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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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Sie kehrten in ihre unterirdischen Städte zurück und werden weiterhin jeden Zwerg aufnehmen, der zu ihnen kommt«, erzählte sie. »Es ist besser so. Eine Vermengung wäre nicht gut gegangen. Aber wir werden in Handel miteinander treten.«
»Was noch?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Nichts. Alles geht seinen alten Gang, nur dass es keine Bestien mehr gibt, die uns im Geborgenen Land zu schaffen machen. Sogar die Schwarzen Wasser haben sich in klare Seen verwandelt, der letzte Keim des Bösen wurde vernichtet.« Sie seufzte. »Es ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein.«
Tungdil sah den Malachit vor seinem inneren Auge zerspringen. Nichts ist mehr übrig, was Gefahr bedeutet. »Dann liegt es an den Zwergen, dafür zu sorgen, dass es so bleibt.«
Balyndis zögerte. »Es gibt ein … Gerücht. Angeblich ist das Geschenk, dass Gandogar an Königin Isika von Rân Ribastur sandte, nicht angekommen. Man fand weder den Boten noch die Eskorte, die den Diamanten beschützen sollte.«
»Wie konnte das geschehen?«, sagte der Zwerg kopfschüttelnd. »Es sind … wichtige Geschenke!«
»Räuber, Tungdil. Isika hat ihre Leute ausgeschickt. Früher oder später werden die Verbrecher gefasst, ein solcher Stein bleibt nicht lange im Verborgenen.«
Er zwang sich zur Ruhe. Jetzt waren andere an der Reihe, er hatte vom Heldentum vorerst genug. »Und wie geht es dir? Was macht das Reich der Fünften?«
»Wir haben vieles erreicht. Es erblüht in neuer Pracht, und du wärst stolz auf das, was durch dich auf den Weg gebracht wurde.« Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lachen. »Du wärst stolz, und Giselbart Eisenauge wäre es auch. Glaïmbar gibt sich alle Mühe, ein guter König zu sein, und er wird es werden.«
Tungdil sog die Luft ein. »Ist er auch ein guter Ehemann?«
Sie schluckte. »Er war es«, wisperte sie.
Er fuhr aufgeregt herum, starrte sie an. »Wieso …?«
»Er hat mich freigegeben«, antwortete sie mit zitternder Stimme. »Eines Morgens nahm er mich in den Arm, sah mich ernst an und sagte, dass er mich von seiner Seite entlässt und den Ehernen Bund aufhebt.« Sie rang mit der Fassung. Tungdil erkannte Unsicherheit, Glück und Angst zugleich in ihrem liebreizenden Antlitz und konnte nicht fassen, was er da hörte. »Ich fragte ihn, wieso. Ob ich ihm eine schlechte Gattin gewesen sei.«
»Und was antwortete er?«, sagte er rau, seine Kehle war trocken.
»Er antwortete, dass er jemandem versprochen habe, mich niemals unglücklich zu machen. Und das gelänge ihm nicht, wenn er mich hielte. Ich solle mir einen Gatten suchen, den ich liebte.« Sie barg ihr Gesicht in den Händen, weinte vor Erleichterung. »Ich habe mir jede Nacht gewünscht, dass ein Wunder geschehen möge, das uns, Tungdil, wieder zusammenbringt. Ist es ein Unrecht, dass ich mich nun, wo es eingetreten ist, darüber freue?«
    Vraccas, damit gibst du mir das Wichtigste in meinem Leben wieder! Alles um ihn herum sang und freute sich, er wollte laut rufen, wollte schreien, so viel Freude empfand er bei ihren Worten. Aber er beherrschte sich, streichelte ihr kurzes Haar, das nachgewachsen war, und drückte ihre Hände nach unten. Erleichterung lag auf ihren tränennassen Zügen.
»Nein, es ist kein Unrecht«, beruhigte er sie und nahm sie in den Arm. Im Stillen dankte er Glaïmbar und zollte ihm Respekt vor der Größe, die er bewiesen hatte. Er küsste sie, schob sie behutsam von sich und kniete sich vor ihr hin. »Balyndis Eisenfinger aus dem Clan der Eisenfinger vom Stamme Borengars, möchtest du dein restliches Leben, und wenn es tausend Sonnenzyklen währt, mit mir verbringen und den Ehernen Bund eingehen?«
Balyndis trocknete sich die Tränen. »Mein Herz ist ihn schon lange mit dir eingegangen und hat ihn niemals gelöst, Tungdil Goldhand. Es gehört dir auf ewig.«
Sie umarmten einander, drückten sich und spürten die tiefe Verbundenheit miteinander, die nun nichts mehr zu stören vermochte, während der Mond hinter dem Hügel emporstieg und Idoslân in eine Welt aus Silber verwandelte.
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