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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
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ungastlich trocken wie steinig. Deswegen war es gefährlich, zu schnell zu reiten, doch es hatte den Anschein, als hätten die Verfolger damit überhaupt keine Mühe. Wäre einer von ihnen zu Fall gekommen, wäre das auch nicht so verhängnisvoll gewesen, als wäre dies einem der Verfolgten zugestoßen.
    Jussuf entschied sich plötzlich, im rechten Winkel nach Westen auszuweichen, auf die Berge zu, wo er Schutz zu finden hoffte. Bald ritten die drei verfolgten Reiter ein Wadi steil bergauf. Doch das trockene Flussbett wurde schmaler und tiefer, sodass sie bald in einer tiefen Kluft dahinritten, als hätte sie Gott auf ihrer Flucht gefangen und würde sie nun in eine bestimmte Richtung führen.
Jetzt gab es nur noch einen Weg, und dieser führte immer steiler hinauf und machte es den Reitern schwerer, das Tempo zu halten. Die Verfolger kamen immer näher und sie waren bald in Reichweite ihrer Pfeile. Die Verfolgten hatten sich bereits ihre runden, eisenbeschlagenen Schilde auf den Rücken geschnallt.
    Jussuf war es nicht gewohnt, um sein Leben zu bitten. Aber jetzt, da er zwischen den verräterischen Felsblöcken auf dem Grund des Wadi immer langsamer reiten musste, kamen ihm einige Worte Gottes in den Sinn, die er atemlos und mit trockenen Lippen vor sich hin sprach: »Er, der Leben und Tod geschaffen hat, um euch auf die Probe zu stellen und euch durch eure Handlungen beweisen zu lassen, wer von euch der Beste ist. Er ist der Allmächtige. Der, der stets vergibt.«
    Und in der Tat stellte Gott seinen geliebten Jussuf auf die Probe und zeigte ihm - erst als Erscheinung im Gegenlicht der untergehenden Sonne, dann mit fürchterlicher Klarheit - das Schrecklichste, was ein Rechtgläubiger in dieser schweren und bedrängten Lage sehen konnte.
    Aus der Gegenrichtung kamen von oben im Wadi ein Templer mit gesenkter Lanze und hinter ihm sein Knappe. Diese beiden Feinde allen Lebens und alles dessen, was gut ist, ritten so schnell, dass ihre Umhänge wie große Drachenschwingen hinter ihnen herflatterten. Sie kamen wie die Dschinn der Wüste.
    Jussuf brachte sein Pferd eilig zum Stehen und griff nach seinem Schild, den er jetzt vom Rücken nach vorne nehmen musste, um der Lanze des Ungläubigen zu begegnen. Er empfand keine Angst, sondern nur die kalte Erregung der Todesnähe, und er lenkte sein Pferd auf die steile Wand des Wadis zu, damit ihn die Lanze des Feindes nicht voll von vorn treffen, sondern ihn vielleicht nur streifen würde.

    Doch da hob der Templer, der nur noch wenige Atemzüge entfernt war, seine gesenkte Lanze und gab Jussuf und den anderen Rechtgläubigen ein Zeichen, den Weg freizumachen. Das taten sie, und im nächsten Augenblick donnerten die zwei Templer vorbei und ließen dabei ihre Umhänge fallen, die flatternd in den Staub sanken.
    Eilig gab Jussuf seinen Gefährten mit Handzeichen einen Befehl, und dann erklommen sie mit Mühe den letzten steilen Hang des Wadis, um zu einem Platz zu kommen, von dem aus sie alles überblicken konnten. Dort warf Jussuf sein Pferd herum und hielt an, denn er wollte erfahren, was Gott mit alldem im Sinn hatte.
    Die beiden anderen wollten die Gelegenheit nutzen, um zu verschwinden. Templer und Räuber sollten die Sache unter sich ausmachen. Aber Jussuf wischte alle Einwände mit einer kurzen, verärgerten Handbewegung beiseite, denn er wollte sehen, was geschehen würde. Noch nie zuvor war er einem dieser Templer, diesen Dämonen des Bösen, so nahe gekommen und er hatte das eindeutige Gefühl, die Stimme Gottes rate ihm, die Ereignisse abzuwarten. Daran durfte ihn keine normale Klugheit hindern. Normale Klugheit hätte bedeutet, noch vor Sonnenuntergang in Richtung Al Arish weiterzureiten, bis sich schließlich die Dunkelheit wie eine schützende Decke über sie gelegt hätte. Was er jetzt sah, sollte er nie vergessen.
    Die sechs Räuber hatten nicht viele Möglichkeiten, als sie bemerkten, dass sie sich nun, statt drei reiche Männer zu verfolgen, den Lanzen zweier Templer gegenübersahen. Das Wadi war viel zu schmal, um anzuhalten, zu wenden und den Rückzug anzutreten, ohne dass die Franken sie einholen würden. Nach kurzem Zögern taten sie das einzig Mögliche: sie formierten sich neu, sodass sie jetzt zu zweit nebeneinanderher ritten, und gaben ihren Pferden die Sporen.

    Der weiß gekleidete Templer, der vor seinem Knappen herritt, leitete zunächst eine Scheinattacke gegen den rechten der beiden ersten Räuber ein, und als dieser sein Schild hob, um den
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