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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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wich einen Schritt zurück und ließ den toten Feind zu Boden sinken. Der andere Troll rollte den Kadaver von sich und richtete sich auf. Quer über seine Brust liefen Kratzer, Bisswunden waren an Schulter und Arm zu sehen, und der ganze Leib war mit Blut verschmiert. Seine fingerdicken Haare waren kurz geschoren, was den Neuankömmling als Jäger kennzeichnete.
    » Danke.«
    Das Wort klang falsch in Kerrs Ohren, war er es doch, der sein Leben dem anderen verdankte, also erwiderte er: » Ich danke dir.«
    Sie standen einander gegenüber, schätzen einander ein. Der Neuankömmling war gut einen Kopf größer als Kerr und deutlich massiver, aber kein Tiefentroll. Da er weder in der Stimmung für Streit noch zu einem weiteren Kampf in der Lage war, senkte Kerr leicht das Haupt und sagte: » Ich bin Kerr.«
    » Tarka«, antwortete sein Gegenüber. Für einen Moment fragte sich Kerr, woher er den Namen kannte, dann fiel es ihm ein.
    » Du bist Tarka, aus Rasks Stamm?«
    Sie nickte. Kerr hatte natürlich von ihr gehört. Sie mochte von Rasks Stamm sein, aber einst war dieser Stamm eine Zeit lang von Pard geführt worden, in den chaotischen Tagen der großen Schlachten und des Kriegs gegen Andas Kinder, und es hieß, dass die Trollin von seinem Blut war. Er besah sich Tarka genauer und glaubte tatsächlich, etwas von dem legendären Jäger in ihr zu erkennen. Die gleiche Kraft, aber vor allem den gleichen Blick, der ihn herauszufordern schien, etwas zu sagen, was sie wütend machen könnte. Da er nicht wusste, ob sie auch die Weisheit besaß, die Pard sich schließlich trotz allem angeeignet hatte, schwieg er lieber.
    » Warum bist du hier?« Ihre Stimme war tief, und ihr Klang ließ Kerrs Hörner vibrieren.
    » Ich habe von neuen Tunneln gehört und wollte sie mir ansehen.«
    » Ich meine, warum bist du allein hier? Du bist nicht der Hellste, oder?« Ihre Stimme klang feindselig, als habe er sie beleidigt, obwohl es gerade andersherum war.
    Definitiv ein Sprössling Pards, entschied Kerr. Der gewaltige Troll hatte oft genug genau dasselbe Geschick im Umgang mit anderen bewiesen.
    » Ich wandere oft allein. Die Tiefentrolle und ich … wir haben ein Abkommen.«
    » Dennoch ist es gefährlich so tief unten.« Sie spuckte auf den Kadaver. » Auch ohne die da.«
    » Ich bin ein Troll«, erklärte Kerr langsam. » Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    Die Ironie seiner Aussage war ihm sofort bewusst, aber Tarka brummte nur, als würde sie verstehen, was er meinte.
    » Wir sollten aufbrechen«, befand Kerr. » Wer weiß, wie viele von denen noch hier sind. Wir müssen die Stämme warnen. Und auch die Tiefentrolle.«
    » Die können für sich selbst sorgen.« Tarka kniete sich neben das von ihr getötete Wesen und legte ihm die Hand auf die Schulter. » Wir können gleich von hier verschwinden, aber vorher hilfst du mir.«
    » Wobei?«
    » Wobei schon?« Sie sah Kerr an und grinste. Ihre Hauer glitzerten gefährlich. » Ich will wissen, wie ihr Fleisch schmeckt.«

2
    U m Natiole herum herrschte geschäftige Betriebsamkeit. Stimmen brandeten auf, redeten durcheinander, lachten und verstummten wieder. Teller klapperten, Becher wurden aneinandergestoßen, und unter den Tischen versuchten die Hunde, ihren Teil des Mahls zu bekommen.
    An die Tische mochten nur knapp vier Dutzend Menschen passen, aber sie machten so viel Lärm wie eine ganze Schlachtreihe mitten im Gefecht. Und zwischen den Gästen lief noch eine fast ebenso große Anzahl von Bediensteten umher, emsig bemüht, die Krüge nie leer werden zu lassen, leere Platten in die Küche und volle wieder heraus zu bringen. Andere sorgten dafür, dass in den hohen offenen Kaminen Feuer brannten, denn das Wetter war trotz des Sommers frisch und die alte Halle der Feste zugig und kühl.
    All diese Menschen waren auf die eine oder andere Art seinetwegen hier, das war Natiole nur zu deutlich bewusst. Manche, weil sie zum Hof von Teremi gehörten. Andere waren von weither gekommen, weil sie hofften, bei ihm Gehör zu finden, durch ihn einen Vorteil, einen Titel oder in einem Streit recht zu erhalten. Nominell waren all diese Menschen seine Untertanen, so wie alle Wlachaken, seit der große Krieg beendet war, der schließlich auch Natioles Vater, S ten cal Dabrân, das Leben gekostet hatte.
    Natiole bedauerte oft, dass er zu Lebzeiten seines Vaters kein engeres Verhältnis zu diesem gehabt hatte. Er wünschte sich manchmal, er könnte ihm Fragen darüber stellen, wie es für ihn gewesen

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