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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition)
Autoren: Aprilynne Pike
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Denkmal ist – sehr schön renoviert –, das alles mitten in einem formlosen Mix aus Bürogebäuden, viele in den Hüllen ihrer ursprünglichen zweihundert Jahre alten Fassaden. Es ist ein Aufeinanderprallen von Zeiten, das sich dissonant anfühlt, aber gleichzeitig der Wahnsinn ist. Ich liebe es.
    Die Gegend zu genießen, steht im Moment aber ganz unten auf meiner Liste. Ich versuche, nicht langsamer zu werden, während ich beim Gehen einen steten Viervierteltakt in meinem Kopf mitzähle. Eins, zwei, drei, vier. Eins, zwei, drei, vier. Das ist ein Trick, den mir meine Physiotherapeutin vor ein paar Wochen beigebracht hat.
    »Tavia Michaels, du solltest nicht mehr hinken«, beharrte sie. Aber nachdem ich monatelang vor dem Schmerz zurückgescheut bin, ist es zu einer Gewohnheit geworden – mein natürlicher Rhythmus, obwohl der Schmerz weg ist.
    An den meisten Tagen.
    Mit reiner Physiotherapie kommt man nur bis an einen bestimmten Punkt; jetzt muss ich meinen Kopf neu polen. Also zähle ich. Oft.
    Aber mein gleichmäßiger Schritt ist ein bisschen schwer zu halten, wenn mein Blick an jedem Gebäude zu der Stelle über der Eingangstür huscht und ich nach Symbolen Ausschau halte.
    Ich blinzle. War das ein Blitz? Ich spähe genauer hin, blinzle noch einmal. Nope . Diesmal bilde ich mir wirklich nur etwas ein. Na, großartig.
    Ich versuche, das nächste Haus nicht anzuschauen, aber ich kann nicht anders. Mein Blick wandert ganz von allein zu der Tür.
    Was zum …? Abrupt bleibe ich stehen, und ein Mann im Jogginganzug brummelt, als er ausweichen muss, um mich nicht umzurennen.
    Diesmal ist es kein Dreieck und es glüht auch nicht. Dieses hier sieht massiv aus und … real. Ich mache ein paar Schritte darauf zu und spähe zu dem Symbol hinauf, das in den Querbalken über der Tür eingraviert ist. Es ist so abgenutzt – ganz zu schweigen von überstrichen –, dass ich nicht genau erkennen kann, was es ist; etwas abgerundet Längliches über ein paar kurvigen Linien. Es könnte alles Mögliche sein, aber es ist definitiv etwas , und es bringt mein Herz auf dieselbe Art zum Rasen wie die glühenden Dreiecke.
    Ich versuche, lässig auszusehen – als wäre ich kein grusliger Voyeur –, als ich mein Handy herausziehe und schnell ein Foto mache. Sobald es klickt, schiebe ich das Handy zurück in die Tasche und hoffe, es hat keiner bemerkt.
    Ich senke den Kopf, fange wieder an, meine Schritte zu zählen, und versuche, nicht mehr an die Symbole zu denken. Eins, zwei, drei, vier. Eins zwei drei vier .
    Als ich aufblicke, um abzuschätzen, wie weit es bis zum Ende des Blocks ist, blitzt etwas golden zwischen den Fußgängern vor mir auf. Er ist es! Über die Schulter des Mannes im Jogginganzug, nicht weit hinter einer Dame mit Kinderwagen, entdecke ich diesen inzwischen vertrauten Pferdeschwanz in einem gebräunten Nacken.
    Anscheinend sind seine langen Haare wirklich echt.
    Und sie sehen seidig und weich aus.
    Ich beiße die Zähne zusammen, um den Gedanken zu vertreiben, gehe weiter, schneller diesmal, und nehme meinen Mut zusammen. Ich sollte wenigstens mit ihm reden – herausfinden, was das letzte Nacht seiner Meinung nach sollte.
    Ich überhole ein Händchen haltendes Paar. Nur noch zwei Leute zwischen uns. Mein Bein schmerzt stechend, aber ich ignoriere es. Ich habe auch aufgehört zu zählen. Mein Gang ist mir egal; ich bin komplett auf ihn konzentriert. Ich kann nicht rufen – er würde wahrscheinlich davonlaufen –, aber ich bin fast nahe genug, um ihn am Arm festzuhalten.
    Ich bin fast da.
    Fast.
    Aber als ich die Hand ausstrecke, um ihm auf die Schulter zu tippen, biegt er um eine Ecke in eine schmale Gasse und ist weg.
    »Oh nein, das tust du nicht!«, murmle ich und schwenke herum, ohne langsamer zu werden – entschlossen, ihn einzuholen.
    Der Schmerz überfällt mich, als ich gegen eine Wand knalle und der Aufprall meine Wirbelsäule entlang ausstrahlt, meine Knie einknicken lässt und mich auf den Gehweg wirft. Ich blinzle und versuche, deutlich zu sehen, als Gesichter in meinem Blickfeld auftauchen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Jemand soll einen Krankenwagen rufen!«
    »Sie hat einen Anfall!«
    »Mädchen? Mädchen?«
    »Mir geht es gut«, murmle ich, und das Blut schießt mir in die Wangen. Obwohl das Risiko seit dem Absturz gestiegen ist, habe ich ganz sicher keinen Anfall. Ich reibe mir die schmerzende Stelle am Kopf und blinzle in die Richtung, in der die Gasse hätte sein müssen.
    Da ist keine
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