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Der Krankentröster (German Edition)

Der Krankentröster (German Edition)

Titel: Der Krankentröster (German Edition)
Autoren: Jürgen von der Lippe , Gaby Sonnenberg
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kleine Kirmes in der Wirichsbongardstraße, wo heute ein Parkhaus steht. So klein sie war, eine Raupenbahn gab es, mit Verdeck, das Taschengeld reichte für viermal fahren, sprich viermal knutschen. Und man wusste: Am Aschermittwoch ist alles vorbei, denn eine Freundin gestatteten mir meine Eltern nicht, und für eine heimliche Beziehung fehlte mir die Nervenkraft. Der kleine Kirmesplatz lag auch auf meinem Schulweg und hieß seit 1792, wo dort ein Holzkreuz errichtet wurde, im Volksmund: »Henger Herrjotts Fott«, also »hinter dem Hintern des Herrn«. 1897 wurde es durch ein steinernes Kreuz ersetzt, das die Nationalsozialisten entfernen ließen, 1986 gründete sich die Bürgerinitiative Henger Herrjotts Fott e.V., brachte durch Spenden 80 000 DM zusammen, und 1987 stand an alter Stelle ein neues, von Bonifatius Stirnberg geschaffenes Bronzekreuz. Seitdem gibt es dort auch ein Straßenschild und jedes Jahr das gleichnamige Stadtfest.
    Diesen wunderbar rauen, aber herzlichen sprachlichen Umgang mit heiligen Dingen findet man möglicherweise nirgendwo sonst. So nennt der Aachener die Kirche St. Fronleichnam im Ostviertel »St. Makai«. »Makai« bedeutet »Quark«, möglicherweise hat die Quaderform der Kirche den unbekannten Namensgeber inspiriert. Damit sind wir beim Öcher Platt, der Aachener Mundart, spätestens seit Ulla Schmidt bundesweit ein Begriff. Die frühere Gesundheitsministerin jobbte als Studentin in der Barbarina, einer Nachtbar, die ihre Schwester führte (heute Club Voltaire). Mein Vater behauptete, sie aus dieser Zeit zu kennen. Öcher Platt gehört der ripuarischen Sprachgruppe an, und der Außenstehende empfindet diese Mundart gern als ungehobelt, gehört es doch zu ihren Eigenarten, das Gegenüber bei der Begrüßung mit einem mundartlichen Synonym fürs männliche Genital zu titulieren, häufig in Verbindung mit dem Adjektiv »au«, also »alt«. Das Öcher Platt wird in drei Theatergruppen und im »Öcher Schängche« gepflegt, neben dem Kölner Hänneschen-Theater die einzige große Stockpuppenbühne des Rheinlands.
    Aachen, Stadt auch der kulinarischen Superlative: erste deutsche Stadt mit original belgischen Fritten, mit dem besten Sauerbraten der Welt, auch weil die Sauce mit Aachener Printen gebunden wird, einer weiteren Spezialität. Zu meiner Studienzeit verkaufte ein Händler aus Holland in einer Garage in Burtscheid asiatische Gewürze an die vielen indonesischen Studenten, von denen etliche bei mir Deutsch lernten im Institut »Deutsch für Ausländer«. Und die nahmen mich mit zum Einkaufen und dann auch zum Kochen, was meine bei Muttern genossene Kochgrundausbildung entscheidend bereicherte.
    Je länger ich schreibe, desto mehr gerate ich ins Schwärmen. Ich wohne seit Langem nicht mehr in Aachen, aber bei jedem Besuch geht mir das Herz weiter auf. Und was den Fußball angeht: An einem Samstag lag die Alemannia in meinem Beisein schon 0:3 zurück, gegen Tennis Borussia Berlin, das Publikum, finster entschlossen, sich den Tag nicht versauen zu lassen, stand wie ein Mann hinter der Gastmannschaft und dann drehten die Aachener das Spiel um und siegten mit 5:4. Und alle Öcher Fans gingen mit dem schönen Gefühl nach Hause, nicht einen Moment an ihrer Mannschaft gezweifelt zu haben. Und das Gefühl kommt auch wieder. Ganz sicher.
    Und jetzt noch der heutige Witz:
    Zwei Männer kommen aus der Kneipe, hackedicht. Beide stellen fest, dass sie pinkeln müssen, und tun es. Sagt der eine: »Warum pinkele ich so laut und du so leise?« »Weil du an mein Auto pinkelst und ich an deinen Mantel!«
    Liebe Grüße
    Jürgen

    Guten Morgen Jürgen,

    das war aber schön, mit Dir zu quatschen. Hoffe, wir können das bald mal wieder machen. Wenn Du mal in München bist, bist Du herzlich bei uns zum Essen und Dixit spielen eingeladen.

    Beim Durchstöbern meiner Mails fand ich die Zusammenfassung eines interessanten Artikels, den mir mein Bruder zu Beginn meiner Krankheit geschickt hatte.
    LEUKÄMIE IST KEIN TODESURTEIL MEHR

    Früher hatte man keine Überlebenschance, wenn die weißen Blutkörperchen sich gegen einen wenden. Heute sind die Prognosen weitaus besser: Neue Medikamente und Knochenmarkstransplantationen können helfen. Heute werden fast 80 % aller kindlichen Leukämien geheilt, bei Erwachsenen ist es noch nicht so weit. Beim Blut- oder Knochenmarkkrebs überwuchern weiße Blutzellen Knochenmark und Blut. Unterschieden wird dabei zwischen eher schleichend verlaufenden, meist gut
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