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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2
Autoren: David Weber
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unweigerlich in die Tiefe gerissen, doch ein zweiter, schnell ausgeführter Schlag mit dem Wakizashi durchtrennte sie zwei Fuß oberhalb des jetzt weit offen liegenden Schädels dieses Tieres.
    Der Todeskampf des anderen Kraken, den Merlin mit der Harpune verletzt hatte, wurde nun schwächer, doch immer noch drehte und wand sich das Untier, versuchte vergeblich, sich von der Waffe zu befreien, die in seinem Rumpf steckte; doch mittlerweile blickte sich Merlin mit Hilfe seines Sonars schon erneut um: Er suchte den dritten der Kraken. Zwanzig Fuß unter der Oberfläche spürte er ihn schließlich auf; der Meeresräuber zog langsame Kreise, während er immer weiter an den Überresten seines zweiten Opfers zerrte und nagte.
    Merlin krampfte sich zu einer Kugel zusammen, orientierte sich kurz und streckte sich dann blitzschnell, hielt geradewegs auf das immer weiterfressende Ungeheuer zu. Hätte der Krake begriffen, dass etwas so winziges, unbedeutendes wie ein ›Mensch‹ eine ernstliche Bedrohung für ihn darstellen konnte, hätte er mühelos fliehen können – mit einer Geschwindigkeit, die zu erreichen nicht einmal ein PICA hoffen konnte. Doch wahrscheinlich hatte der Krake nicht einmal bemerkt, dass sich ihm hier überhaupt etwas näherte.
    Selbst noch in dieser Wassertiefe konnte Merlin dank seines Restlichtverstärker-Blicks alles klar und deutlich erkennen, doch er weigerte sich, den zerfetzten Leichnam im Griff der Kraken-Tentakel zu betrachten. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Kraken selbst, und dann schoss seine linke Hand auch schon hervor und umklammerte die Rückenflosse.
    Der Krake hob den Kopf, als sei er überrascht, und wieder hieb das Wakizashi zu. Waagerecht durchtrennte es die breiteste Stelle des Rückgrats dieses Meeresungeheuers, unmittelbar vor der Flosse; fast hieb Merlin hier den ganzen Leib in zwei Stücke. Wie wild peitschte der Krake um sich. Dann sank er in die Tiefe; der Krake war bereits tot, doch immer noch schlug er nach seinem Gegner, als hätten die Muskeln noch nicht begriffen, dass sie zu einem Leichnam gehörten. Merlin stieg zur Wasseroberfläche auf.
    Die Kinder, die diesen Zwischenfall überlebt hatten, schrien nach Leibeskräften und versuchten verzweifelt, sich am Bootsrumpf festzuklammern; Merlin stieß das Wakizashi bis zum Heft in den Kiel der Barkasse, damit die Kinder sich an irgendetwas festhalten konnten.
    »Alles in Ordnung!«, rief er. »Alles in Ordnung − ihr seid jetzt in Sicherheit!«
    Sie schienen ihn überhaupt nicht zu hören, und so streckte Merlin die Arme nach dem jüngsten Kind im Wasser aus. Es war das Mädchen, das ihm zugewinkt hatte, wie er jetzt bemerkte, und es schrie entsetzt auf und wand sich voller Verzweiflung – bis es begriff, dass es Menschenarme waren, die es hielten, und nicht die Tentakel eines Kraken. Dann presste es sich an ihn und umklammerte mit der Kraft der Verzweiflung seinen Hals, sodass jeder Mensch aus Fleisch und Blut hätte befürchten müssen, es könne ihn erwürgen. Doch genau damit hatte Merlin bereits gerechnet, und seine künstlichen Muskeln konnten selbst ihrer Kraft der Verzweiflung mühelos standhalten; so schob er es nun, so sanft er nur konnte, auf den Rumpf des gekenterten Bootes hinauf. Sofort griff das Mädchen nach dem Kiel, hielt sich fest, und schon drehte Merlin sich um und holte ein weiteres Kind aus dem Wasser.
    »Ihr seid in Sicherheit!«, rief er erneut, und dieses Mal schienen sie ihn tatsächlich zu hören.
    Er hörte, dass eine andere Stimme seine Worte wiederholte, und begriff schließlich, dass sie zu dem Jungen gehörte, der das Mädchen aus dem Wasser herausgestoßen hatte. Diese ihnen viel vertrautere Stimme schien nun tatsächlich endgültig zu den Überlebenden vorzudringen, selbst wenn das für Merlins eigene Stimme nicht gegolten haben mochte, und so legte sich ihre Panik allmählich – zumindest so weit, dass nun endlich alle fünf auf den Rumpf der Barkasse hinaufklettern konnten und sich dort eng aneinanderpressten.
    Drei von ihnen umklammerten mit ihren Fingern den Kiel des Bootes so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten; sie schluchzten so verängstigt, dass es Merlin fast das Herz brach. Doch viel schlimmer für ihn waren die beiden Kinder – darunter auch das Mädchen, dem Merlin als erstes aus dem Wasser herausgeholfen hatte: Immer und immer wieder riefen sie nach den beiden Brüdern und der Schwester, die sie niemals wiedersehen würden.
    Merlin blieb im Wasser, sprach
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