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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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gesellschaftlichen Parkett Londons tummelten. Ihre Eltern hielten ihn für unpassend, doch Isabel wusste, für sie konnte es keinen anderen geben.
    Er fiel in ihre Arme.
    »Was quält dich so, Dick?«, keuchte sie und hielt ihn an den Schultern fest. »Was ist geschehen?«
    »John hat sich erschossen!«
    »Nein!«, rief sie aus. »Er ist tot?«
    Burton trat zurück und wischte sich mit einem Ärmel über die Augen. »Noch nicht. Aber die Kugel hat seinen Schädel durchschlagen. Isabel, ich muss einen Vortrag ausarbeiten. Kann ich auf dich vertrauen? Kannst du herausfinden, wohin man ihn gebrachthat? Ich muss ihn sehen. Ich muss meinen Frieden mit ihm machen, bevor …«
    »Natürlich, Liebster. Natürlich! Ich werde mich sofort erkundigen. Aber musst du denn auftreten? Niemand würde es dir vorwerfen, wenn du deinen Vortrag zurückzögest.«
    »Ich trete auf. Wir treffen uns später im Hotel.«
    »Wie du wünschst.«
    Sie küsste ihn auf die Wange und ließ ihn stehen, lief ein paar Schritte über den eleganten, mit Marmor gefliesten Flur und verschwand nach einem kurzen Blick zurück durch die Tür zum Auditorium. Als diese aufschwang und sich wieder schloss, vernahm Burton das ungeduldige Murren des Publikums. Es ertönten sogar einige Buhrufe. Sie hatten lange genug gewartet; sie wollten Blut, wollten ihn sehen, Burton, wie er den Mann demütigte und erniedrigte, den er einst für einen Bruder gehalten hatte: John Hanning Speke.
    »Ich werde eine Durchsage machen«, murmelte eine Stimme hinter ihm. Er wandte sich um und sah, dass Murchison, der das Komitee verlassen hatte, neben ihm stand. Schweißperlen standen auf der Glatze des Präsidenten. Sein schmales Gesicht war blass und voller Sorge.
    »Ist es … ist es meine Schuld, Sir Roderick?«, fragte Burton mit belegter Stimme.
    Murchison runzelte die Stirn.
    »Ist es Ihr Fehler, dass Sie Wert auf äußerste Exaktheit legen, während laut der Berechnungen, die John Speke der Society vorgelegt hat, der Nil über neunzig Meilen aufwärts fließt? Ist es Ihr Fehler, dass Sie ein gewandter und souveräner Redner sind, während Speke kaum zwei Worte aneinanderreihen kann? Ist es Ihr Fehler, dass Unruhestifter ihn manipuliert und gegen Sie aufgebracht haben? Nein, Richard, es ist nicht Ihre Schuld.«
    Burton dachte einen Moment über die Worte des Mannes nach, dann sagte er: »So sprechen Sie von ihm, und doch habenSie ihn unterstützt. Sie haben seine zweite Expedition finanziert und mir die meine verwehrt.«
    »Weil er recht hatte. Trotz seiner schlampigen Messungen und seiner Mutmaßungen und Spekulationen hat das Komitee es als wahrscheinlich erachtet, dass der See, den er entdeckt hat, tatsächlich der Ursprung des Nils ist. Die einfache Wahrheit dieser Angelegenheit ist, Richard, dass er ihn gefunden hat, und Sie, tut mir leid, es zu sagen, nicht. Ich habe den Mann nie sehr gemocht, möge Gott sich seiner Seele erbarmen, doch das Schicksal hat ihm den Vorzug gegeben und nicht Ihnen.«
    Murchison trat beiseite, als die Mitglieder des Komitees den Ankleideraum in Richtung des Vortagssaals verließen.
    »Entschuldigen Sie, Richard. Ich muss gehen.«
    Murchison schloss sich seinen Kollegen an.
    »Warten Sie!«, rief Burton und eilte ihnen nach. »Ich sollte auch dabei sein.«
    »Das brauchen Sie nicht.«
    »Ich möchte es aber.«
    »Also gut. Kommen Sie.«
    Sie betraten das zum Bersten gefüllte Auditorium und bestiegen unter zynischen Jubelrufen des Publikums die Bühne. Colonel William Sykes, der die Veranstaltung ausrichtete, stand bereits am Podium und versuchte erfolglos, die größten Unruhestifter der aufgeregten Menge zu beruhigen. Es waren die vielen Journalisten – einschließlich des mysteriösen jungen Amerikaners Henry Morton Stanley –, welche die Absicht zu haben schienen, das Ereignis so berichtenswert wie möglich zu gestalten. Doktor Livingstone saß hinter Sykes, in seinem Gesicht spiegelte sich Ärger. Clement Markham, der ebenfalls auf der Bühne saß, kaute nervös an den Nägeln. Burton ließ sich auf den Stuhl neben ihm fallen, zog ein kleines Notizbuch und einen Bleistift hervor und begann zu schreiben.
    Sir James Alexander, Arthur Findlay und die anderen Geografen nahmen ihre Plätze auf der Bühne ein.
    Die Menge schrie und johlte.
    »Wird auch Zeit! Habt ihr euch verlaufen?«, rief jemand voll Häme. Grölende Zustimmung folgte dem Spott.
    Murchison flüsterte dem Colonel etwas zu. Sykes nickte und zog sich zurück, um sich den
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