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Der Kuerbismoerder

Der Kuerbismoerder

Titel: Der Kuerbismoerder
Autoren: Michéle Rebecca
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letzten Jahr war ich beim Sonnwendfeuer draußen auf der Farm“, erzählte Eric Cardell, der Vorsitzende des historischen Vereins und grinste. „Es war ein einmaliges Erlebnis, selbst wenn man weder an Druiden, Feen oder andere Sagengestalten glaubt. Denken Sie doch nur Stonehenge, Mabel. Jahr für Jahr zur Tag- und Nachtgleiche pilgern Tausende zu der monumentalen Stätte, und ich bin sicher, die meisten von ihnen sind gute und gläubige Christen. Erzählen Sie davon aber bloß nichts meiner Mutter. Sie führt dem Reverenden nämlich den Haushalt, und Jones würde umgehend davon erfahren und mir eine stundenlange Predigt halten.“
    „Keine Sorge, Eric“, erwiderte Mabel und berichtete ihm von ihren Erlebnissen auf der Egglestone-Farm.
    Auch Eric Cardell war überzeugt, dass sich jemand den zweifelhaften Spaß gemacht hatte, die Kürbisse zu zerstören, um das Fest zu verderben, und dass der Täter wohl nie gefunden werden würde.
    Mabel war überrascht, als sie am folgenden Mittag Sir Trevor bei Victor antraf, als sie vom Einkaufen kam.
    „Sir Cavendish! Dass wir uns so bald wiedersehen ...“
    Der Adlige lächelte verlegen und zog einen Umschlag aus der Jackentasche.
    „Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden, Miss Mabel, denn ich bin gekommen, um Sie zu bitten, diesen Brief Ihrer Cousine mitzusenden, wenn Sie ihr das nächste Mal schreiben. Wären Sie so freundlich, mir diese Bitte zu erfüllen?“
    Mabel nahm den elfenbeinfarbenen länglichen Umschlag mit dem farbigen Wappen derer von Cavendish entgegen und nickte.
    „Das mache ich natürlich gern, Sir. Ich gebe Ihnen aber auch gerne Abigails Adresse, dann können Sie ihr das nächste Mal auch direkt schreiben.“
    Dankbar sah Trevor sie an.
    „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Miss Mabel.“
    Mabel notierte Abigails französische Adresse auf einen Zettel, dann lud sie Trevor ein, zum Lunch zu bleiben. Im Laufe des Essen bemerkte Victor plötzlich: „Übrigens, Sir Cavendish hat mir vorhin erzählt, dass er in diesem Jahr wahrscheinlich den Preis gewonnen hätte, wenn dieser sinnlose Streich nicht dazwischengekommen wäre.“
    „Den Kürbispreis?“ Mabel sah überrascht von Victor zu Trevor. „Woher wissen Sie das?“
    Trevor schmunzelte.
    „Nicht jeder der Juroren ist mir so wenig freundlich gesonnen, wie Otis Harris.“ Sir Trevor zwinkerte, ging aber nicht näher auf Mabels Frage ein. „Mir wurde zugetragen, dass mein Kürbis in der Vorrunde bei der Punktevergabe einen deutlichen Vorsprung vor dem Gewächs unseres geschätzten Reverends hatte.“
    „Dann hat der Kürbismörder ja sogar eine gute Tat getan“, scherzte Victor.
    „Wie das?“, fragten Mabel und Trevor gleichzeitig.
    „Indem er Jones die Enttäuschung ersparte, nach mehren Jahren als Sieger sich nun mit dem zweiten Platz begnügen zu müssen. Da diese Information, Sir Trevor, in Nachhinein wohl nicht öffentlich gemacht wird, geht jeder davon aus, dass Jones' Kürbis erneut den Sieg davongetragen hätte.“
    „Sie haben völlig recht, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie niemanden erzählen würden, dass ein Juror etwas geplaudert hat.“ Sir Trevor erhob sich und deutete eine Verbeugung in Richtung Mabel an. „Miss Mabel, Mr Daniels ... danke für das Sandwich und den Tee. Ich muss mich jetzt verabschieden. Vielleicht möchten Sie mich mal besuchen, wenn Ihr Bein, Doktor, wieder geheilt ist?“
    Beide versprachen, der Einladung gerne nachzukommen, und Mabel begleitete Trevor zur Tür. Gedankenverloren kehrte sie in die Küche zurück.
    „Na, was geht in Ihrem klugen Kopf vor sich?“, fragte Victor sofort, als er Mabels Gesichtsaudruck sah.
    Mabel brühte einen frischen Tee auf, holte ein Stück des Victorian Sponges aus dem Kühlschrank, den sie am Vortag gebacken hatte und setzte sich Victor gegenüber.
    „In der Tat habe ich da so eine Idee …“, begann sie und Victor lauschte gespannt, denn aus Mabels Überlegungen waren schon so manch aufregende Erlebnisse entstanden.
    Am späten Nachmittag machte Mabel einem Spaziergang in die Ortsmitte von Lower Barton. Sie fand das einstöckige, alte und weißgetünchte Cottage mit den gelben Fensterläden, in dem Cardells Mutter lebte, auf Anhieb. Sie klingelte, und wenig später wurde die Tür von einer grauhaarigen korpulenten Frau geöffnet.
    „Guten Abend, Mrs Cardell“, sagte Mabel freundlich. „Sie werden sich bestimmt nicht mehr an mich erinnern, aber ...“
    „Aber sicher erinnere ich mich“,
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