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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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zuvor gegeben hatte. »Komm kurz mit in die Diele, ich will mit dir sprechen. Ich nehme an, die Journalisten geben mir die Schuld?«
    Oscar stellte sich neben den Entdecker und wartete, während dieser nach seinen Schlüsseln kramte.
    »Nun ja, Captain, über den modernen Journalismus kann man auch viel Gutes sagen. Indem er uns die Meinung der Ungebildeten verkauft, lässt er uns die Ignoranz der Gesellschaft nie vergessen.«
    »Ignoranz ist das richtige Wort«, stimmte Burton zu. Er öffnete die Tür und führte den Jungen hinein. »Wenn man sich an den Reaktionen in Bath orientieren kann, nehme ich wohl an, die mild Gestimmten behaupten, Speke hätte sich selbst erschossen, die weniger mild Gestimmten, ich hätte es getan.«
    Oscar legte seinen Stapel Zeitungen auf die Fußmatte.
    »Da haben Sie nicht unrecht, Sir. Aber was sagen Sie?«
    »Dass gegenwärtig niemand weiß, was geschehen ist, außer denen, die dabei waren. Dass es möglicherweise überhaupt nicht dazu gekommen wäre, wenn ich mir ein wenig mehr Mühe gegeben hätte, den Graben, der sich zwischen Speke und mir aufgetan hat, zu überbrücken, wenn ich vielleicht nur ein bisschen empfänglicher für seine inneren Dämonen gewesen wäre.«
    »Ah, Dämonen, ja?«, rief der Junge mit seiner hohen, nasalen Stimme. »Und was ist mit Ihren eigenen? Ermutigen sie Sie nicht, sich dem Luxus der Selbstbezichtigung hinzugeben?«
    »Luxus!«
    »Selbstverständlich. Wenn wir uns selbst die Schuld geben, haben wir das Gefühl, kein anderer hätte das Recht, uns zu beschuldigen. Welch Luxus das doch ist!«
    Burton knurrte. Er stellte seinen Gehstock in einen Elefantenfuß-Schirmständer, legte den Zylinder auf der Hutablage ab und zog den Mantel aus.
    »Du bist ein schrecklich intelligenter Gassenjunge, Quips.«
    Oscar kicherte. »Das stimmt. Ich bin so schlau, dass ich manchmal kein Wort von dem verstehe, was ich sage!«
    Burton hob eine kleine Klingel vom Tisch in der Diele und läutete nach seiner Haushälterin.
    »Aber stimmt es denn nicht, Captain Burton«, fuhr der Junge fort, »dass Sie Speke stets nur gebeten haben, wissenschaftliche Belege für seine Behauptungen zu präsentieren?«
    »Vollkommen. Ich habe seine Methoden angegriffen, aber niemals ihn, auch wenn er mir nicht dieselbe Höflichkeit zuteilwerden ließ.«
    Das Erscheinen Mrs Iris Angells, die, obgleich Burtons Vermieterin, ebenfalls seine Haushälterin war, unterbrach die beiden. Sie war eine weißhaarige alte Dame mit ausladenden Hüften, freundlichem Gesicht, eckigem Kinn und strahlend blauen herzlichen Augen.
    »Ich hoffe, Sie haben sich die Füße abgewischt, Master Oscar!«
    »Saubere Schuhe sind das Maß eines Gentlemans, Mrs Angell«, erwiderte der Junge höflich.
    »Wohl gesprochen. In meiner Küche steht eine frischgebackene Eierpastete mit Speck. Darf ich Ihnen ein Stück davon anbieten?«
    »Außerordentlich gern!«
    Die alte Dame sah Burton an, der nickte. Dann ging sie wieder die Stufen hinunter in ihr Reich im Keller.
    »Sie wollen also Informationen, Captain?«, fragte Oscar.
    »Ich muss wissen, wo Lieutenant Speke hingebracht wurde. Ich weiß, dass man ihn von Bath nach London transportiert hat – aber in welches Hospital? Kannst du das herausfinden?«
    »Natürlich! Ich gebe es an die Jungs weiter. Binnen einer Stunde sollte ich eine Antwort für Sie haben.«
    »Ausgezeichnet. Miss Arundell holt ebenfalls Erkundigungen ein, doch ich nehme an, ihr Vorgehen wird nichts als Schwierigkeiten verursachen.«
    »Wie das, Captain?«
    »Sie hat die Spekes aufgesucht, um ihr Beileid auszusprechen.«
    Oscar zuckte zusammen. »Um Himmels willen! Es ist nichts vernichtender als eine Frau auf wohltätiger Mission. Ich hoffe um Ihretwillen, dass Mr Stanley nichts davon erfährt.«
    Burton seufzte. »Bismillah! Den habe ich ganz vergessen!«
    Henry Morton Stanley, ein Journalist, war kürzlich aus Amerika in London eingetroffen. Sein Hintergrund war etwas nebulös, Spuren eines walisischen Akzentes deuteten darauf hin, dass er nicht der echte Yankee war, der er zu sein behauptete; und es gab Gerüchte, er trüge einen falschen Namen. Doch was immer auch die Wahrheit über ihn sein mochte, als Zeitungsreporter machte er viel Furore, und er hatte ein besonderes Interesse an den verschiedenen von der Royal Geographical Society organisierten Expeditionen entwickelt. Aus freundschaftlicher Verbundenheit Doktor Livingstone gegenüber hatte Stanley in der Nildebatte Partei für Spekes ergriffen und
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