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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
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»Er bindet die Toten auf ihren eigenen Pferden fest, damit sie trotz des Blutgeruchs nicht allzu unruhig werden. Er gedenkt offenbar die Pferde mitzunehmen.«
    »Ja, das sind wirklich sehr gute Pferde«, pflichtete ihm Jussuf bei. »Ich verstehe nur nicht, wie diese Verbrecher zu Pferden kommen, wie sie eines Königs würdig sind. Ihre Pferde waren tatsächlich genauso schnell wie unsere.«
    »Noch schlimmer. Sie kamen zum Schluss sogar näher«, wandte Emir Moussa ein, der nie zögerte, seinem Herrn
seine aufrichtige Meinung zu sagen. »Aber haben wir jetzt nicht gesehen, was wir sehen wollten? Wäre es nicht das Klügste, in die Dämmerung zu reiten, ehe Al Ghouti zurückkommt?«
    »Seid Ihr so sicher, dass er zurückkehrt?«, fragte Jussuf belustigt.
    »Ja, Herr, er kommt zurück«, entgegnete Emir Moussa mürrisch. »Da bin ich mir ebenso sicher wie der Knappe da unten, der es nicht für nötig hält, seinen Herrn im Kampf gegen nur zwei Feinde zu unterstützen. Habt Ihr nicht gesehen, wie Al Ghouti sein Schwert in die Scheide gesteckt und den Bogen gespannt hat, ehe er da unten um die Biegung ritt?«
    »Hatte er einen Bogen, obwohl er ein Templer ist?«, fragte Jussuf und zog erstaunt seine schmalen Augenbrauen hoch.
    »Genau das, Herr«, antwortete Emir Moussa respektvoll. »Er ist, wie ich bereits gesagt habe, ein Turkopel, er reitet leicht und schießt aus dem Sattel wie ein Türke, aber mit einem längeren Bogen. Schon allzu viele Rechtgläubige sind seinen Pfeilen zum Opfer gefallen. Ich möchte mich aber trotzdem erdreisten, Herr, vorzuschlagen …«
    »Nein!«, unterbrach ihn Jussuf. »Wir warten hier. Ich will ihn treffen. Es herrscht gerade Waffenstillstand mit den Templern, und ich will ihm danken. Es kommt nicht infrage, dass ich in Dankesschuld zu einem Templer stehe!«
    Die anderen beiden sahen ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter über diese Sache zu streiten. Es war ihnen jedoch nicht wohl in ihrer Haut. Das Gespräch verstummte.
    Schweigend saßen sie eine Weile lang da, vorgebeugt und eine Hand auf den Sattelknauf gestützt. Sie betrachteten den Knappen, der damit begonnen hatte, die Waffen
und die beiden Umhänge aufzusammeln, die er und sein Herr vor dem Angriff abgeworfen hatten. Nach einer Weile fiel ihm der abgeschlagene Kopf des einen Räubers in die Hände, und er überlegte, wie er ihn wohl im Gepäck verstauen könnte. Zum Schluss zog er einem der Toten seinen Abay aus, wickelte den Kopf darin ein, verschnürte ihn und hängte das Paket dann am Sattelknauf neben der Leiche auf, der der Kopf fehlte.
    Zum Schluss war der Knappe mit allem fertig und überprüfte, ob alle Lasten ordentlich verstaut waren. Er stieg auf sein Pferd und ritt, die zusammengebundenen Pferde hinter sich, an den drei Sarazenen vorbei.
    Jussuf grüßte den Knappen höflich auf Fränkisch und machte eine weite Armbewegung. Unsicher lächelte ihn der Knappe an, und sie hörten nicht, was er antwortete.
    Es begann zu dämmern, und die Sonne ging bereits hinter den hohen Bergen im Westen unter. Das Salzmeer weit unten in der Ferne funkelte nicht mehr blau. Als würden die Pferde die Ungeduld ihrer Herren spüren, warfen sie gelegentlich die Köpfe nach hinten und schnaubten, als wollten sie sich auf den Weg machen, ehe es zu spät wurde.
    Da sahen sie unten im Wadi den weiß gekleideten Templer kommen. Hinter sich führte er zwei Pferde, über deren Sätteln zwei Tote hingen. Er hatte keine Eile und ritt mit gesenktem Kopf, als sei er ins Gebet vertieft, obwohl er wahrscheinlich nur den steinigen und unebenen Boden betrachtete, um einen brauchbaren Weg zu finden. Als hätte er die drei wartenden Reiter nicht gesehen, wiewohl sie sich aus seiner Richtung gegen den hellen Teil des Abendhimmels als Silhouetten abzeichnen mussten.
    Als er herangekommen war, blickte er auf und zügelte, ohne etwas zu sagen, sein Pferd.

    Jussuf verlor vollkommen den Faden. Er verstummte, weil das, was er jetzt sah, nicht zu dem zu passen schien, was er eben mitverfolgt hatte. Derjenige der beiden Teufelsdämonen, der offenbar Al Ghouti genannt wurde, strahlte Frieden aus. Er trug seinen Helm an einer Kette über der Schulter, und sein kurzes helles Haar und sein üppiger, wild wuchernder Bart in derselben Farbe zeigten wahrlich nicht das Antlitz eines Dämons mit Augen, die so blau waren, wie man erwarten konnte. Er hatte einen Mann vor sich, der gerade drei oder vier andere Männer erschlagen hatte. Jussuf konnte sich vor lauter
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