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Der Kuerbismoerder

Der Kuerbismoerder

Titel: Der Kuerbismoerder
Autoren: Michéle Rebecca
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zuckten nervös, als er sagte: „Wenn Sie auf den Vorfall beim Kürbisfest anspielen … Wer sonst sollte einen Grund für eine solch sinnlose Zerstörung haben, wenn nicht diese unseligen Egglestones? Die tun doch alles, um mir und damit der Kirche eines auszuwischen, weil sie unsere christlichen Grundsätze mit Füßen treten und sich selbst für auferstandene Druiden und wer weiß noch was für einen Quatsch halten.“
    Mabels Lächeln wurde noch sanfter. Sie lehnte sich über den Schreibtisch und senkte die Stimme, obwohl niemand das Gespräch mit anhören konnte.
    „Bei allem Respekt, Reverend, aber Sie und ich wissen, wer wirklich die Zeltplane durchschnitten und die Kürbisse zerstört hat, nicht wahr?“ Alle Farbe wich aus Jones’ Wangen, doch bevor er etwas entgegnen konnte, fuhr Mabel schnell fort: „Ich verstehe sogar Ihre Beweggründe, denn es ist schwer zu verlieren, und in diesem Jahr hätte ein anderer den begehrten Preis erhalten. Trotzdem ist es eine Schande, unschuldige Menschen dieser Tat zu bezichtigen, um damit zu erreichen, dass die Egglestones die Gegend verlassen.“
    „Woher wissen Sie das alles?“
    Auf Jones’ Stirn bildeten sich Schweißperlen und er sank tief in seinen Stuhl. Er war, trotz allem, ein Mann Gottes und machte keinen Versuch, seine Tat zu leugnen.
    „Ich habe nur eins und eins zusammengezählt.“ Mabel sah voller Verständnis auf den Reverend, der wie ein gebrochener Mann vor ihr saß. „Wie gesagt, ein bisschen kann ich Sie sogar verstehen, ein solches Verhalten ist jedoch unter ihrer Würde, Reverend Jones. Dachten Sie wirklich, Sie kämen damit durch?“
    Er nickte nachdenklich, dann sah er Mabel mit einem Blick an, der sie an ein waidwundes Tier erinnerte.
    „Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, wahrscheinlich war es die Stimme des Teufels, der ich erlegen bin.“ Er seufzte laut und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Als mir zugetragen wurde, dass der Kürbis von Lord Cavendish der größte und bestgewachsene ist, verlor ich die Nerven. Als es dann geschehen war, sah ich darin die Chance, diese Verrückten endlich aus Lower Barton vertreiben zu können.“ Mit einem gequälten Gesichtsausdruck, der Mabel nicht ungerührt ließ, sah er auf. „Was werden Sie jetzt tun? Zur Polizei gehen?“
    Mabel schüttelte den Kopf.
    „Die Polizei wird die Sache nicht weiter verfolgen, allerdings müssen Sie aufhören, gegen die Egglestones zu hetzen. Lassen Sie die Menschen einfach ihr Leben so gestalten, wie es ihnen gefällt, so, wie diese sich nicht in Ihre Angelegenheiten mischen. Am nächsten Samstag findet auf der Egglestone-Farm ein kleiner Basar statt, auf dem selbstgemachte Marmeladen und Chutney verkauft wird, und die Gruppe wird über ihre Tätigkeiten informieren. Es wäre eine gute Gelegenheit ...“
    „Oh, nein!“ Reverend Jones stöhnte laut und rang die Hände. „Das können Sie nicht von mir verlangen. Das nicht!“
    Mabel lächelte beruhigend.
    „Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie sich deren Geflogenheiten anschließen, das wäre für einen Mann Ihres Amtes wirklich unpassend. Es wäre jedoch ein Zeichen der gegenseitigen Annäherung. Und wer weiß – vielleicht unterscheiden sich die Gedanken dieser Gruppe gar nicht so sehr von denen der christlichen Kirche? Beten wir schlussendlich nicht alle zu demselben Gott, jeder nur auf eine andere Art und Weise?“ Mabel sah Jones fest in die Augen. „Ich bitte Sie, mich am Samstag zur Farm hinaus zu begleiten, da ich denke, dass Ihr Erscheinen von allen wohlwollend zur Kenntnis genommen wird. Unter diesen Umständen bin ich bereit zu vergessen, was ich über Ihre verschmutzte Soutane weiß, Reverend.“
    „Das grenzt an Erpressung“, machte Jones einen letzten Versuch, Mabel blieb jedoch unnachgiebig. Ein wenig Strafe musste schon sein.
    „Wie haben Sie das nur wieder geschafft?“, raunte Victor, auf eine Krücke gestützt, Mabel zu. Gestern hatte er einen Gehgips bekommen und genoss es, nicht mehr im Rollstuhl herumgefahren zu werden und ständig auf Hilfe angewiesen zu sein.
    „Ach, nur ein wenig weibliches Einfühlungsvermögen, Victor“, flüsterte Mabel und sah sich um.
    Auf dem Hof der Eggleston-Farm drängten sich Dutzende von Interessierte, und die Frauen und Männer in ihren wallenden, blauen Gewändern schenkten warmen Brennnessel- und Holunderbeerentee aus. Reverend Jones war sein Unbehagen deutlich anzusehen, die Freundlichkeit jedoch, die ihm von den Mitgliedern
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