wenn es mir unendlich schwerfiel. Ja, ich musste schlafen. Unbedingt.
    Julien sog scharf den Atem ein, dann drückte er mich fester an seineBrust. »Dawn! O Gott, Dawn!« Mein Arm fiel herab.
    Ich sah, dass er weinte. Warum denn nur? Es gab keinen Grund. Ich wollte es ihm sagen, doch er schüttelte hastig den Kopf.
    »Schscht, nicht! Alles wird gut! Halt nur noch ein bisschen durch. Alles wird gut.«
    Seine Hand bewegte sich an meinem Hals. Es tat weh und ich wimmerte. Die Kälte kroch immer weiter in meine Glieder. Ich lag auf der Auffahrt. Hinter Julien entdeckte ich mein Zuhause. Es brannte.
    Ich blinzelte und bemühte mich, meinen Blick auf Julien zu konzentrieren. Alles um mich herum war irgendwie unscharf. Seine Haare waren angesengt. Seine Kleider auch. Seine Eckzähne ragten lang und scharf über die anderen heraus. Seine Augen waren voller Durst und Schmerz und Verzweiflung. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Es ist alles gut!«, versicherte er mir. Die Worte klangen erschreckend rau. »Er kann dir nichts mehr tun. Bleib nur bei mir!«
    Er? Wer, er? Später würde ich ihn fragen, wen er damit meinte. Jetzt musste ich schlafen. Ich war so müde. Es war ganz leicht, die Augen zu schließen.
    »Dawn! Nein!«, brüllte Julien panisch neben mir und schüttelte mich.
    Ich riss die Augen wieder auf. Hitze rann über meinen Hals. Ich starrte
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