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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2
Autoren: David Weber
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an ›Kraken‹ war schließlich alles andere als unerschöpflich. Aber es würde tatsächlich reichlich Zeit, Rohstoffe und Arbeitskräfte sparen, und nachdem sich herausgestellt hatte, dass diese neue Karronade, die Merlin und Seamount ersonnen hatten, tatsächlich funktionierte, bedeutete das …
    Ein gellender Schrei riss ihn aus seinen Gedanken, und sofort blickte Merlin wieder zum Hafenbecken hinunter.
    Die Barkasse war jetzt keine siebzig Schritt mehr vom Kai entfernt, doch nun schrie eines der anderen Mädchen – etwas älter als das, das Merlin zugewinkt hatte – aus Leibeskräften: Eine Hand an den Mund gepresst deutete sie mit der anderen auf die drei dreieckigen Flossen, die nun geradewegs auf das Boot zuhielten.
    »Kraken!«, spie Cayleb. Sofort lehnte er sich über die Brüstung des Daches und blickte zu dem Boot mit den Kindern hinab. »Nicht!«, sagte er, und es war offensichtlich, dass er nicht mit Merlin sprach. »Nicht in Panik verfallen!«
    Doch die Kinder in der Barkasse konnten ihn nicht hören.
    Das älteste Kind konnte kaum älter als vierzehn Jahre sein, und dass sie alle plötzlich zutiefst verschreckt waren, ließ sich an ihren hektischen Ruderbewegungen nur allzu deutlich ablesen. Das Boot geriet immer stärker ins Wanken, als das entsetzte Mädchen sich gegen das Dollbord presste, um sich vor dem Kraken in Sicherheit zu bringen; als zwei weitere Mädchen ebenfalls dorthin flüchteten, erhielt das Boot deutliche Schlagseite.
    Die Flossen peitschten durch das Wasser, näherten sich immer weiter dem Boot, und plötzlich schoss, ganz in der Nähe des Bootes, einer der Kraken ein Stück weit aus dem Wasser.
    Es war das erste Mal, dass Merlin tatsächlich mit eigenen Augen eines dieser gefürchteten Raubtiere zu Gesicht bekam, die doch normalerweise deutlich tiefere Gewässer bevorzugten als Hafenbecken. Ein ausgewachsener Krake wurde zwanzig, sogar zweiundzwanzig Fuß lang und war im Prinzip nichts anderes als Fleisch gewordene Fresslust. Sein Körper ähnelte dem terrestrischen Hai, er war lediglich etwas länger gestreckt, doch der Kopf sah völlig anders aus. Das runde Maul mit den zahllosen Reißzähnen entsprach dem eines Neunauges, doch es gab einen deutlichen Unterschied: Der Rumpf, der mehr als einen Fuß dick war – bei ausgewachsenen Exemplaren bis zu drei Fuß – war von zehn kräftigen Tentakeln umgeben. Diese Tentakel waren jeweils vier bis sechs Fuß lang. Während der normalen Schwimmbewegung waren sie eng an den Leib gepresst, doch wenn ein Krake zum Angriff überging, dann streckte er sie aus und griff damit nach seiner Beute und hielt sie fest, um sie besser verschlingen zu können.
    Das alleine hätte schon völlig ausgereicht, um das Entsetzen zu erklären, das diese Ungeheuer bei jedem auch nur halbwegs vernünftigen Menschen hervorriefen, doch zudem waren sie auch noch intelligent. Nicht annähernd so intelligent wie der terrestrische Delfin, aber doch immerhin schlau genug, um miteinander zu kooperieren, wenn sie auf die Jagd gingen. Und auch schlau genug, um zu wissen, dass sich an Bord von Booten immer Nahrung befand.
    Die entsetzten Kinder kreischten, als der Kopf des ersten Kraken die Wasseroberfläche durchbrach, und das Schreien wurde noch lauter, als ein zweiter von unten den Bootsrumpf rammte. In dem schäumenden Wasser schaukelte die Barkasse so wild hin und her, dass sie fast schon kenterte, und dann ging einer der Jungen über Bord.
    Kurz schien das Wasser zu kochen. Der Kopf des Jungen tauchte wieder auf, der Junge öffnete den Mund und stieß einen Schmerzensschrei aus, dann packte ihn von unten einer der Kraken und zog ihn wieder unter Wasser.
    »Shan-wei!«, fluchte Cayleb hilflos und schlug mit der Faust auf die Brüstung; die Barkasse, die jetzt noch weiter aus dem Gleichgewicht gekommen war, hüpfte wie wild über die Wellen, als der Krake erneut den Rumpf rammte. Dieses Mal kenterte das Boot, und schreiend stürzten sämtliche Kinder ins Wasser.
    Merlin hielt nicht einmal inne, um über die Lage nachzudenken. Bevor Cayleb auch nur hatte bemerken können, dass sein ›Leibgardist‹ hier reagierte, hatte Merlin ihm schon mit übermenschlich schnellen Bewegungen die Harpune aus der Hand gerissen, die Cayleb zuvor noch achtlos festgehalten gehalten hatte. Unfassbar schnell spannte er die Waffe, dann riss Cayleb trotz seines Entsetzens ungläubig die Augen auf, als er sah, wie die Harpune in einem flachen, todbringenden Winkel einen Bogen beschrieb,
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