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Der Kuerbismoerder

Der Kuerbismoerder

Titel: Der Kuerbismoerder
Autoren: Michéle Rebecca
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des Herbstes in unserem beschaulichen Lower Barton. Ich bin gespannt, ob in diesem Jahr der Kürbis des Reverends erneut den ersten Preis erhält.“
    Es war Mabels erstes Kürbisfest, und sie war auf die Ausstellung gespannt. Seit Monaten hegten und pflegten Dutzende von Männern und Frauen ihre Kürbisse in der Hoffnung auf den ersten Preis. Es gab zwar nur die Ehre und eine billige Medaille zu gewinnen, nichts desto trotz beteiligten sich von Jahr zu Jahr immer mehr an dem Wettbewerb. Neben der Prämierung des größten und schönsten Kürbisses fand auch ein kleiner Jahrmarkt mit Karussells und Losbuden statt, und es wurden selbstgebackene Kuchen, Marmelade und Häkelarbeiten zum Verkauf angeboten. Der Erlös kam der Kirchengemeinde zugute, denn an der alten normannischen Kirche, deren Grundmauern auf das 12. Jahrhundert zurückgingen, gab es immer etwas zu restaurieren. In den letzten vier Jahren hatte Reverend Jones, der Geistliche für die Pfarrgemeinde Lower Barton, stets den Preis erhalten, denn in seiner Freizeit war er ein passionierter Gärtner und der Garten des Pfarrhauses war der Schönste im ganzen Ort. Dies alles hatte Mabel von Victor erfahren, auch wenn der Tierarzt sich nur selten beim Fest blicken ließ. Heute jedoch hatte Mabel Victor überzeugen können, sie zu begleiten.
    „Sie müssen auch mal wieder aus Ihren vier Wänden“, hatte Mabel resolut gesagt. „Es ist so schönes Wetter, und frische Luft und Sonne ist für die Genesung äußerst förderlich.“
    „Ich wage zu bezweifeln, dass ein gebrochener Knöchel unter Sonneneinwirkung schneller heilt, aber Sie sollen Ihren Willen haben. So wie immer …“
    Mabel lachte laut, denn es war keineswegs der Fall, dass Victor immer das tat, was sie wollte. Trotzdem waren sie ein gutes Team, und Mabel, die es finanziell nicht nötig hatte, als Haushälterin zu arbeiten, wusste längst, dass sich hinter Victors rauer Schale ein herzensguter Mensch verbarg, der aber selten seine Gefühle zeigen konnte. Nur im Umgang mit Tieren kam seine weiche Seite von Vorschein, denn Tiere liebte er und vertraute ihnen mehr als Menschen.
    Mabel ließ ihren Blick über die Menge schweifen und wandte sich dann an den jungen Sergeant. „Ist der Chefinspektor auch hier?“
    Bourke schüttelte den Kopf.
    „Warden ist mit seiner Frau übers Wochenende nach St. Ives gefahren, Sie können also ganz beruhigt sein.“
    Mabels Augen blitzten schelmisch.
    „Nun, da heute wohl kaum eine Leiche zu erwarten ist, hätte ich einer Begegnung mit Ihrem Chef gelassen entgegengesehen.“
    Sie lachten, selbst Victors Mundwinkel zuckten. In der Vergangenheit hatte es nämlich so manchen Zusammenstoß zwischen Mabel und Chefinspektor Warden gegeben, der es gar nicht mochte, wenn man sich in seine Arbeit einmischte. Mabel hatte nämlich mit Hilfe von Victor einen Mordfall gelöst, der sonst niemals aufgeklärt worden wäre.
    „Wir sollten hinübergehen.“ Christopher Bourke deutete auf das große weiße Zelt, dessen Eingang verschlossen war, und in dem die zur Wahl stehenden Kürbisse auf langen Tischen aufgereiht waren. „Die Jury ist soeben eingetroffen, die Prämierung wird gleich beginnen.“
    Drei Damen und zwei Herren mit wichtigen Mienen bildeten das Preiskomitee, und es war eine Ehre, in dieses berufen zu werden. Mabel kannte nur eine der Frauen flüchtig vom Sehen, Sir Trevor stöhnte jedoch laut.
    „Oje, Otis Harris ist einer der Juroren. Da werde ich wohl keine Chance haben.“
    „Sie haben auch einen Kürbis eingereicht?“ Mabel sah den Adligen überrascht an. „Ich wusste gar nicht, dass Sie ein leidenschaftlicher Gärtner sind.“
    Sir Trevor lächelte zurückhaltend.
    „Nun, ich muss gestehen, es ist mein erster Versuch, und ich bin stolz, dass es der Kürbis zumindest ins Finale geschafft hat. Harris und ich waren aber noch nie Freunde, er wird mir wahrscheinlich keine Punkte geben.“
    „Er entscheidet ja nicht allein“, beruhigte Mabel ihn.
    Die Bewertung der des besten Kürbisses war ein derart komplizierte Angelegenheit, dass sich Mabel nicht näher damit beschäftigt hatte. Ihr war es auch egal, wer den Preis gewann, sie freute sich einfach auf einen angenehmen Nachmittag und auf weitere nette Gespräche.
    „Da ist Reverend Jones.“ Victor deutete auf den älteren, großen Geistlichen, der zu den Juroren trat und ein paar Worte mit diesen wechselte. „Er sieht recht siegessicher aus, finden Sie nicht auch?“
    Ein lauter Gong ertönte, und im selben
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