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Der Kuerbismoerder

Der Kuerbismoerder

Titel: Der Kuerbismoerder
Autoren: Michéle Rebecca
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unterbrach die Dame. „Miss Clarence, Mabel Clarence, nicht wahr? Sie haben meinem Sohn doch beim Nähen der Kostüme der letzten Theateraufführung geholfen. Kommen Sie doch bitte herein.“
    Es war einfacher, als Mabel gehofft hatte. Jane Cardell war eine äußerst aufgeschlossene und gesprächige Frau. Da sie wie Mabel ebenfalls einem älteren Herrn den Haushalt führte, tauschten sich die Damen bei einer Tasse Tee und auch dem einen und anderem Gläschen Pale-Cream-Sherry angeregt über ihre Arbeit aus.
    „Nein, die Soutanen des Reverend wasche ich nicht selbst“, gab Jane Cardell auf Mabels entsprechende Frage bereitwillig zur Auskunft. „Diese gebe ich in eine Wäscherei nach Bodmin, ebenso wie die Tisch- und die Bettwäsche.“
    Mabel ließ Jane nicht aus den Augen, als sie ihre nächste Frage stellte: „Erinnern Sie sich, ob am vergangenen Montag eine Soutane des Reverends besonders verschmutzt war?“
    Jane brauchte nicht lange nachzudenken, sie nickte unverzüglich.
    „Tatsächlich, jetzt wo Sie es erwähnen, fällt es mir wieder ein. Auf dem Brustteil waren klebrige gelbe Flecken. Reverend Jones meinte, er habe sich beim Lunch bekleckert. Ich hoffe nur, die Wäscherei bekommt die Soutane wieder sauber.“
    Mabels Herzschlag beschleunigte sich, aber sie unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Mit einem Blick auf die Uhr meinte sie: „Oh, schon so spät. Über unsere Unterhaltung habe ich völlig die Zeit vergessen. Besuchen Sie mich doch einmal in meinem Cottage zum Tee, Mrs Cardell, dann können wir noch weitere Erfahrungen mit unseren alten Herren austauschen.“
    Jane Cardell zwinkerte Mabel vertraulich zu und versprach, dies gerne zu tun, und wenig später war Mabel zu Hause. Es war bereits fast acht Uhr am Abend und sie bedauerte, heute nichts mehr ausrichten zu können. Gleich morgen früh würde sie jedoch dem Geistlichen von Lower Barton einen Besuch abstatten.
    Das Pfarrhaus lag ruhig in der herbstlichen Morgensonne, und Mabel kam nicht umhin, den wunderschön angelegten Garten zu bewundern. Immer noch blühten Hortensien blühten in verschiedenen Blautönen, roten, lachfarbene und gelbe Rosen und altrosafarbene Chrysanthemen. Der Herbst kam spät nach Cornwall, und in diesem Jahr war es immer noch mild wie im Hochsommer. Reverend Jones ist wirklich ein passionierter und begnadeter Gärtner, dachte Mabel und wurde von einigen Blütenarrangements inspiriert, diese auch in ihrem Garten anzupflanzen.
    „Ja, bitte?“
    Reverend Jones öffnete persönlich die Tür. Von ihrer gestrigen Unterhaltung wusste Mabel, dass Jane Cardell nicht vor zehn Uhr kommen würde, so traf sie den Geistlichen allein an.
    „Mein Name ist Mabel Clarence, ich lebe noch nicht lange in Lower Barton …“, begann Mabel, und Reverend Jones nickte verstehend.
    „Sie sind doch die neue Besitzerin von Higher Barton, nicht wahr? Es ist bedauerlich, dass Lady Abigail das Land verlassen hat, sie war stets eine große Stütze unserer Gemeinde. Ich hoffe, Ihrer Cousine geht es gut?“
    „Sehr gut, danke der Nachfrage“, erwiderte Mabel, während sie dem Reverend in sein Arbeitszimmer folgte.
    „Was haben Sie auf dem Herzen, Miss Clarence?“, kam Jones zur Sache und bot Mabel an, Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich hinter seinen wuchtigen Schreibtisch aus massiver Eiche.
    „Ich möchte Sie bitten, die Egglestones in Ruhe zu lassen“, kam Mabel gleich zum Grund ihres Besuches.
    „Wie bitte?“ Die Wangen des Reverends färbten sich rosa. „Sind Sie etwa eine von denen? Das hätte ich von einer bodenständigen Dame wie Ihnen nicht erwartet.“
    Mabel schüttelte den Kopf und setzte ihr charmantestes Lächeln auf.
    „Mitnichten, Reverend, ich finde es nur wenig gottgefällig, gegen harmlose Menschen zu hetzen, nur weil diese ihr Leben in einer Art gestalten, die Ihr Missfallen erregt.“
    „Bei aller christlichen Nächstenliebe, Miss Clarence, aber ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.“ Jones' Gesichtszüge verschlossen sich und seine Stimme wurde kühl. „Die Egglestones stellen mit ihrem heidnischen Verhalten eine Gefahr für das Seelenheil meiner Schäfchen dar. Dem muss entgegengewirkt werden ...“
    „Indem man sie eines Verbrechens beschuldigt, dessen sie unschuldig sind“, unterbrach Mabel und ließ Jones nicht aus den Augen. „Ich nenne das Rufmord, und ein solches Verhalten hätte ich von einem Vertreter der Kirche niemals erwartet.“
    Reverend Jones wurde zunehmend unsicherer. Seine Augenlider
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