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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz
Autoren: Merciel Liane
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der Goldenen Geißel und Hure der Welt.« Brys, der mit den Gedanken nicht bei der Sache war, schnitt sich mit dem rasierklingenscharfen Messer tief in den Daumen; er saugte das Blut in den Mund und spuckte es ins Feuer. »Sie sind Sadisten und Mörder und sehr, sehr gefährlich. Und nicht mehr menschlich, nicht wenn sie aus diesem Turm kommen. Die Dornen huldigen Kliasta, der Maid des Schmerzes, und diejenigen, die ihre Ausbildung überleben, kennen nicht mehr Gnade als ihre Herrin.«
    »Du kennst sie.«
    »Ich habe von ihnen gehört «, korrigierte er sie, während er das erste Messer in die Scheide steckte und sich das nächste zum Schärfen vornahm. »Als ich jünger war, habe ich meine Dienste als Schwertkämpfer in der Nähe von Thelyand angeboten. Wir hatten unsere Schwierigkeiten mit den Eisenfürsten von Ang’arta und ihren Haushexen dort. Ich habe dreimal gegen sie gekämpft, und das waren die schlimmsten Feldzüge meines Lebens, aber ich weiß, dass sie sterblich sind.«
    Odosse starrte in die Flammen und versuchte zu begreifen, was sie hörte. Der Name Ang’arta bedeutete für sie aber nur eine ferne, unwirkliche Gefahr, wie das Ungeheuer in einem Kindermärchen. Die Eiserne Festung lag Hunderte von Meilen südöstlich, jenseits der Sonnengefallenen Königreiche. Sie hatte nie einen ihrer Räuber zu Gesicht bekommen, noch kannte sie jemanden, der sie gesehen hatte.
    Sie kannte jedoch die Geschichten. Jeder kannte die Geschichten. Die Räuber von Ang’arta gerieten im Krieg in einen Blutrausch und kämpften trotz Verletzungen, die gewöhnliche Männer töten würden. Nach der Schlacht spießten sie ihre Opfer auf deren eigene zerbrochene Schwerter, sodass sie durch die Waffen starben, die sie im Stich gelassen hatten, und sie nahmen Kinder mit in ihre Festung, damit sie ebenfalls Räuber werden konnten.
    Ihre Religion einte sie, nicht Geburtsort oder Sprache. Die Soldaten von Ang’arta konnten von überallher kommen und taten es auch. Sie gingen als Kinder in die Eiserne Festung, und herauskamen sie als die härtesten Soldaten der Welt – Fanatiker, die bereit waren, für Baoz zu kämpfen und zu sterben, Baoz, den Gott mit der eisernen Faust, der kein anderes Sakrament als den Krieg annahm.
    So lauteten zumindest die Geschichten, und die Geschichten waren alles, was sie über diese Menschen wusste. In den Geschichten war keine Rede von Dornen. »Was hätten sie in Weidenfeld gesucht haben können?«
    »Ich weiß es nicht. Dornen töten manchmal ganze Dörfer, wenn sie viele Tote für einen Zauber benötigen. Aber es gibt keinen Grund, weshalb sie dazu den ganzen Weg nach Langmyr gereist sein sollten. Sie haben in Ang’arta reichlich Sklaven, die sie benutzen können, und zahlreiche Dörfer in den Gebieten von Thelyand, die sie erobert haben. Etwas anderes muss sie hierhergebracht haben. Jemand anders.
    Und die Frage, was diese Person wollte … Das Leben meines Herrn, nehme ich an. Dazu das Leben seiner Frau und das seines Sohnes.« Brys deutete mit dem Kopf auf die Mauer des Turms, wo Wistan still in seinen Windeln lag. Ob das Baby schlief oder in einem fiebrigen Delirium schmachtete, das seine Ursache in der Erkrankung hatte, konnte Odosse nicht feststellen. Aber sein Auge war halb rot gewesen, als sie ihn dort hingelegt hatte, und jedes Mal, wenn sie zu ihm hinüberschaute, hatte sie Angst, dass er vielleicht nicht mehr atmete. »Den Sohn haben sie nicht bekommen. Noch nicht.«
    »Warum?«, murmelte sie, wobei sie die Frage ebenso an sich selbst richtete wie an ihn. Der Name von Sir Galefrid Alsarring von Bullenmark war ihr geläufig. Jeder an den Grenzen kannte ihn, selbst in einem so winzigen Weiler wie Weidenfeld. Lord Alsarring von Bullenmark hielt eine der wichtigsten Burgen auf der Eichenharn-Seite des Seivern, und Galefrid war sein ältester Sohn. Zusammen mit seinem Enkelsohn Wistan repräsentierte er die Erbfolge eines überaus umstrittenen Gebiets.
    Und er wollte vielleicht eine Wendung in der Politik dieses Teils der Welt einleiten. Seit Wochen kursierte das Gerücht, dass Sir Galefrid Langmyr vielleicht einen Besuch abstatten würde. Einige Menschen behaupteten, er habe die Absicht, den ganzen Weg bis zu Hochkönig Theodemars Burg in Felsenhügel zu reisen. Andere meinten, er werde nur bis zu Lord Eduin Inguilars Feste in Distelstein gehen und dort den Wettbewerben am Schwerttag beiwohnen; in diesem Fall würde er nicht so tief nach Langmyr vordringen, aber immer noch tief genug, um
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