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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
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entschieden.

    An Philippus und Jakobi, dem Tag, an dem das Gras schon so grün und üppig war, dass man das Vieh auf die Weiden treiben und die Zäune in Augenschein nehmen konnte, ergriff Sigrid ein Schrecken, als hätte ihr eine kalte Hand das Herz zusammengepresst. Sie spürte, dass es jetzt beginnen würde. Doch der Schmerz verging so schnell, dass er ihr schon kurz darauf wie eine Einbildung vorkam.

    Sie war mit dem kleinen Eskil an der Hand zum Bach hinuntergeschlendert, wo die Mönche und ihre Laienbrüder gerade damit beschäftigt waren, mit Blockrollen, Seilen und vielen Zugtieren ein gewaltiges Mühlrad in die richtige Lage zu hieven. Sie hatten die Ufer des Bachs mit Steinen ausgemauert, ihn schmaler und tiefer gemacht, um dort, wo das Mühlrad jetzt aufgehängt werden sollte, eine stärkere Strömung zu erzeugen. Das Mühlrad war aus mehr als tausend Eichenstücken kunstvoll zusammengefügt und sollte genügend Kraft liefern, um nicht nur eine Getreidemühle anzutreiben, sondern auch den Hammer in der Schmiede, die bald fertig sein würde.
    Ein Stück weiter stromabwärts befand sich eine ähnliche, aber kleinere Vorrichtung. Dort sah das Wasserrad etwas anders aus: Es war wie eine lange Reihe von Eimern geformt, die Wasser aus dem Bach hoben und es in einen Kanal aus ausgehöhlten Eichenstämmen kippten. Zwischen dem Kanal und dem Gelände, auf dem die Kirche und die anderen Gebäude des Klosters stehen sollten, herrschte eine gewisse Fallhöhe. Der Wasserstrom sollte durch mehrere der Bauwerke verlaufen und dann wieder in den Bach geleitet werden. Man wollte ihn überbauen, damit er im Winter nicht gefror, und so würde man immer fließendes Wasser haben, sowohl im Kochhaus als auch in den Aborten.
    Sigrid hatte an den Baustellen viel Zeit zugebracht, und Pater Henri hatte ihr geduldig erzählt, was dort geschah und welche Absichten man verfolgt. Sie hatte zwei ihrer besten Leibeigenen mitgenommen: Svarte, der Sot befruchtet hatte, und Gur, dessen Weib und Kinder oben in Arnäs lebten. Sie hatte ihnen alles sorgfältig in ihre Sprache übersetzt und erklärt, was Pater Henri beschrieben hatte.

    Magnus hatte mit ihr darüber gezetert, dass sie unten in Varnhem doch ohnehin keine Verwendung für die besten Leibeigenen hatte, zumindest nicht die männlichen Geschlechts. Die hätten sich viel besser bei den Bauarbeiten in Arnäs nützlich machen können. Sigrid war jedoch hart geblieben und hatte erklärt, es gebe von den Burgunder Laienbrüdern und den englischen Steinmetzen, die Pater Henri eingestellt habe, viel Nützliches zu lernen. Und wie schon so oft hatte sie auch diesmal ihren Willen durchgesetzt, obwohl es einem Mann aus dem Westlichen Götaland nur schwer zu erklären war, dass die Ausländer so viel bessere Baumeister sein sollten.
    In nur wenigen Monaten hatte sich Varnhem in eine große Baustelle verwandelt, auf der die Hammerschläge widerhallten, die Sägen kreischten und quietschten und die großen Schleifsteine aus Sandstein ächzten und lärmten. Beim ersten Anblick konnte das Ganze planlos und wirr aussehen, so wie man bei einem Ameisenhaufen den Eindruck hat, als liefen die Ameisen ohne Sinn und Verstand hin und her. Es steckten jedoch sorgfältig ausgearbeitete Pläne hinter allem, was geschah. Vorarbeiter war ein kräftig gebauter Mönch namens Guilbert de Beaune. Als einziger der Mönche packte er selbst mit an. Im Übrigen erledigten die braun gekleideten Laienbrüder alle Arbeit, die mit den Händen verrichtet werden musste.
    Die anderen Mönche, die bis auf Weiteres das Langhaus von Varnhem als Wohnung und Andachtsraum übernommen hatten, befassten sich meist mit geistlichen Dingen oder dem Schreiben.
    Nach einiger Zeit hatte Sigrid den Laienbrüdern die Hilfe von Svarte und Gur angeboten. Sie verfolgte damit eher das Ziel, die beiden gleichsam in die Lehre gehen zu lassen, als sich besonders hilfsbereit zu zeigen. Zunächst
waren einige der Laienbrüder zu Pater Henri gekommen und hatten darüber Klage geführt, dass die ungehobelten und ungebildeten Leibeigenen sich bei fast allem, was man ihnen anvertraue, höchst ungeschickt anstellten. Pater Henri hatte alle diese Klagen jedoch mit einer Handbewegung abgetan, da er sehr wohl verstand, welche Absicht Sigrid mit diesen Lehrlingen verfolgte. Er hatte nämlich mit Bruder Guilbert unter vier Augen über diese Frage gesprochen, was zum Verdruss vieler Laienbrüder dazu geführt hatte, dass Svarte und Gur gerade dann, als sie
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