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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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den Fullers, um herauszufinden, wohin genau.
    Burton biss die Zähne zusammen. Diese törichte Frau! Dachte sie, Spekes Familie würde sie willkommen heißen? Glaubte sie wirklich, sie würden ihr auch nur irgendetwas über seinen Zustand oder Aufenthaltsort verraten? So sehr er sie auch liebte, Isabels Ungeduld und ihr mangelndes Feingefühl ärgerten ihn ein ums andere Mal. Sie war der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen, stürmte immer auf ihr Ziel zu, ohne in Erwägung zu ziehen, was ihr im Weg stehen könnte; immer vollständig davon überzeugt, dass das, was sie wollte, richtig war, ganz gleich, was andere denken mochten.
    Er schrieb eine knappe Antwort:
    Bin nach London aufgebrochen. Begleiche die Rechnung, pack deine Sachen und folge mir.
    Er sah auf zum Empfangschef des Hotels.
    »Bitte überreicht dies Miss Arundell, wenn sie zurückkehrt. Haben Sie einen Bradshaw?«
    »Herkömmliche oder atmosphärische Eisenbahn, Sir?«
    »Atmosphärisch.«
    »Jawohl, Sir.«
    Er reichte ihm den Fahrplan. Der nächste Zug fuhr in fünfzig Minuten. Zeit genug, seine Habseligkeiten in den Koffer zu werfen und zum Bahnhof zu fahren.

Die Gestalt in der Gasse
    Die Eugeniker nennen ihre schmutzigen Experimente mittlerweile »Genetik«, nach dem altgriechischen »Genesis«, was »Ursprung« bedeutet. Dies geschieht als Reaktion auf die Arbeit Gregor Mendels, eines Augustiner-Priesters. Eines Priesters! Kann es einen größeren Pharisäer geben, als einen Priester, der sich in die Schöpfung einmischt?
    RICHARD MONCKTON MILNES
    D ie Fahrt nach London verlief zügig und ruhig.
    Isambard Kingdom Brunels atmosphärisches Eisenbahnsystem war ein voller Triumph. Es nutzte Breitspur-Schienen, in deren Mitte ein Rohr von fünfzehn Zoll Durchmesser verlief. Entlang der Oberseite des Rohres klaffte ein zwei Zoll breiter Spalt, verschlossen von einem Klappventil aus Ochsenleder. Unter dem Vorderwagen jedes Zuges hing ein hantelförmiger Kolben, der genau ins Rohr passte. Dieser war durch eine schmale Deichsel, die aus dem Spalt hervorragte, mit dem Waggon verbunden. An der Deichsel war eine kleine, mit Rädern ausgestattete Vorrichtung angebracht, welche die Lederklappe auf der Vorderseite öffnete und gleichzeitig auf der Hinterseite verschloss und ölte. Alle drei Meilen saugte eine Station an den Schienen vor dem Zug die Luft aus dem Rohr und pumpte sie hinter ihm wieder hinein. Dieser Unterschied im Luftdruck war es, der die Waggons mit sagenhafter Geschwindigkeit die Schienen entlangschießen ließ.
    Als Brunel das System erfunden hatte, war er auf ein unerwartetes Problem gestoßen: Ratten liebten Ochsenleder. Um dasProblem zu beheben, hatte er sich an seinen Eugeniker-Kollegen Francis Galton gewandt, und der Wissenschaftler hatte die Lösung in Form einer besonderen Zuchtlinie von Ochsen präsentiert, deren Haut für die Nager sowohl abstoßend als auch giftig war.
    Das pneumatische Schienensystem durchlief Großbritannien mittlerweile in seiner ganzen Länge und Breite und wurde im gesamten Empire ausgebaut, allem voran in Indien und Südafrika.
    Eine ähnliche Antriebsmethode war für die Londoner U-Bahn geplant, doch dieses Projekt hatte man aufgrund des Todes Brunels vor zwei Jahren aufgeschoben.
    Burton erreichte sein Haus am Montagu Place Nr. 14 um achtzehn Uhr dreißig, mittlerweile hing dichter Nebel in den Straßen der Stadt. Als er das schmiedeeiserne Tor öffnete und zur Eingangstür trat, hörte er wie in der Ferne ein Zeitungsjunge rief: »Speke erschießt sich! Nildebatte in Aufruhr! Lesen Sie alles!«
    Er seufzte und wartete, dass der junge Bengel näher kam. Er erkannte den leichten irischen Akzent; es war Oscar, ein Flüchtling der nicht enden wollenden Hungersnot der grünen Insel, auf seiner gewohnten Runde. Der Bursche besaß ein außerordentliches Talent mit Worten umzugehen, das Burton durchaus zu schätzen wusste.
    Der Junge schwenkte in seine Richtung, sah ihn an und grinste. Er war ein kleiner und etwas plumper Kerl, ungefähr acht Jahre alt, mit verschlafen dreinblickenden Augen und einem frechen Lächeln, das nur durch die schiefen verfärbten Zähne an Schönheit einbüßte. Er trug sein Haar zu lang und war nie ohne seinen zerbeulten Zylinder und eine Blume im Knopfloch unterwegs.
    »Hallo, Captain! Sie legen es wohl darauf an, mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen.«
    »Das ist nicht zum Lachen, Quips«, erwiderte Burton und benutzte den Spitznamen, den er dem Zeitungsjungen einige Wochen
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