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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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vorne. Er wehrte sich heftig. Samuel hatte plötzlich ein Messer in der Hand. Die Männer drehten Juliens Arm herum, bis die Innenseite nach oben wies. Mit einem Lächeln schnitt mein falscher Onkel ihm die Pulsader der Länge nach auf. Julien fauchte vor Schmerz. Sein Arm verkrampfte sich. Blut pochte aus dem Schnitt heraus. Ich starrte darauf, verfolgte fasziniert, wie es über seine Haut rann, wie es zu Boden tropfte. Der Schmerz erwachte erneut in meinem Oberkiefer. Dieses Mal spürte ich, wie meine Eckzähne länger wurden. Julien bäumte sich auf, als die Vampire ihn vorwärtszerrten, noch dichter heran. Sie hatten Mühe, ihn vor mir auf die Knie zu drücken, doch dann hatten sie es geschafft und zwangen seinen Arm zu mir her. Sein Blut schimmerte im Licht wie dunkle Rubine. Es rief nach mir. Ich beugte mich vor und umfasste seinen Arm mit beiden Händen.
    »Dawn, nicht!« In der nächsten Sekunde stöhnte er auf, als ich meine Zähne in sein Handgelenk grub. Sein Blut quoll in meinen Mund. Ich schluckte. Es war süß und zugleich salzig. Wie Honig und Kupfer und Samt auf der Zunge. Ein bisschen erinnerte es mich an den Geschmack der Flüssigkeit, die Samuel mir eben aufgezwungen hatte, doch sein Aroma war unendlich viel voller und dunkler - und reiner. Warm rann es zwischen meine Lippen. Ein stetiger Strahl, der im Rhythmus seines Herzschlags pulsierte. Die Bestie in meinem Bauch zog ihre Krallen ein und rollte sich schnurrend zusammen. Ich trank wie in einem Traum, ohne aufhören zu können - bis ich merkte, wie der Rhythmus seine Gleichmäßigkeit verlor, wie sein Herzschlag zu stocken begann.
    Von einer Sekunde auf die andere kehrte mein Verstand zurück. Entsetzt über das, was ich hier tat, riss ich die Augen auf. Ich hielt Juliens Arm mit beiden Händen umklammert. Blut rann noch immer aus dem Schnitt an seinem Gelenk. Meine Zähne hatten zusätzlich kleine rot gesäumte Löcher in seiner Haut hinterlassen. Er starrte mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination an. Sein Blick war glasig. Die Vampire hielten ihn noch immer fest. Er blinzelte ein paarmal langsam, wie in Zeitlupe. Seine Finger bewegten sich in meiner Hand. Ein Zucken, mehr nicht, das meine Aufmerksamkeit auf den roten Strom lenkte, der noch immer beständig über seine Haut rann und mir auf die Oberschenkel tropfte. Der Anblick weckte erneut einen vagen Schmerz in meinem Oberkiefer zusammen mit etwas, was ich zu meinem Grauen als Gier nach seinem Blut erkannte. Ich begann zu zittern. Nein! Ich wollte das nicht. Meine Fingernägel gruben sich so fest in Juliens Arm, dass er keuchte. Erschrocken sah ich auf. Seine Lider waren halb geschlossen, dennoch hing sein Blick an mir. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Ich zögerte einen Augenblick, ehe ich sein Handgelenk erneut zu meinem Mund zog. Seine Finger wurden in meiner Hand starr, während ich die Lippen auf seine Haut legte. Sofort war jener herrliche Geschmack von Kupfer und Honig wieder auf meiner Zunge. Die Gier kam zusammen mit dem Schmerz in meinem Oberkiefer zurück, doch nur für einen kurzen Moment, dann hatte ich sie aus meinen Gedanken verbannt. Das hier war Julien. Es war Juliens Blut. Langsam und zart fuhr ich mit der Zungenspitze über die Wunden. Julien gab einen Laut von sich, der Stöhnen und Wimmern zugleich war. Ich konnte spüren, wie der Schnitt und die Löcher meiner Zähne zu bluten aufhörten und sich schlossen.
    Über mir erklang ein wütendes Fauchen. In der nächsten Sekunde wurde ich gepackt und mein Kopf in die Höhe gezerrt. Juliens Arm wurde aus meinem Griff gerissen. Wieder fuhr die Klinge in seine Ader. Dieses Mal schrie er auf. Das Messer fiel neben mich. Samuels Hand schloss sich um meinen Nacken und drückte mir Juliens Handgelenk grob an den Mund.
    »Trink mehr!«, fuhr er mich an.
    »Nein!« Verzweifelt versuchte ich aus seinem Griff freizukommen. Juliens Blut tropfte mir vom Kinn. Die Gier wachte erneut. Nein! Ich wollte das nicht!
    Unvermittelt ließ Samuel mich los und stieß Juliens Arm zurück. Der wankte im Griff der beiden Vampire. Aus dem Schnitt an seinem Handgelenk rann weiter Blut. Ich sah die Gier mit der sie darauf starrten - wie ich selbst eben noch -, und schauderte. Samuel zerrte mich zu sich herum.
    »Du wirst trinken!«, knurrte er mich an. Seine Eckzähne schimmerten fahl in seinem Mund. Ich schrie, als er sich jäh über mich beugte und sie in meinen Hals schlug. Der Schmerz zerriss meine Kehle und trieb mir
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