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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition)
Autoren: Aprilynne Pike
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schon einmal vorzuarbeiten.
    »Gott sei’s geklagt«, sagt Benson hochtrabend und mit falschem britischen Akzent.
    Ich schüttle den Kopf über seine Theatralik. Das erste Mal, als ich Benson sah, dachte ich, er sei einfach ein ganz normaler Bibliotheks-Nerd. Aber sein angenehmer Griff, als er mir die Hand schüttelte, und dass sein hellgrünes Hemd und der graue Pullunder etwas allzu absichtlich Zerknittertes hatten, sagten mir, dass dies ein sorgfältig ausgesuchter Look war – keine Rolle, in die er nach einer Geek-Kindheit gestolpert ist.
    In gewisser Hinsicht ist er besser für meine geistige Gesundheit als meine Seelenklempnerin. Er erinnert mich daran, wie normal das Leben früher war.
    Benson ist ein Praktikant von der University of New Hampshire, aber auch wenn er schon am College ist, sind wir praktisch gleich alt. Sein Geburtstag ist im August und meiner im Dezember, also sind wir beide achtzehn, nur dass er kurz vor und ich kurz nach dem Stichtag für die Einschulung geboren wurde. Was ihn allerdings nicht davon abhält, mir bei jeder Gelegenheit zu sagen, dass er älter und weiser sei.
    Dass er älter ist, gestehe ich ihm noch zu. Aber nur gerade so.
    »Ich musste einfach mal raus.« Es ist nur eine halbe Lüge. Ein paar Sekunden Aufschub, während ich mir zu überlegen versuche, wie ich das eigentliche Gespräch anfangen soll.
    »Gib es zu, du hast mich vermisst.«
    »Ich wäre fast verschmachtet«, sage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue, aber es ist die Wahrheit. Mehr als ich es zugeben mag .
    Ich krame in meinem Rucksack – suche allerdings nicht wirklich mein Mathebuch, sondern will nur vermeiden, ihm ins Gesicht schauen zu müssen. »Hey, Benson?«, fange ich an. »Ist … ist Stalking in irgendeinem Fall vertretbar? Ich meine, gerechtfertigt und nicht komisch und gruslig?«
    »Oh, absolut«, sagt Benson ganz ernst.
    »Echt?« Ich fühle, wie mein Herz schneller schlägt, als die Hoffnung einen Satz in meiner Brust macht.
    »Ja. Wenn Dana McCraven mich stalkt. Das ist total vertretbar, rational und wäre meiner Meinung nach sogar zu erwarten.« Er nimmt eine übertriebene Denkerpose ein und stützt das Kinn auf die Faust. »Nein, abgesehen davon ist es so ziemlich immer komisch und gruslig. Warum?«
    »Nur so«, murmle ich und krame weiter sinnlos im Rucksack herum.
    »Oh bitte«, platzt Benson nach fast einer Minute Schweigen heraus.
    »Was denn?«
    Er fährt sich mit den Fingern durch die hellbraunen Haare, die er heute lässig unfrisiert gestylt hat. » › Was hast du zu Mittag gegessen? ‹ «, fragt er mit künstlich hoher Stimme. »Das ist eine Frage, die Leute manchmal einfach nur so stellen. › Was hast du gestern Abend gemacht? ‹ wäre auch eine beiläufige Frage. Ich würde sogar › Hast du heute Morgen geduscht? ‹ als Frage ohne wahre Motivation akzeptieren, denn du bist dir bewusst, dass meine Hygienegewohnheiten über jede Kritik erhaben sind. Ob Stalking gesellschaftlich akzeptabel ist oder nicht, ist eindeutig keine zufällige, beiläufige Frage.«
    Ich weigere mich, ihm in die Augen zu schauen.
    Er wendet sich mir mit dem ganzen Körper zu und legt wieder den Arm auf meine Stuhllehne, als würde das dieses ganze Gespräch nicht noch unbehaglicher machen. »Tave, ernsthaft. Das ist nicht lustig. Bist du die Stalkerin oder die Gestalkte?«
    »Das ist ein dummes Wort.«
    »Stalkt dich jemand ernsthaft?« Obwohl er ruhig bleibt, ist jetzt aller Humor aus seiner Stimme verschwunden.
    »Nein! Doch. Irgendwie.« Ich stöhne und halte mir die Hände vors Gesicht. »Es ist kompliziert.«
    »Reporter?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Spuck’s aus, Cupcake.« Er nennt mich immer wie irgendeine Art Gebäck, wenn er versucht, etwas aus mir herauszubekommen. Was angesichts meiner doch eher dunklen Vergangenheit halbwegs regelmäßig vorkommt. Bei Muffin habe ich es aufgegeben, aber bei Croissant stelle ich mich quer.
    Cupcake ist aber hinnehmbar, also gebe ich auf und erzähle es ihm. Sobald ich angefangen habe, wird es leichter. Dann ist es eine Erleichterung. Schließlich rede ich so schnell, dass ich Schwierigkeiten habe, deutlich zu sprechen. Der Typ, die Dreiecke an den Häusern, alles. Als ich zu der Stelle komme, wo der Typ versucht hat, mich dazu zu bringen, nach draußen zu kommen, ist für Benson Schluss mit lustig.
    »Tavia, du musst die Polizei anrufen. Das ist ernsthaft unheimlicher Scheiß!«
    »Das wäre ein bisschen extrem, findest du nicht? Ich habe ihn nur zweimal
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