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Der Kuß der Schlange

Der Kuß der Schlange

Titel: Der Kuß der Schlange
Autoren: Ruth Rendell
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Kalender, nehmen Sie jeder einen. Ich weiß, weshalb Sie kommen. Aber sagen Sie mir bloß eins: Reicht das, was Sie gefunden haben, um einen Mann ausgeliefert zu kriegen? Wenn nicht, können Sie sich Ihren ganzen Kram sparen. Hathall fliegt heute nach Brasilien, und es steht zehn zu eins, daß er bereits weg ist.«
    »Meine Güte«, sagte Lovat seelenruhig.
    Wexford hätte fast den Kopf in den Händen vergraben. »Also, was ist? Haben Sie was?« brüllte er.
    »Ich berichte Ihnen wohl besser, was Mr. Lovat gefunden hat, Sir. Wir haben gestern abend nochmals in dem Haus von Mr. und Mrs. Kingsbury vorgesprochen. Sie waren gerade zurückgekommen. Sie hatten ihre verheiratete Tochter besucht, die ein Baby bekommen hat. Keine Mrs. Mary Lewis hat je bei ihnen in Untermiete gewohnt, und sie hatten nie Verbindung zu Kidd und Co. Ferner hat Mr. Lovat auch durch weitere Ermittlungen in der Pension, von der er Ihnen berichtete, keinerlei Existenznachweis der anderen angeblichen Kontoinhaberin erbringen können.«
    »Also haben Sie einen Haftbefehl für Robert Hathall ausstellen lassen?«
    »Mr. Lovat möchte zuerst mit Robert Hathall sprechen, Sir«, verwahrte sich Hutton. »Ich nehme an, Sie werden verstehen, daß wir noch etwas mehr brauchen, auf das wir uns stützen können. Wir sind nicht nur aus – äh, Kollegialität gekommen, sondern möchten von Ihnen auch Hathalls derzeitige Adresse erfahren.«
    »Seine derzeitige Adresse«, fauchte Wexford, »ist vermutlich etwa sechs Kilometer hoch in der Luft über Madeira oder wo immer dieses verdammte Flugzeug fliegt.«
    »Pech«, meinte Lovat kopfschüttelnd.
    »Vielleicht ist er noch gar nicht fort, Sir. Wenn wir ihn vielleicht anrufen könnten?«
    »Aber gewiß doch könnten Sie – wenn er nur Telefon hätte und noch nicht weg wäre!« Wexford blickte verzweifelt auf die Uhr. Es war halb elf. »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich machen soll. Das einzige, was ich vorschlagen kann, ist, daß wir alle rausfahren nach Millerton- les-deux – äh, ich meine Hightrees Farm, und das alles dem Chief Constable vorlegen.«
    »Gute Idee«, sagte Lovat. »Dort habe ich manche schöne Nacht mit dem Beobachten der Dachse verbracht.«
    Wexford hätte ihm in den Hintern treten können.
    Er wußte selbst nicht, weshalb er die Frage gestellt hatte. Mit dem sechsten Sinn hatte das nichts zu tun. Vielleicht bloß, weil er die Details dieses Betruges ebenso genau im Kopf haben wollte wie Hutton. Aber er stellte sie, und hinterher dankte er Gott, daß er sie dort auf der Landstraße nach Millerton gestellt hatte.
    »Die Adressen der Kontoinhaberinnen, Sir? Die eine lautete auf Mrs. Dorothy Carter, Ascot House, Myringham – das ist diese Hotelpension – und die andere auf Mrs. Mary Lewis, Maynnot Way 19, Toxborough.«
    »Haben Sie Maynnot Way gesagt?« fragte Wexford mit einer Stimme, die wie von weit her kam und nicht seine eigene zu sein schien.
    »Richtig, Sir. Sie verläuft von der Hauptverkehrsstraße nach …«
    »Ich weiß, wo sie verläuft, Sergeant. Und ich weiß auch, wer in der Maynnot Hall mitten im Maynnot Way gewohnt hat.« Die Kehle war ihm wie zugeschnürt. »Lovat«, sagte er, »was haben Sie bei Kidds gemacht an dem Tag, als wir uns in der Einfahrt begegnet sind?«
    Lovat sah Hutton an, und Hutton sagte: »Mr. Lovat führte seine Ermittlungen in Verbindung mit dem Verschwinden von Morag Grey durch, Sir. Morag Grey arbeitete kurze Zeit als Putzfrau bei Kidds, während ihr Mann Gärtner in Maynnot Hall war. Selbstverständlich haben wir alles sondiert, was uns möglich war.«
    »Maynnot Way habt ihr nicht gründlich genug sondiert.« Wexford rang nahezu nach Atem angesichts der Tragweite seiner Entdeckung. Seine Schimäre, dachte er, sein Hirngespinst! »Eure Morag Grey liegt nicht in irgendeinem Garten begraben. Sie ist Robert Hathalls Geliebte, und sie haut mit ihm nach Brasilien ab. Mein Gott, jetzt ist mir alles klar…« Wenn er doch bloß Howard neben sich hätte, um ihm alles dies zu erklären, statt des phlegmatischen Lovat und seines großmäuligen Sergeants. »Hören Sie zu«, sagte er. »Diese Person, diese Grey war Hathalls Komplizin bei der Betrügerei. Er hat sie kennengelernt, während sie beide bei Kidds arbeiteten, und sie und seine Frau hatten die Aufgabe, von diesen Konten Geld abzuheben. Ohne Zweifel hat sie den Namen und die Adresse einer Mrs. Mary Lewis erfunden, weil sie den Maynnot Way kannte und weil sie wußte, daß die Kingsburys Zimmer
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