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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz
Autoren: Merciel Liane
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»Ihr und der Verbrannte Ritter seid dieser Dorne einige Zeit lang gefolgt. Ihr sagtet, sie habe die Menschen in Weidenfeld getötet. Habt Ihr irgendetwas in Erfahrung gebracht, das Licht auf ihre Motive werfen könnte? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie lediglich an Sir Galefrid oder seinem Vater großes Interesse gehabt hätte. Keiner von beiden hat bei Thelyandfurt gekämpft.«
    »Kriege dienen immer Ang’artas Interessen, Mylord. Sie füllen ihre Schatztruhen, wenn ihre Soldaten als Söldner in Dienst genommen werden, und sie ehren ihren eisengekrönten Gott. Gemetzel auf dem Feld ist Baoz’ höchstes Sakrament.« Dies war eine ungefährliche Antwort, dachte sie. Ritter betrachteten Söldner mit Verachtung, und die meisten Mietsoldaten hassten die Baoziten. Die Eisenlords kämpften für den Ruhm ihres Gottes, nicht um des Profits willen, und akzeptierten selten Lösegelder oder Kapitulationen oder irgendeine der anderen Sitten, mit denen Söldner versuchten, auf dem Schlachtfeld etwas an Zurückhaltung zu erzwingen.
    »Die Dornen sind keine Baoziten.«
    »Nein. Aber sie dienen Ang’arta. Und vielleicht haben sie Pläne für Ang’arta. Ang’arta kann gegenwärtig nicht hoffen, weitere Gebiete zu halten, nicht, solange seine Eroberungen in Thelyand so jung sind … aber in fünf Jahren? In zehn? Es ist kein allzu langer Marsch von Thelyands Grenzen zu denen von Eichenharn oder zu Euren. Jeder Mann, den sie heute töten, ist einer weniger, dem sie in Zukunft gegenübertreten müssen.«
    »Ich fürchte, da müssen wir sie vielleicht enttäuschen.« Lord Aegelmar hielt den gefalteten Brief der Gesegneten Eliset hin, die ihn entgegennahm und geschickt in ihren Ärmel schob. »Sorgt dafür, dass zehn Kopien angefertigt werden, zusammen mit einem schriftlichen Bericht über das, was heute hier berichtet wurde. Entsendet Boten auf schnellen Pferden zu allen Grenzburgen, mit Anweisungen für die Lords, dass sie ihre Soldaten zurückhalten und nichts unternehmen sollen, bis der Hochkönig oder ich selbst etwas anderes befehlen. Jeder Bote wird eine versiegelte Kopie des Berichtes und des Geständnisses bei sich tragen und beides direkt dem Lord einer jeden Burg aushändigen. Eine weitere Kopie muss an König Raharic gehen und an sämtliche Eichenharner Grenzburgen; sucht mutige Männer für diese Aufgabe und solche, die keine Familie haben. Das Original und die letzte Kopie gehen nach Felsenhügel und zu König Theodemar.«
    Der Lordgeneral richtete seinen beunruhigenden Blick wieder auf Bitharn. »Ich möchte Euch bitten, noch eine weitere Aufgabe zu erledigen, falls Eure Pflichten es zulassen.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Welche?«
    »Begleitet den Boten zu Raharic. Erzählt ihm, was Ihr mir erzählt habt. Nehmt auch das Mädchen mit, wenn es kräftig genug für den Ritt ist. Die Eichenharner können sentimental sein; es wäre vielleicht hilfreich, wenn sie erfahren, dass wir das Leben des Kindes vor einer Gefahr gerettet haben, die einer ihrer eigenen Ritter auf sie herabbeschworen hat.«
    Bitharn neigte den Kopf, beschämt, dass sie Mirri vergessen hatte. Natürlich musste das Mädchen zu seinen Eltern zurückgebracht werden; sie hatten keine Ahnung, was ihr zugestoßen war. Bitharn hatte vor ihrem überstürzten Ritt nach Distelstein keine Zeit gehabt, es ihnen zu sagen. »Ja, Mylord.«
    »Danke«, erwiderte Lord Aegelmar und nickte leicht zum Zeichen, dass die Audienz beendet war. Bitharn vollführte eine letzte Verbeugung – eine volle diesmal, mit der sie ihre Autorität der des Hochkönigs unterstellte – und schlüpfte schnell hinaus, wobei sie hoffte, dem Klatsch und Tratsch des Hofes entgehen zu können.
    Niemand sprach sie an. Bitharn verschloss mit einem Gefühl der Erleichterung die Tür zu ihrem Gästezimmer.
    Es war fast nach Sonnenuntergang. Sie war spät dran für das Gebet.
    Bitharn hatte seit ihrem Aufbruch aus Tarnebrück nicht mehr gebetet. Sie hatte seit Jahren nicht allein gebetet. Seit ihrer Kindheit hatte sie die Gebete immer zusammen mit Kelland gesprochen. Es war ein seltsames Gefühl, bei Sonnenuntergang allein dazustehen – wie der Versuch, ohne einen Partner zu tanzen –, aber sie schob ihre Trauer gewaltsam beiseite und stellte sich in dem schwindenden Licht hin. Dann holte sie beherrscht Luft und hob die Arme über den Kopf.
    Wenn die Strahlende es wollte, würde sie Kelland zurückbekommen. Wenn nicht, würde sie das Schwert und die Gebete tragen, die er ihr
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